Chéri - Eine Komödie der Eitelkeiten

Originaltitel
Chéri
Jahr
2009
Laufzeit
100 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 29. Juni 2010

 

Im schicken Paris an der Schwelle zum 20. Jahrhundert hat sich die ehemalige Kurtisane Lea de Lonval (Michelle Pfeiffer) gut eingerichtet und keine finanziellen Sorgen. Das neue "Projekt", welches ihr die in inniger Feindschaft verbundene Madame Peloux (Kathy Bates) anträgt, besitzt aber einen gewissen Reiz: Deren Sohn Fred (Rupert Friend), der von allen nur "Chéri" genannt wird, ist ein antriebsloser Schöngeist und Faulpelz, der unter der Obhut der kultivierten Lea zu voller Mannesblüte reifen soll. Es entwickelt sich zwischen den beiden Ungleichen eine Affäre, die sich über Jahre zu einer ernsthaften Beziehung entwickelt, auch wenn das keiner der Beteiligten offen zugeben würde. Erst als Chèris Mutter schließlich eine Heirat Chéris mit der vor allem finanziell attraktiven Edmee (Felicity Jones) arrangiert, wird den Beiden bewusst, wie sehr sie mittlerweile aneinander hängen.

Ein neuer Film von Stephen Frears mit Michelle Pfeiffer - das schürt natürlich gewisse Erwartungen bei jedem, der vor rund 20 Jahren die "Gefährlichen Liebschaften" gesehen und genossen hat. Denn schließlich staunen auch heute noch die Fans der "Eiskalte Engel"-Generation nicht schlecht wenn man ihnen mal vorführt, woher ihr Favorit seine "Inspirationen" zog. Für Pfeiffer war es sogar der Durchbruch als ernstzunehmende Schauspielerin und nachdem sich die Aktrice kürzlich ein wenig über den Mangel an attraktiven Rollen in ihrer Altersklasse beklagte und daher in den letzten Jahren nur noch selten zu sehen war, beschenkt sie Frears nun mit einer echten Traumrolle.
In der Theorie jedenfalls, denn leider ist ihm das neue Kostümdrama ein wenig zu schwachbrüstig und beliebig geraten, um größeren Eindruck zu hinterlassen. An Michelle Pfeiffer liegt das nicht, denn die wirft sich lustvoll ins Korsett und liefert sich einige amüsante Duelle mit ihrer Kollegin/Rivalin Kathy Bates, bei denen die Worte wie kleine Pfeilspitzen abgeschossen werden, ohne dabei jemals das aufgesetzte Lächeln zu vergessen. Ein ganzes Stück lauer kommt da schon der bisher vorwiegend in kleineren Nebenrollen aufgetretene Rupert Friend daher, auch wenn dem natürlich von vornherein ein gewisser Hang zur Lässig- und Lustlosigkeit in die Rolle des Chéri geschrieben wurde.

Eine wirklich berührende Geschichte, bei der man sich für das Leid und weitere Schicksal der unglücklich Liebenden ernsthaft interessiert, bekommen wir hier aber nicht geboten. Dafür erfolgt der Wechsel von der spielerischen Liebelei zur dramatischen Beziehungskrise zu plötzlich und zu wenig nachvollziehbar, und das aufrichtige Bedauern des Betrachters verdient sich dieses stets etwas zu selbstverliebte Paar kaum einmal. Vor allem die wechselhaften Aktionen und "falschen" Entscheidungen des Herrn Chéri bleiben wenig nachvollziehbar und wirken allzu oft nur wie vom Drehbuch (bzw. der zugrunde liegenden Buchvorlage) konstruierte Maßnahmen, um die Handlung voran zu treiben oder in die Länge zu ziehen, bis hin zum Finale, das auch nicht wirklich eine befriedigende Lösung bietet.
Andererseits fallen die Anmerkungen zum sozialen Umfeld und der Bigotterie im Umgang mit den Kurtisanen zu beiläufig aus, um dem Film etwa den Status eines Sozialdramas verleihen zu können. An echtem Witz mangelt es, abgesehen von den Bosheiten der feinen Damen untereinander, leider ebenfalls.

Was bleibt ist ein hübsch anzuschauender und opulent ausgestatteter Kostümfilm mit zwei gut aufgelegten Darstellerinnen. Für einen Mann, der uns neben den "Gefährlichen Liebschaften" und "High Fidelity" zuletzt auch mit seinem gelungenen Blick auf "Die Queen" beeindrucken konnte, ist das aber enttäuschend wenig.


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