Es ist das endgültige Ende der Reise und das gilt nicht nur für die Gemeinschaft der 13 Zwerge und deren Begleiter, sondern auch für die Crew um den Filmemacher Peter Jackson sowie das zig Millionen zählende Publikum, welches sich über fast anderthalb Dekaden hinweg immer wieder eingefunden hat um in die facettenreiche Welt von Mittelerde einzutauchen, die ein gewisser J.R.R. Tolkien einst zu Papier gebracht hat. Zu einer Zeit, als zu der Vorstellung diese opulente Fantasy-Welt einmal visuell so umgesetzt zu sehen wie es heute möglich ist, wohl fast genauso viel Phantasie gehörte wie dazu sie zu entwerfen. Sechs Filme, die es in ihrer Langfassung auf rund zwanzig Stunden Laufzeit bringen und die sich zweifellos ihren Platz als markanter Eckpfeiler in der Kinohistorie verdient haben. Wobei niemand ernsthaft bestreiten kann, dass dabei die Hauptspeise zuerst serviert wurde und der Nachschlag in Form der deutlich aufgeblähten Adaption einer eher schmalen Vorlage folgte. Die Wirkung und vor allem die erzählerische Qualität des „Herrn der Ringe“ erreichte die „Hobbit“-Trilogie zu keinem Zeitpunkt und das gilt handlungstechnisch gesehen für den nun vorliegenden finalen Film noch mehr als für dessen Vorgänger. „Die Schlacht der fünf Heere“ präsentiert nur noch ein absolutes Minimum an Handlung, doch wirklich schlimm ist das nicht, denn das was hier geboten wird ist eben ein echtes Fest für die Augen. Und für zumindest ein bisschen Emotion und Abschiedsschmerz reicht es dann am Ende auch noch.
Wo waren wir stehengeblieben? Dabei die Beine in die Hand zu nehmen und sich tunlichst in Sicherheit zu bringen - denn Smaug, der mächtige Drache hat sich aus dem Dämmerschlaf erhoben und setzt dazu an Unheil, Tod und Zerstörung zu bringen über die Bewohner von Seestadt, und viel wird danach nicht übrig bleiben von dieser Heimstatt der Menschen. Doch dank des entschlossenen Bogenschützen Bard (Luke Evans) findet die Herrschaft von Smaug schließlich ihr Ende und so könnte das Abenteuer letztlich also gut ausgehen für die Gruppe um Bilbo Beutlin (Martin Freeman) und die nun wieder in den Mauern ihrer Heimat angekommenen Zwerge. Doch da die Not der Menschen von Seestadt groß ist und sich der von seinem neuen Reichtum verführte und geblendete Zwergenführer Thorin Eichenschild (Richard Armitage) weigert zu helfen und zu teilen, ist der nächste Konflikt vorprogrammiert. Gemeinsam mit den Menschen marschieren auch die Elben um ihren Anführer Thranduil (Lee Pace) auf. Alle Verhandlungen verlaufen ergebnislos und erst als die gewaltige Streitmacht der von einer dunklen Macht im Hintergrund gesandten Orks und Trolle ebenfalls am Horizont erscheint, stellt sich noch einmal die Frage, ob es nicht besser wäre gemeinsam gegen diesen brutalen Feind zu kämpfen. In dieser Situation erweist sich ausgerechnet der Hobbit Bilbo als ein geschickter Taktierer.
Es ist immerhin mal etwas Anderes, den großen Kampf mit dem über zwei Filme aufgebauten Hauptgegner gleich zu Beginn des Dritten zu verbraten. So ist dann diesmal aber zwangsläufig auch nichts mehr zu spüren von dem doch recht schwerfälligen Aufbau der beiden Vorgänger, die jeweils erst in ihrem letzten Drittel in Sachen Action so richtig Fahrt aufnahmen. Hier geht es dagegen sofort in die Vollen und der von Benedict Cumberbatch mit reichlich Charakter in der Stimme versehene Drache Smaug bekommt seine Bühne, bevor es anschließend daran geht dem sogar noch richtig einen drauf zu setzen. Denn einem Peter Jackson genügen wenige Worte und Seiten der Romanvorlage, um sich eine ganz eigene monumentale Schlacht zu zimmern, die an Umfang und Länge mal locker all das in den Schatten stellt, was uns im „Ringe“-Epos bereits geboten wurde. „Helms Klamm“ und „Minas Tirith“ dürfen sich ab sofort weiter hinten anstellen was die Verwendung des Begriffes „episch“ angeht (im Grunde müssten in die chronologisch ja später angesiedelten Filme noch nachträglich ein paar Szenen eingefügt werden, in denen die Bewohner von Mittelerde ehrfürchtig von dieser „Schlacht der fünf Heere“ berichten). Natürlich gibt der neue Titel des letzten Teils der Trilogie vor allem marketingtechnisch mehr her als das ursprünglich noch vorgesehene „Hin und zurück“, doch wird der Film seinem Versprechen auch durchaus gerecht.
