Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte

Jahr
2009
Laufzeit
145 min
Genre
Release Date
Bewertung
10
10/10
von Volker Robrahn / 31. Mai 2010

Ein kleines Dorf im Norden Deutschlands in den Jahren 1913 und 1914. Kurz nach der Ankunft des neuen Lehrers (Christian Friedel) bewegen einige ungewöhnliche Ereignisse die Menschen im Ort. Es beginnt mit dem Reitunfall des Arztes, denn Unbekannte hatten ein Seil über das Gelände gespannt und so sein Pferd zum Sturz gebracht. Für den Tod einer Bäuerin im Sägewerk machen einige Bewohner den Gutsherrn, genannt der "Baron" (Ulrich Tukur) verantwortlich, doch der zaghafte Protest verläuft bald im Sande. Die Atmosphäre wird aber trotzdem immer angespannter und auch der Pfarrer (Burghart Klaussner) sieht die Zeit gekommen, seine Kinder noch strenger an die Kandare zu nehmen. Nach jeder Verfehlung müssen diese fortan eine Zeit lang als Zeichen ihrer Sünde ein weißes Band tragen, was aber nichts daran ändert, dass die Kette seltsamer Geschehnisse auch weiterhin nicht abreißt und das Misstrauen untereinander im Dorf zusehend größer wird.

Was sich liest wie ein spannender Kriminalfall ist natürlich in Wahrheit etwas ganz anderes, und wohl kaum jemand würde von einem Michael Haneke wohl auch so etwas wie einen profanen Thriller samt klarer Auflösung erwarten. Nein, der streitbare Regisseur mit dem Hang, sein Publikum über die Mechanismen von Gewalt zu belehren, möchte uns auch diesmal etwas zeigen. Er wird dabei aber kaum den üblichen Gegenwind verspüren, den seine "Funny Games" noch auszulösen vermochten, denen man ja gern die gleiche manipulative Machart vorwarf, die Haneke darin kritisierte.
In "Das weiße Band" möchte er auf einen Aspekt aufmerksam machen, der seiner Meinung nach wohl viel zu kurz kommt, wenn man von Kindes Alter an über die deutsche Geschichte der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts aufgeklärt wird. Denn dabei geht es meist um Jahreszahlen und Namen, um die große Politik und den historischen Ablauf. All diese in Schulbüchern oder aufwändigen TV-Dokumentationen präsentierten Daten und Berichte haben aber letztlich bis heute nicht schlüssig und abschließend erklären können, wie sich die große Mehrheit eines ganzen Volkes nicht nur von einem genauso skrupellosen wie im Grunde lächerlichen Mann und dessen Helfern zu sadistischen Untaten gegenüber ihren Mitmenschen verleiten ließ, die weit über das Maß hinausgingen was man in einem Krieg gewöhnlich noch für "normal" oder notwendig hält.
Haneke geht zu diesem Zweck zeitlich erst einmal ein ganzes Stückchen zurück und siedelt seine Geschichte am Vorabend des ersten Weltkriegs an, nicht des Zweiten. Und wenn die Erzählstimme des alt gewordenen Lehrers ganz zu Beginn des Films von Ereignissen berichtet, die "für die spätere Entwicklung und Vorgänge in seinem Heimatland von einschneidender Bedeutung waren", dann baut sich einem erst einmal ein mittelgroßes Fragezeichen vor dem geistigen Auge auf. Wie, diese eher belanglosen kleinen Unfälle oder auch Anschläge sollen von historischer Bedeutung sein? Es ist ja nicht so, dass wir es hier mit Mord und Totschlag oder Waffengewalt zu tun hätten. Nein, es handelt sich um auf den ersten Blick fast harmlose Zwischenfälle, welche normalerweise eigentlich nicht den Stoff für große Betrachtungen bieten. Ein Arzt wird mittels eines gespannten Seils zu Fall gebracht und verletzt sich leicht, der Sohn des Gutsherrn wird verprügelt, ein Wellensittich mit einer Schere durchbohrt. Eine gewisse Unruhe breitet sich daraufhin zwar im Ort aus, aber letztendlich geht dann doch alles seinen gewohnten Gang weiter, und da die Vorfälle nicht aufgeklärt werden können, vergisst oder verdrängt man sie halt irgendwann wieder.

Die einzige Stimme der Vernunft, die der Wahrheit schließlich nahe kommt ohne dass ihr deshalb jemand Glauben schenken würde, ist die des von Außen dazugekommenen jungen Lehrers. Er ist anscheinend als Einziger noch nicht so in den Hierarchien und den "So ist das nun mal"-Ritualen der übrigen Bewohner verankert, und kann sich den Blick für die offensichtlichen Merkwürdigkeiten und verdächtigen Verhaltensweisen erhalten. Die Anderen wollen davon aber nichts wissen, sondern bevorzugen eine Sichtweise, die sämtliche Schuld und Verantwortung bequem auf die eh fragwürdigen Außenseiter oder neu Zugezogenen schieben lässt.
Die Wahrheit ist aber eine andere: Die sich hier bereits in kleineren, aber extrem bösartigen Aktionen äußernde Gewalt geht von denjenigen aus, die in dieser Gesellschaft groß werden. Einer Gesellschaft, die sich auf Autorität, Unterdrückung und Strafandrohung gründet, in der es Ordnung und Regeln gibt, die gefälligst nicht zu hinterfragen sind und in der durchgehend "Macht" ausgeübt wird. Macht vom Gutsbesitzer und Arbeitgeber gegenüber den finanziell abhängigen Bauern, Macht vom Lehrer gegenüber seinen Schülern und Angestellten. Vor allem aber weiß damit der örtliche Pfarrer zu erschrecken, der zutiefst davon überzeugt ist, es "ja nur gut zu meinen" und den es glaubwürdig traurig macht, seine Kinder "nun leider wieder bestrafen zu müssen". Der sich ehrlich über "Fortschritte" bei seiner Erziehung freut und dem einfach nicht bewusst wird, welche grausamen Ungeheuer sein repressives Regiment gebären könnte. Es handelt sich hier wohlgemerkt um eine protestantische norddeutsche Gemeinschaft und nicht etwa um eine südlich gelegene katholische. "Nicht mal eine katholische", mag man fast seufzen, denn da wusste man als aufgeklärter Mensch ja eh schon, wie es da seit jeher zuging und wie Schuldbewusstsein, Bestrafung und Vergebung zum guten Ton gehörten.
Burghart Klaussner verkörpert hier ein paar Jahre nach seiner Rolle als Entführungsopfer in "Die fetten Jahre sind vorbei" erneut absolut überzeugend eine zwiespältige Figur in einem Kinofilm, einen "guten Hirten", der von sich selbst glaubt absolut richtig zu handeln und mit klarer, sonorer Stimme seine Regeln nicht nur verkündet, sondern auch stets erklärt. Mit einer Mischung aus erfahrenen Darstellern wie Ulrich Tukur, Susanne Lothar oder Josef Bierbichler und bisher eher unbekannten Schauspielern arbeitet Haneke hier, und das gesamte Ensemble liefert eine mehr als überzeugende Leistung ab, was vor allem auch für die nicht ganz unbedeutenden Kinderdarsteller gilt. Ganz besonders herauszuheben ist dabei die junge Maria-Victoria Dragus, die der Pfarrerstochter Klara eine faszinierende und unheimliche Aura verleiht. Lediglich die Besetzung von Detlev Buck in einer Nebenrolle als Vater der vom Lehrer angebeteten Herzensdame erweist sich als nicht hundertprozentig glücklich, denn dessen Stimme und Erscheinung ist einfach zu sehr mit seinen lakonischen Komödien verbunden, als dass man sich als Betrachter so davon so lösen könnte wie es hier angemessen wäre.

