Black Bag – Doppeltes Spiel

Originaltitel
Black Bag
Land
Jahr
2025
Laufzeit
93 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Matthias Kastl / 21. Mai 2025

Kurz bevor Tom Cruise mit dem (vermutlich) letzten Teil der "Mission: Impossible"-Reihe es auf unseren Leinwänden noch mal ordentlich krachen lässt, startete bei uns ein wenig unter dem Radar ein deutlich unaufgeregter daherkommender Agentenfilm. Regisseur Steven Soderbergh setzt in "Black Bag" dabei auf mittlerweile eher aus der Mode gekommene Qualitäten wie sorgfältige Figurenzeichnung und dialoggetriebene Spannung. Das Ergebnis ist ein angenehm bodenständiger und kurzweiliger Spionage-Thriller für all diejenigen, die bis zur ersten Explosion auch mal eine Stunde warten können.

Im Mittelpunkt von "Black Bag" stehen George (Michael Fassbender, "Shame", "12 Years a Slave") und seine Ehefrau Kathryn (Cate Blanchett, "Aviator", "Blue Jasmine"), beide in leitender Funktion beim britischen Geheimdienst tätig. Eine Beziehung, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert – und genau das wird auf die Probe gestellt, als George von seinem Vorgesetzten Philip Meacham (Gustaf Skarsgård, "Evil") den Auftrag erhält, eine undichte Stelle in den eigenen Reihen zu identifizieren. Unter den Verdächtigen: die Kollegen Clarissa (Marisa Abela), Freddie (Tom Burke, "Furiosa: A Mad Max Saga"), James (Regé-Jean Page, "The Gray Man") und Zoe (Naomie Harris, "Spectre", "Moonlight") – aber eben auch Kathryn. Es ist klar, diese Ermittlungen dürften selbst für den höchstprofessionellen George heikel werden.
 


Allerdings ist das natürlich keine Herausforderung, vor der sich der stets auf Professionalität und Logik bedachte George nun scheuen würde. Also lädt George erst mal alle Verdächtigen daheim zum gemeinsamen Dinner ein – und provoziert dabei, auf durchaus fragwürdige und sehr direkte Art, gleich mehrmals bei seinen Gästen gekonnt einen ordentlichen Seelenstriptease. Womit wir dann auch zur Essenz des Films kommen, denn hier werden vor allem Worte als Waffen eingesetzt. Allerdings ist George schon bald nicht der Einzige, der kräftig am Manipulieren ist – was angesichts der Berufswahl aller Beteiligten jetzt nicht wirklich überrascht.

Steven Soderbergh serviert uns mit "Black Bag" Spionage-Kino der alten Schule, das vor allem auf gutes Schauspiel und clevere Dialoge setzt – mit einem Michael Fassbender und einer Cate Blanchett in den eigenen Reihen natürlich eine gute Entscheidung. Sowohl Fassbender als auch Blanchett können diese intellektuell-gefühlskalten Rollen im Schlaf spielen – aber egal, wie oft man diese darin sieht, es ist halt einfach immer wieder eine Freude. Mit Naomie Harris und Pierce Brosnan hat man sich dazu passend noch zwei Bond-Veteranen ins Ensemble geholt, wobei deren ordentliche Leistung ein wenig von der wundervollen Marisa Abela überstrahlt wird, deren forsches Auftreten für ein paar wohlplatzierte Schmunzler sorgt.
 


Die meiste Zeit ist das hier aber eine eher ernste Angelegenheit, dank einer ordentlichen Zahl von Wendungen und einer erfrischend kurzen Laufzeit dabei aber stets ein kurzweiliges und spannendes Vergnügen. Soderbergh ("Logan Lucky", "Haywire") legt dabei einfach ein gutes Gespür für Spannungskurven und Schauspielführung an den Tag, was sich insbesondere bei einer wundervollen Montage rund um den Einsatz eines Lügendetektors zeigt.

Zugegeben, am Ende fällt die finale Auflösung jetzt nicht übermäßig komplex aus. Und allgemein bleibt festzuhalten, dass dieser Film vor den 2000ern vermutlich eher als nette kleine Fingerübung wahrgenommen worden wäre. Heute wirkt er dagegen in seiner fokussierten Art nostalgisch erfrischend – alleine, weil man hier Starpower mit einer durchdachten Figurenzeichnung und cleveren Dialogen kombiniert. Viel mehr als ein netter, intelligenter Zeitvertreib für Erwachsene will "Black Bag" nicht sein, und genau dieses angenehm moderate Ziel erreicht der Film – was heutzutage eben schon dafür ausreicht, um im Kinoangebot positiv herauszustechen. Wer mehr solcher Filme im Kino sehen will, und das wollen hoffentlich ein paar, sollte darum am besten diese Woche noch das entsprechende Kinoticket lösen – bevor der gute Ethan Hunt "Black Bag" endgültig aus den Kinosälen pustet.

Bilder: Copyright

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