Die CGI-Technik ist bekanntlich nicht schlechter geworden in den letzten zehn Jahren, und so zieht man noch einmal alle Register in Sachen Massenszenen, Kameraschwenks und beeindruckenden Ansichten aus der Vogelperspektive. Das Ganze ist – müssen wir es überhaupt erwähnen? – in Sachen Brutalität und Abschlachterei wahrhaftig kein Kinderfilm, sieht aber zu jeder Zeit äußerst imposant aus und lässt dem Betrachter über mehr als eine Stunde hinweg praktisch keine Atempause. Dass sich hier jedoch trotzdem nicht der bekannte Ermüdungseffekt einstellt, wie ihn die unendlich in die Länge gezogenen Showdowns der Marke „Transformers“ & Co. zuverlässig mit jeder neuen Folge verursachen, liegt dabei nicht nur an dem einmaligen Schauplatz Mittelerde. Denn Dank der Streuung auf zahlreiche Figuren, die an unterschiedlichen Orten ihren eigenen Kampf austragen, bevor es schließlich daran geht dem Gegner das finale Haupt abzuschlagen, bleibt es stets kurzweilig und unterhaltsam. Was zu dem durchaus überraschenden Ergebnis führt, dass ausgerechnet der Teil der ausufernden „Hobbit“-Trilogie, der im Prinzip nicht viel mehr als eine gigantische Schlacht zeigt, derjenige mit den wenigsten Längen einer an Längen sonst nicht unbedingt armen Reihe ist.
Ein Stück weniger als die Optik können dagegen die Charakterisierungen überzeugen, die eh nur an einigen ausgewählten Figuren vorgenommen werden. Auf der Habenseite verbuchen wir die Entwicklung des von Luke Evans verkörperten Fährmanns Bard zum charismatischen Anführer sowie vor allem die Ambivalenz in der Darstellung von Martin Freemans Bilbo Beutlin, dessen Zerrissenheit zwischen Loyalität zu den bisherigen Freunden und dem, was ihm die Vernunft gebietet, glaubhaft vermittelt wird. Weniger überzeugend dagegen die gleich zweimalige Wandlung von Richard Armitages Thorin, der doch etwas zu plötzlich von dem Wahnsinn kuriert wird, der ihn zuvor genauso rasant befallen hat. Als Überbleibsel von Film Nummer Zwei und nach wie vor als nicht mehr als mäßig interessantes Füllmaterial daherkommend geht es auch mit dem Liebesdreieck zwischen dem zweifellos hübschesten aller Zwerge, der Elbin Tauriel und Konkurrent Legolas weiter und da wird es dann zumindest am Ende ein wenig traurig und bewegend. Denn nachdem die Schlacht geschlagen ist, heißt es definitiv Abschied nehmen und diese Aufgabe meistert Regisseur Jackson etwas anders als beim „Ringe“-Epos, weniger schwülstig, aber sehr sympathisch, und das weiß dann durchaus zu gefallen.
Trotzdem ist es aber absolut in Ordnung und auch einfach Zeit nun endgültig Schluss zu machen mit der Kino-Reise in die Welt des J.R.R. Tolkien. Wer vor dem Start des dreiteiligen „Hobbit“-Nachschlags skeptisch war ob der Sinnhaftigkeit oder Notwendigkeit eines solchen Unterfangens, der wird im Laufe der Trilogie genug Material gefunden haben um seine Auffassung zu untermauern. Wer sich jedoch einfach an dieser prächtigen Fantasy-Welt erfreuen und mit Begeisterung immer wieder in sie eintauchen möchte, dem sei auch das gegönnt. Ein echtes Meisterwerk ist mit der zweiten Runde zwar erwartungsgemäß nicht entstanden, drei sehenswerte und hervorragend gemachte Filme aber allemal.
Neuen Kommentar hinzufügen