Formal liefert Haneke in digitalem Schwarzweiß einen visuellen Genuss ab, wie man ihn so wohl auch noch nicht gesehen haben dürfte. Seine Bilder wirken fast wie kunstvolle Fotografien, und wer die früheren Werke des Minimalisten kennt, der weiß, dass auch bei einer Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden keine Einstellung als überflüssig zu bezeichnen ist. Die Atmosphäre ist durchgehend so beklemmend, dass die Spannung stets greifbar bleibt, egal wie viel oder eben auch wie wenig gerade auf der Leinwand passiert. In dieser Hinsicht hat es Michael Haneke zu einer absoluten Meisterschaft gebracht und übertrifft da sogar noch einmal seine letzte Arbeit "Caché".
Schlagworte wie Präzision und Genauigkeit oder "Skalpell" und "sezieren" sind hier angebracht, denn damit lässt sich noch am Ehesten beschreiben, wie beeindruckend in "Das weiße Band" der Mikrokosmos eines winzigen Teils der Gesellschaft jener Zeit betrachtet und auseinander genommen wird. Der Film gewann dieses Jahr die Goldene Palme von Cannes und er wird der deutsche Kandidat bei der nächsten Oscarverleihung sein. All das mit Fug und Recht, denn noch nie wurde in einem Film, in dem die Worte "Faschismus" und "Nationalsozialismus" nicht einmal genannt werden, deren spätere Entstehung trotzdem so überzeugend erklärt. Und auch unter den Werken, in denen diese Begriffe fallen, dürfte man kaum ein derart erhellendes wie dieses finden.

Bilder: Copyright

wow noch nie etwas gehört von dem film, warum halten die deutschen ihr filmgut nicht hoch, der ganze mist der auf den privaten läuft ist doch zum kot.... bin ich glücklich das es noch qualität gibt, viel glück beim oscar

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10
10/10

Schwierig da "Punkte" zu vergeben - woran soll man so einen Film denn messen?
An dem Film scheint alles perfekt zu sitzen, alles wirkt gleichzeitig glaubwürdig und extrem formalisiert, Haneke hat es geschafft die menschlichen Motivationen und Triebe in ganz klare und äußerst transparente schwarz-weiße Formen umzusetzen.
Beispielsweise wird fast ausschließlich exzellent artikuliertes Hochdeutsch gesprochen, und trotzdem wirken die Dialoge absolut glaubwürdig und menschlich sehr tief.
Natürlich ist der Grundton distanziert, kühl und düster, unterstrichen durch die öfters eingebauten Momente die dokumentarische schwarz-weiß Aufnahmen nachzubilden scheinen - die Ermangelung an Auswegen aus der menschlichen Maschinerie des Dorfes könnte dem einen oder anderen Zuschauer anschließend auf der Seele liegen und erinnert dann doch ab und zu an Kafka, wobei der Rahmen des realistischen Dorflebens nie gesprengt wird, es wird nur dargestellt was ganz normal zum Leben dazugehört, die Abgründe tun sich nur im Kopf des Zuschauers auf.
Sehr sehr tiefer Film, den man aufgrund der vielen Geschichten, Personen und Motivationen mehrmals anschauen kann, um jede einzelne Figur im Dorf zu verstehen...
Ob unsere Vorfahren wirklich so waren? Leider sind sie inzwischen wohl alle tot so dass wir wohl kaum jemand fragen können :(

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8
8/10

Sicher keine leichte Aufgabe, diesen solchen Film zu rezensieren: Überlegungen zum historischen Fernbezug und zur "Message" werden zwangsläufig zum Spoiler, weil sie eindeutige Hinweise auf die Verursacher der seltsamen Ereignisse geben, um deren Aufklärung hier gerungen wird. Im nachhinein wüsste ich wirklich gerne, wie "Das Weiße Band" auf mich gewirkt hätte, wenn ich ohne diese Hinweise ins Kino gegangen wäre. Ich glaube, es hätte das Filmerlebnis noch einen Tick intensiver gemacht.

Andererseits beinhaltet auch der Eingangstext des Erzählers genau diese Spoiler-Komponente, und von daher kann ich es nur teilweise auf Vorwissen schieben, dass ich den Film knapp eine halbe Stunde zu lang fand. Zu Beginn des letzten Drittels tritt die Handlung auf der Stelle und der rote Faden geht ein kleines bisschen verloren. Das ist schade, denn die erste Hälfte vermag in der Tat zu fesseln, und insbesondere die jugendlichen Schauspieler geben eine sehr beeindruckende Leistung ab. Auch der Schlussteil macht wieder einiges her und hält eine sehr beeindruckend vorgetragene Aussprache der Baronin bereit, die auf herzerfischende Art und Weise die Dinge auf den Punkt bringt und sicher manchem aus dem Herzen spricht. Das Ende selbst fand ich ebenso genial und sah darin einen großen Bogen gespannt bis in die Nachkriegszeit der 1950er und 1960er Jahre.

Zehn von zehn Punkten oder gar die Hoffnung auf einen Oscar halte ich dennoch für übertrieben. Die erhofften Hinweise auf das große "Warum", welche wiederum durch den Eingangstext des Erzählers in Aussicht gestellt werden, konnte ich nicht erkennen. Ganz im Gegenteil taucht diese Frage zwar auch im Film selbst auf, doch ihre dortige Formulierung bringt ziemlich gut auf den Punkt, weshalb "Das Weiße Band" eben KEINE Antwort darauf bereithält, nicht einmal ansatzweise: Wenn Schuld und Sühne als Erklärungsmuster herhalten sollen, muss eben auch bei jedem Opfer nachvollziehbar werden, worin aus Sicht der Täter die Schuld des Opfers bestanden haben könnte. Und genau das ist mindestens bei einem Opfer nicht der Fall - pikanterweise genau bei jenem, welches in seiner Person den deutlichsten Verweis auf die späteren Verbrechen der Nazis darstellt.

Das Hauptproblem besteht für mich darin, dass sich der Film trotz des Untertitels "Eine deutsche Kindergeschichte" weitgehend in der Allgemeingültigkeit bewegt. Ein Dorf wie das hier beschriebene hat es sicher an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten gegeben. In der ersten Hälfte musste ich öfters daran denken, dass ich mir das Leben strengreligiöser Gemeinschaften im Mittleren Westen der USA ausgesprochen ähnlich vorstelle. Und natürlich kann man dann argumentieren, dass auch anderswo Angriffskriege vorbereitet und durchgeführt wurden und daraus eine Allgemeingültigkeit der hier dargestellten Mechanismen abzuleiten versuchen.

Allein: Das, wofür die Nazis wirklich bekannt wurden und was man als Deutscher bei jedem Englandaufenthalt als Allererstes unter die Nase gerieben bekommt, das war eben nicht der Angriffskrieg als solcher, sondern die damit einhergehende industriell organisierte Vernichtung menschlichen Lebens und die Beharrlichkeit, mit welcher diese selbst dann noch vorangetrieben wurde, als der Zusammenbruch schon deutlich abzusehen war. So etwas lässt sich nicht auf einen Schuld-und-Sühne-Komplex reduzieren. Ich wüsste auch nicht, dass irgendein Täter in einem Nachkriegsprozess mit so einer Argumentation gearbeitet hätte. Im Allgemeinen hieß es doch, man habe Befehlen gehorcht und Anweisungen befolgt und sei im Innern stets dagegen gewesen.

Aus diesem Grund halte ich den Anspruch auf Erklärungsansätze für die deutsche Geschichte für eher kontraproduktiv, weil sie von der durchaus vorhandenen Substanz ablenken und Kritikpunkte schaffen, die eigentlich gar nicht nötig sind. Als Abhandlung über das Verhältnis von Erziehung und Erwachsenendasein, über die Herausbildung von Sozialverhalten und den Umgang zwischen Mann und Frau, und nicht zuletzt auch mit dem eigenen Körper, halte ich "Das Weiße Band" für ausgesprochen sehenswert. Wäre die Handlung konsequenter auf diese Thematik ausgerichtet worden, würde ich auch neun von zehn Punkten für möglich halten. Für die volle Punktzahl würde es trotzdem nicht reichen - auf diesem Niveau liegen Filme wie "Das Leben der Anderen", und von deren filigraner Ausarbeitung ist "Das Weiße Band" dann leider doch noch ein ganzes Stück weit entfernt.

@Frau Baron: Ich find's gar nicht so schlecht, dass die Nazis von damals inzwischen alle tot sind. Aber heute laufen ja immer noch genug solche Typen hier rum, anhand deren Verhalten man sich ziemlich gut ausmalen kann, wie's damals wohl gewesen sein könnte. Sie tragen nur leider keine Uniformen - dann wären sie viel leichter zu erkennen.

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5
5/10

Nun ja, was soll ich sagen... als ich die filmkritik im vorfeld gelesen hatte dachte ich endlich mal wieder ein film den es sich lohnt zu sehen.

der film plätschert so vor sich hin, über 2 stunden, und ich warte darauf das es endlich losgeht, das er mich in seinen bann zieht. ist leider nicht passiert. wie bei benjamin button, tolle bilder, technisch perfekt, mehr aber auch nicht. so plätschert er dann weiter, bis er endlich zu ende ist.

fazit: kann man ruhig mal gesehen haben, einmal, aber 10 augen sind mal ganz klar overrated.

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Hab das gefühl manchen leuten fehlt die "übliche Dosis Gewalt" in dem film. Ist halt ein Film wo man mal die Augen und Ohren aufsperren muss.
Mir hat's halt grad deshalb so gut gefallen, weil der Film mich in Ruhe gelassen hat und mir selbst Zeit gegeben hat zum überlegen.
Ein film der die Mitarbeit des Publikums erfordert, und dabei auch gewisse Formen von kultureller Bildung belohnt - z.B. Schubert's Winterreise zu kennen etc..
Deswegen meinte ich ja auch "schwer mit anderen Dingen zu vergleichen".
Insgesamt halt mehr "Kunst" als "Unterhaltung".
Aber schon interessant, den Film mit solchen Machwerken wie bspw. Tarantino's "Inglorious Basterds" zu vergleichen - sollte man vielleicht mal als Doppelfeature direkt hintereinander bringen.

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3
3/10

Schwarz und Weiß. Wie sollte es bei Haneke auch anders aussehen. Psychologie für Erstsemester. Wie der Vater so der Sohn und wer Böses erlebt, gibt es weiter, weil man ja keine eigene Wahl hat. Ganz schrecklich.

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8
8/10

Kennt nicht jeder gewisse Geschichten von Menschen aus jener Zeit ?
Welche man aber nur als konzentrierte Momentaufnahmen zu hören kriegt, die man nicht greifen kann und höchstens mit Staunen quittiert. Das gilt für positive, lustige Freiheiten, sowie für ungeheuer strenge, harte Dinge, die sich nicht in unsere Zeit übertragen lassen.
Der Film schafft es diese andere Zeit in Bilder zu bannen, nur werden schöne Momente ausgelassen.
Ich halte das gezeigte Dorfleben, wie schon über mir bemerkt, nicht für urdeutsch und es liefert mir auch keine ausreichende Erklärung für die nachfolgenden Jahre in Deutschland. Punkt ist, das jede Zeit ihre Menschen prägt, und Mangel das seinige tut, egal wo.

Wer den Film sieht braucht Anfangs Geduld aber wer sich auf die Zeitreise einlässt wird bald gefesselt, die Schauspieler und die Bilder sind grandios. Wer damit nichts anfangen kann, der verbraucht einfach nur 2 1/2 Stunden seines Lebens.

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8
8/10

Mit den direkten Eindrücken aus der Kinovorstellung wage ich mich mal an einen Kommentar.

Zunächst einmal trifft die Rezension sehr genau die Stärken des Films. Ohne mich hier zu sehr auslassen zu wollen, aber es war wirklich interessant, visuell vorgeführt zu bekommen, wie ein Milieu aussehen kann, in dem autoritätshörige Menschen heranwachsen, deren Sicht auf die Ethik und deren Fähigkeit zur kritischen Analyse beinahe zwangsweise verkrüppelt sein muss(insbesondere wenn es um Dinge geht, die sie von autoritären Stellen vorgesetzt bekommen).
Besonders beeindruckt hat mich, wie sehr man als Betrachter einen Eindruck des "in der Situation gefangen seins" bekommt, ohne dass dies explizit angesprochen werden müsste. Beispielhaft seien hier nur die Tochter des Arztes oder die Hebamme des Dorfes genannt.
Wie sehr der Film dabei die historische Realität wieder gibt, kann ich beim besten willen nicht sagen, er konstruiert aber eine glaubwürdige Welt und führt plausible Mechanismen deutlich vor Augen, wenn man sie aus dem richtigen Winkel betrachtet.

Zu dieser Thematik fällt mir kein vergleichbarer Film ein, doch wenn ich einen heranziehen müsste, so würde ich aufgrund seiner Wirkung "there will be blood" benennen. Thematisch liegen beide Filme natürlich Welten auseinander, aber filmisch verbindet sie meiner Meinung nach doch einiges. Beide Filme sind sehr steril gefilmt, beide Filme zwingen den Zuschauer in einen perfiden gesellschaftlichen Mikrokosmos und zu guter Letzt würde ich sogar die auffallende unangenehme Stille in "Das weiße Band" mit der ebenso unangenehmen musikalischen Untermalung von "there will be blood" vergleichen wollen.
Im Endeffekt erklärt dieser Vergleich auch meine Wertung (da sie für mich auf beide Filme zutrifft): Auf der einen Seite haben wir hervorragende Schauspieler, eine visuelle Glanzleistung und eine einzigartige Thematik und Intention. Was fehlt nun? oder warum nicht 10 Punkte? Weil das allein in meinen Augen einfach nicht für den perfekten Kinofilm in seiner Kategorie reicht. Anstrengend darf ein Film gerne sein, nicht jedoch zu lang erscheinen (und das tat er leider). Weiterhin ist die Thematik interessant, aber zu speziell um ihr eine universelle Relevanz zu geben, die den Film immer und für jeden sehenswert macht.
Das ist natürlich Kritik auf hohem Niveau, aber eben solche die ein Kinofilm sich gefallen lassen muss.

PS:
@ Aldo Raine: Vllt habe ich dich ja einfach falsch verstanden, aber die Reduktion auf einen Schuld-Sühne-Komplex finde ich viel zu eng, um den Film wiederzugeben, da dies meiner Ansicht nach maximal ein Teilaspekt des gezeigten darstellt. Auch deine Kritik bezüglich der "industriell organisierte Vernichtung menschlichen Lebens" kann ich nicht nachvollziehen. Worauf willst du hinaus? Der Film will offensichtlich gar keine Brücke dahin schlagen, da er sich a mit einem politisch stark gelösten Mikrokosmos befasst und sich b nicht ansatzweise zeitlich nahe genug befindet, um diese Thematik aufzugreifen. Wieso ist er kontraproduktiv, wo er doch nicht einmal versucht diese Erklärungsansätze zu liefern. Ich denke niemand wird behaupten wollen, dass dieser Film ohne politische, wirtschaftliche oder makroskopische soziale Betrachtungen der gezeigten Zeitspanne, eine abschließende Analyse für die Gründe der Brutalität des dritten Reichs liefern will. Für mich stehen hier mögliche Mechanismen für die Autoritätshörigkeit der gezeigten Generation im Vordergrund.

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Zitat von Frau Baron:
"Aber schon interessant, den Film mit solchen Machwerken wie bspw. Tarantino's "Inglorious Basterds" zu vergleichen - sollte man vielleicht mal als Doppelfeature direkt hintereinander bringen."

In diesem Zusammenahng finde ich es bemerkenswert, dass der Rezensent hier in beiden Fällen der Gleiche war und dem haben anscheinend beide Filme sehr gut gefallen. Wer dein Einen liebt, muss also nicht zwangsläufig mit dem Anderen dann nichts anfangen können.

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Hallo "Frau Baron"! Ich habe leider weder den Haneke noch den Tarantino bisher sehen können, das möchte ich noch nachholen, aber: wieso nennen Sie denn den Tarantino so abwertend ein "Machwerk"?

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@sunny: Ohne den Film gesehen zu haben, möchte ich jetzt mal Haneke verteidigen: Gerade daß er sich die Mühe gemacht hat so einen Film zu drehen, zeigt doch, daß er die Hoffnung hat, daß die Menschen eben doch "eine Wahl" erkennen. Wer selbst Gewalt in der Kindheit erleiden mußte, weiß, was ich meine: Irgendwann erkennt man, daß es eine Wahl gibt, auch wenn man manchmal darin versagt. Es ist Schwerstarbeit, den Gewaltkreislauf von einer Generation in die nächste zu unterbrechen, und die eigene Wut dahin zu richten, wohin sie gehört: Auf die damaligen eigenen "Erziehungsberechtigten", nicht auf die eigenen Kinder.

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@nonanette
Man sollte die Filme mal beide hintereinander sehen, dann würde es bestimmt deutlich werden.
Der eine halt eine *BAM* Chaos-Comicfantasie ohne jeden Realitätsbezug, der andere ultragenaue Versprachlichung sozialer Mechanismen.
"Machwerk" weil ich bei Tarantino in erster Linie narzistisch-masturbatorische Ambitionen sehe, während man bei Haneke ganz im Gegensatz dazu in jedem Film auf neue das Gefühlt hat, der man ist gezwungen "alles der Sache entsprechend richtig zu machen" - obwohl er dann dabei eben doch eine unverkennbare Handschrift entwickelt.
Beide werden ja wegen ihres Drehbuchs gelobt, umrahmen ein ähnliches Thema, könnten aber unterschiedlicher nicht sein.
Ich finde Tarantino halt deshalb ein "Machwerk" weil er einfach macht was er im grad so in den Kram paßt ohne rechts und links zu kucken, und allen denen es nicht gefällt den "fuck you pussy" Stinkefinger hinhält, wie das in unserer Society halt grad so üblich ist.
(Man muß sich nur die Kommentare der Leute die seine Filme verteidigen durchlesen).
Das ist aber meine persönlich Perspektive, sicher sind beide handwerklich gut gemacht und diskussionsfähig. Amen.

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5
5/10

Schöne Bilder, gute Schauspieler, atmosphärisch sehr dicht: Lässt die Erwartungen steigen und steigen, bis der Film dahinplätschernderweise plötzlich einfach so zu Ende ist und man sich fragt, warum man sich die knapp 2,5 Stunden überhaupt angetan hat. Der Film endet irgendwo mittendrin, völlig unvermittelt. Im Nachhinein die pure Zeitverschwendung :(

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Der Film ist sicherlich gut und seine Qualität steht außer Frage.
ABER:Wie Hitler-geil sind die deutschen Filmemacher?
Das dritte mal hintereinander steht wieder ein Film aus der Zeit des Nationalsozialismus zur Auswahl des Auslandsoskars.
Keine Frage man sollte dieses Thema exakt behandeln, trotzdem ist es einfach lächerlich wie ausgelutscht dieses Thema ist. Jedes Jahr die gleiche Leier.(egal ob Hollywood oder Deutschland)

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@nanette: Haneke hat keineswegs Hoffnung, sondern die Moral der Geschichte ist für ihn beschlossene Sache (auch wenn er immer bestreitet, Moralist zu sein. Hierzu nochmal "Funny Games" anschauen und den Kopf schütteln). Wer als Kind Gewalt erlebt, wird die Gewalt weitergeben - Punkt. Der Film ist ja auch interessant und hübsch illustriert - aber wenn auch noch eine Verknüpfung zum Faschismus in Deutschland (wenn auch nicht explizit erwähnt) angedeutet wird, ist mir diese Simplifizierung von derart komplexen und weitreichenden Themen nicht Geheuer. Bitte keinen Oscar für Haneke!

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8
8/10

(Achtung, Posting enthält SPOILER)

@Brian: Der Film beginnt mit einem Off-Kommentar des Erzählers, in dem er sagt, dass die gezeigten Ereignisse möglicherweise "auf manche Vorgänge in diesem Land ein erhellendes Licht werfen können". Damit stellt sich automatisch die Frage, welche "Vorgänge" hiermit angesprochen werden. Es wird nirgendwo ausdrücklich gesagt, dass das Dritte Reich gemeint ist. Entsprechend interpretierbare Details gibt es aber viele. Immerhin scheint der Zusammenhang naheliegend genug zu sein, dass er in mehreren Rezensionen hergestellt wird, auch hier bei filmszene.de. Weitere Beispiele finden sich z.B. im Wikipedia-Artikel zu "Das Weiße Band".

Wenn man nun einmal annimmt, dass sich der Film im Eingangstext den Eigenanspruch wählt, "möglicherweise ein erhellendes Licht" auf die Entstehung des Dritten Reichs zu werfen - dann sage ich, dass ich das (also diesen Eigenanspruch, nicht den Film als Ganzes) kontraproduktiv finde. Meine Begründung dafür ist, dass das, was ich aus "Das Weiße Band" für mich mitgenommen habe, zwar eine sehr richtige und wichtige Aussage darstellt; dass aber diese Aussage nicht dazu geeignet ist, einen zentralen Aspekt des Dritten Reiches zu erklären - nämlich Verbrechen wie die Euthanasie und den Holocaust.

Auf diese Verbrechen bezog ich den Ausdruck "industriell organisierte Vernichtung menschlichen Lebens". Zu allen Zeiten haben die Menschen sich gegenseitig abgeschlachtet - aber die Nazis haben fabrikähnliche Einrichtungen gebaut, zu denen sie Millionen von Menschen teilweise über tausend Kilometer antransportiert haben, nur um sie dort zu ermorden. Ich wüßte nicht, wo es sowas in der Menschheitsgeschichte sonst noch gegeben hätte. Und das haben sie auch dann noch fortgesetzt, als alles um sie herum zusammenbrach. Mein Buchtipp hierzu: "Eichmann in Jerusalem" von Hannah Arendt.

Ich kann dir nicht abschließend beweisen, dass mit den im Eingangstext angesprochenen "Vorgängen" das Dritte Reich gemeint ist. Aber ich finde, du gehst ebenfalls zu weit, wenn du das in deinem Posting kategorisch ausschließt. Was ist denn aus deiner Sicht mit jenen "Vorgängen" gemeint?

Erlaube mir zu guter letzt noch einen kleinen Widerspruch. Du schreibst, dass für dich in dem Film "mögliche Mechanismen für die Autoritätshörigkeit der gezeigten Generation" im Vordergrund stehen. Ich finde, das Gegenteil ist der Fall - hier wird ein Verlust von Autorität beschrieben. Ich habe gegen Ende des Films eine erfolgreiche Rebellion der Kinder gegen die ihnen vertrauten Autoritäten gesehen: Der Pfarrer konfirmiert seine Tochter - aber sein Zögern verrät, dass er ganz genau weiß, wer für das Wellensittichkreuz auf seinem Schreibtisch verantwortlich war. Er kann sie nicht strafen, ohne seine eigene heile Welt einzureißen, und genau deshalb unterlässt er es und konfirmiert sie sogar. Aus Sicht der Tochter kann man das als eine Form von Rebellion und Selbstbehauptung betrachten - wenn auch mit traurigen Folgen für den Wellensittich.

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Vllt kann mir hier ja jemand eine technische Frage zum Film beantworten.

Wurde die Optik in seiner ganzen Bandbreite allein durch den verwendete Film erreicht, oder wurde im Nachhinein "aufgebessert" ?

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7
7/10

Guter Film! Aber was man Haneke definitiv Vorhalten kann ist daß seine Filme das Publikum in eine ganz bestimmte von ihm vorgegebene Richtung manipulieren - und man an der Stelle manchmal die Selbstironie oder Selbstkritik vermißt.
Am Anfang kündigt der Erzähler gewissermaßen an: "Jetzt erzähle ich Euch mal woher der Faschismus kommt!" und der Film tut irgendwie an keiner Stelle so als ob er sich in dieser zuhöchst intellektuellen Verabsichtigung nicht zu 100% biertodesernst nimmt!
Einzig die Szene mit Detlev Buck war für mich ein Moment des schwarzen Extremhumors, aber selbst das voll von bitterer Verklemmung!
Da darf der Zuschauer sich schonmal warm anziehen, bei so viel Ernsthaftigkeit! :)

@Brian: Es soll sich wohl von vorneherein um Digitalkameras gehandelt haben, also ohne Verwendung von "Film".

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@Frau Baron: Das mit dem "fuck you pussy" Stinkefinger machst du ja selbst zur Genüge, oder? Im Unterschied zu Tarantino traust du dich aber nicht, die Leute direkt anzusprechen, sondern stellst ehrabschneidende Andeutungen über "manche" und "Leute" in den Raum.

Sorry für Off-Topic - couldn't resist.

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ebenfalls voller SPOILER

@ Aldo Raine:

Ich denke wir reden hier tatsächlich ein wenig aneinander vorbei. Ich sehe durchaus den Bezug zum dritten Reich, ich wollte nur ausdrücken, dass ich weniger den Bezug zum Holocaust herstelle sondern eben mehr zu Dingen wie Aufstieg der NSDAP und Führerwahn (siehe auch Filmszene-Text). Natürlich hängt das eine unmittelbar mit dem anderen zusammen, nur geht mir die Verbindung mit Menschenverachtung in ihrer Gesamtheit und ihren grausamen Exzessen zu weit.

Deinen Letzten Absatz finde ich übrigens sehr interessant, da ich deine Argumentation nachvollziehen kann, auch wenn ich selbst anders interpretiere. Als Gegenargument für den Rebellions-Gedanken würde ich anführen, dass sich im Gesicht der Tochter bei ihrer Konfirmation keinerlei Triumph zeigt, sondern eher entsetzen, ebenso wie auch die "Bestrafung" des Gutsherrn-Sohns für mich nur schwer zu einer Auflehnung gegen Autorität passt. Trotzdem kann ich durchaus auch passende Szenen sehen.

@ Filmszene:
Sorry falls das hier ein double-posting wird. Leider macht es das zeitlich verzögerte Freigeben der Kommentare schwer direkt/kompakt zu antworten

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Brian

Der Film wurde in Farbe gedreht, diese wurden im Nachhinein wieder herausgefiltert. Was sonst noch daran "gebastelt" wurde, kann ich leider nicht sagen.

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10
10/10

Dieser Film ist absolut sehenswert - einfach mal deutlich anders als das Gewohnte und von daher ein Highlight. Mir hat er absolut gefallen und die 10 Augen sind durchaus gerechtfertigt.

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5
5/10

Schöne Bilder, gut gespielt. Eine Handlung in dem Sinne war für mich nicht wirklich zu erkennen - eher eine Momentaufnahme von der Vorkriegszeit in einer strengen Dorfgemeinde, mit den üblichen Leichen im Keller.

Ein wie auch immer gearteter Bezug zum Nationalsozialismus will sich mir allerdings nicht erschließen. Weder eine Massenbewegung, noch ein Verlangen nach einem Führer vermag ich in der Handlung zu erkennen. Stattdessen sehe ich einzelne Schicksale - die einen geprägt von streng religiöser Erziehung, die anderen von feudaler Abhängigkeit, und alle zusammen von der erdrückenden Last der Dorfgemeinschaft.

Ich bitte also um Aufklärung: Wo genau sind da die Zusammenhänge zum Nationalsozialismus?

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9
9/10

Evt. Spoiler, soweit man dies nach dem vorherigen Dialog noch befürchten muss

Ich glaube, man tut dem Film unrecht, wenn man ihn auf eine reine NS- oder Psychoparabel (strenge Eltern = Böse Kinder) reduziert. Auffällig ist doch die Hilflosigkeit und Überforderung der Erwachsenen, deren Strenge und Disziplin und Vorbildhaftigkeit eigentlich immer versagt, die ihren nur scheinbar gehorsam grüßenden Kindern offensichtlich haushoch unterlegen sind. Das Korsett dieser sehr auf Moral und Ordnung haltenden Gesellschaft zerbröselt vor unseren und der Kinder Augen, und man versteht, warum diese Gesellschaft durch alle Schichten hindurch den Kriegsausbruch (1914, nicht 1939!) als Ausbruch aus einer klaustrophobischen Enge versteht. Hier traut sich doch niemand was, auch unter den Erwachsenen nicht, und Affektausbrüche wie mit den Kohlköpfen führen die "disziplinierteren" Familienmitglieder in die Katastrophe. Diese Selbstüberforderung durch selbstgewählte, starr geglaubte, wenn auch eingebildete Prinzipien, dieses Scheitern an Idealen, die man selbst nicht glaubwürdig ausfüllen kann (was die Kinder als erste merken und schamlos blosstellen) scheint mir der eigentliche, faszinierend dargestellte Mechanismus zu sein. Das weisse Band der Unschuld wird den Kindern ja als ein hilfloses Symbol angeknotet, weil man bei der Herstellung innerer Reinheit so offensichtlich versagt hat: es ist eigentlich die weiße Fahne dieser scheinbar so wohlgeordneten Gesellschaft.
Nahezu keine der Figuren wird platt denunziert (am ehesten vielleicht noch der Arzt), sondern alle als leidende, gefangene, getriebene gezeigt. Fluchten wie die der Baronin scheitern offensichtlich, und der Baron ist weissgott auch kein souveräner "Herr". Auch die Kinder sind fein differenziert, es gibt eben alle Spielarten von Unschuld bis Unberechenbarkeit unter ihnen.

Ich frage mich nur, wie dieser Film mit seiner unglaublich eindrucksvollen Dunkelheit - wann hat man das Fehlen elektrischen Lichts in dieser Zeit je so deutlich auf der Leinwand gespürt? - im TV funktionieren soll?
Langweilig fand ich ihn übrigens zu keiner Minute, allenfalls die Figur des Arztes mit einem im heutigen Kino leider allzu ausgelatschten Nebenthema hat mich ein wenig gestört, hier war das Klischee mal kurz gefährlich nahe, daher fehlt das 10. Auge.
Trotzdem: Unbedingt anschauen, hat mich deutlich mehr begeistert als Caché.

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...Michael Haneke is Austrian. Anyway, he is in a league of his own. Well done

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8
8/10

Es hat mich schon immer beschäftigt, wes Geistes Kind Menschen sein müssen, um mit einem Gefühl der Rechtschaffenheit ihre Mitmenschen zu unterdrücken, einem Kaiser Wilhelm oder Hitler zuzujubeln, mit Hurrageschrei in Kriege zu ziehen, andere Völker als vermeintlich minderwertig zu unterjochen und Millionen wehrloser Menschen grausam umzubringen. Ich denke der Film vermittelt einen sehr guten Eindruck davon.

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8
8/10

Super Film weil

-Authentische Charaktere
-Hervorragende Kostüme und Requisiten. Absolut glaubwürdig
-Sehr gute Besetzung
-Keine nervige filmmusik, sondern "echte" klänge und Geräusche des Lebens
-Spannend und gute Handlung

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Ein definitiv wahrnehmbarer Nebeneffekt des films zeigt sich in den Filmszene-Kommentaren zu ihm... all haben voll ausgeformtes Deutsch in der Birne!
Ich glaube der Film ist gut fürs Sprachzentrum.
:P

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10
10/10

Haneke wie immer in Hochform.

Nimmt sich Zeit für jedes Detail, was jeder, der genau hingucken kann auch würdigen wird.

Eine multidimensionale Finsternis direkt im Zentrum dessen, was wir als "Geschichte", "Gesellschaft" und "Ordnung" beschönigen.

Schließt das Jahr würdig in einer Reihe mit 39,90, Waltz with Bashir, Revanche und Moon ab.

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10
10/10

Ein Gedanke ist mir neulich noch gekommen - irgendwie scheint mir die ganze Verschüchtertheit der Menschen ziemlich nach-zweitweltkrieglich zu sein.
Der Film ist trotzdem Oberklasse, so genau, detailiert, vielschichtig - wie ein Riesiges puzzle das zwar schlußendlich kein eindeutiges Bild ergibt, in dem alle Teile und Details aber stets absolut perfekt zusammen passen.
Sowas sieht man nicht oft.

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10
10/10

Als Geschichtestudent möchte ich die mir vorangehenden Bewertungen etwas aufweichen: Der Film stellt tatsächlich die Situation zur Zeit des 1. Weltkriegs gut dar. Man darf nicht vergessen, dass dem Zweiten der Erste Weltkrieg vorangegangen ist. Ein Krieg, bei dem junge Menschen jubelnd eingerückt sind, weil endlich wieder etwas los war, bzw. um Agressionen abzubauen.
Das Agressionspotenzial der Gesellschaft war zu der Zeit, in der der Film spielt sehr, sehr hoch.
Ich finde, dass der Film die Gesellschaft genial einfängt. Die Bilder beeindrucken, doch für Action-Liebhaber ist dieser Film ebenso wenig geeignet wie für Menschen, denen ein offenes Ende nicht gefällt.

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8
8/10

Der Film ist genauso schwierig zu deuten, wie eine Diskussion über den 2. Weltkrieg, fast schon endlos.

Ob man hier eine oberflächliche Meinung aufgedrückt bekommt oder man Möglichkeiten/ Eindrücke/ Erklärungen sieht... oder beides, macht den Film deshalb nicht schlechter. Er ist "unterhaltsam" und sehenswert.

@ Frau Baron: Ich möchte nur mal meine Sicht aus der Diskussion Beitragen. Wer "Das weiße Band" mit Tarantinos Basterds vergleicht, vergleicht auch Äpfel mit Birnen.

Hier stimmt nur der 2. Weltkrieg als Hintergrund überein, nicht aber die Absicht der Macher. Inglorious Basterds ist nunmal nicht nur eine Kriegs-Groteske, sondern auch ein Western. Auch auf Deutscher Seite gibt es einige Filme, welche diesen Hintergrund als Vorlage nutzen und versuchten "schwarzhumorige" Elemente hinzuzufügen, z.B. "Mein Führer" oder "Goebbels und Geduldig". Wer sich hier über geschichtliche Ungenauigkeit, über eine Belustigung auf kosten der Nazis usw. aufregt, hat eigentlich den Sinn des ganzen nicht verstanden bzw. ist fehl am Platz. Was nicht heißt, das die Filme nicht schlecht sein müssen.

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10
10/10

Super gut gelungener Film ! Schöne Bilder ! Gutes Drehbuch !!

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7
7/10

Der Film ist genial . Wir wären sicher alle dankbar wen Martin sein Komentar für sich behalten würde . Besten Dank zum voraus.

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10
10/10

@ Martins Komentaren gehen mir langsam auf den Nerven.

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8
8/10

Wirklich wie immer Haneke im Hochform. Ja der Matin geht einem mit seiner Komentaren auf die Nerven. Besser würde Er àpfel und Birnen zu sich nehmen .

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Keinen Oscar für Haneke. Einen herzlichen Dank an die Academy.

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9
9/10

Ja der Film ist Weltklase @ An Sunny, Haneke krigt sein Oscar schon noch,er ist eben in Hochform.

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6
6/10

Entweder lag es daran das ich nicht ausreichend ausgeruht war, da ich heute die Reste eines verbrandten Mehrfamilienhauses beseitigte und daher schwarz-weiß weniger aufgeschlossen war oder in das "Monochrome Band" mehr interpretiert wird als überzeugent vermittelt werden kann. Bilder und Lebenseinblicke sind sehenswert, wirken und werden jedoch selbst als spekulativ bewertet. Verdeckter Generationenkonflikt und unterlaufene Autorität die sich sowohl in Gegenwart und Vergangenheit finden, kann wohl kaum als Ursache für Weltkriege angesehen werden. Ein Film der es Wert ist diskutiert zu werden und ich sehe bereits jetzt die bedauernswerten (auserwählten) Schüler die mit spekulativen Rezensionen ihre Lebenszeit verbringen.
"Der Mensch ist die Wurzel allen..." (Dafür wären auch 95 minuten ausreichend gewesen)

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10
10/10

Super film ! @ an Sunny Der Film hat in Berlin alles abgeräumt ,den Deutschen Filmpreis und neun weitere Kategorien preise !! Bravo Haneke !!

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An Frau Baron, Alex und Lisa. Schön wenn man gemeinsam gegen eine Person negativ vorgehen kann, ohne auch nur eine Begründung zu nennen. Und eines habt ihr auch noch gemeinsam, eure beschissene Rechtschreibung.

Sorry wenn ihr meine Argumentation nicht verstanden habt und ich euch nicht direkt beleidigt habe. Das nächste mal schreib ich einfach "Frau Baron ist doof und sollte sich erstmal waschen", das versteht ihr einfach besser.

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@Martin
Lustig daß Freunde von Tarantino-Filmen gern mal Worte wie "beschissen" in den Mund zu nehmen scheinen (bin mir ehrlichgesagt sicher daß man das statistisch überprüfen kann). Woher kommt das eigentlich?

Aber vielleicht sollten wir das "ich bin schlau und du bist doof" woanders hin verlagern, schließlich ist "Das Weiße Band" ja in dieser Hinsicht absolut unschuldig.

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@ Frau Baron

Lustig finde ich, dass sie bis jetzt keine meiner Aussagen begründet widerlegt haben. Sie haben es ja noch nicht mal versucht. Einfach verurteilen, das kann ich auch.

Zudem ist ihre Rechtschreibung immer noch besch*****. Wahrscheinlich können Freunde von Tarantino-Filmen besser schreiben und auch besser argumentieren. Woher kommt das eigentlich?

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7
7/10

Sicherlich ein hochinteressanter Film, der meines Erachtens aber zu viele Fragen unbeantwortet lässt:

(SPOILER)
Warum hat Siggi nicht verraten, wer ihm den Hintern versohlt hat?
Warum kam die Hebamme nicht mit der Polizei zurück?
Warum ist der Arzt plötzlich verschwunden?
Warum wurde der behinderte Junge misshandelt?
Und: hat der Lehrer nun Eva geheiratet?
(SPOILER)

Nocheinmal würde ich mir diesen handwerklich hervorragenden und äusserst lehrreichen, aber staubtrockenen Film nicht antun, um das ein oder andere Rätsel zu lösen.

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10
10/10

Ich glaube der faschismus kam viel platter in die welt... der film ist ein sehr ehrenwerter versuch eines quasi-dokumentarischen essays darüber wie es früher wohl so zuging, aber ich glaube nicht dass es beim dritten reich wirklich um die probleme ging die der film anspricht... schon garnicht so auf hochdeutsch! Ich glaube fast niemand hat damals so detailliert gedacht wie die Leute hier.
Trotzdem ein extrem interessanter und dichter film, exzellentes drehbuch.
übrigens ist Hanekes verfilmung von Kafka's "Das Schloss" auch sehr sehenswert

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7
7/10

Der Film ist künstlerisch hervorragend gelungen, keine Frage. Aber anders als der Filmszene-Kritiker kann ich nicht erkennen, dass der Film seine Aussage „ein erhellendes Licht auf die späteren Ereignisse in Deutschland zu werfen“ erfüllen kann.
Es ist ein ehrenwerter Versuch von Haneke, das bitterste Kapitel deutscher Geschichte erklären zu wollen, aber mit einer im Grunde belanglosen Dorfgeschichte geht das eben nicht. Es ist ja eine im Grunde einfache Gleichung, die Haneke aufstellt. Eine strenge, bigotte Erziehung führt zu Folgeschäden wie Unterwürfigkeit, Hass, Aggression und Brutalität. Erhöht man bei dieser Gleichung bei den vorderen Komponenten die Dosis, erzielt man hinten im Ergebnis eine höhere Wirkung. Im deutschen Sonderfall heißt das dann wohl, dass viele extrem schwere Kindheitsschäden letztlich zu NS-Diktatur, Weltkrieg und Holocaust geführt haben. Wenn die verehrte Filmkritik, dass für eine glaubwürdige Erklärung für den deutschen Faschismus hält, bitte schön, ich nicht.
Hanekes Parabel hinkt doch schon im Ansatz. Die mysteriösen Vorfälle im Dorf, die Haneke zeigt, kann er in seinem Film natürlich den Kindern anlasten. Als Regisseur kann er für seinen Film Täter und Opfer frei bestimmen. Was aber nicht geht, ist wenn er seine fiktiven Filmtäter beispielhaft auf die ganze damalige reale Generation überträgt und somit unterstellt, dass die spätere Hitlergeneration bereits in ihrer Kindheit schwer gestört war. Hanekes Film ist und bleibt Fiktion, auch wenn Viele ihn unreflektiert als reales Zeitdokument wahrnehmen und in ihm eine Erklärung für das spätere Unfaßbare zu erkennen glauben.
Kaum einer stellt sich die Frage, ob die Erziehung im wilhelminischen Deutschland wirklich härter als in anderen Ländern war. Und ob die betreffende Kindergeneration wirklich aggressiver als anderswo und zu anderen Zeiten war. Die Verbrechen während des Dritten Reiches waren einzigartig. Dass diese Generation allerdings eine einzigartig brutale Kindheit hatte, dafür bleibt auch Haneke jeden Beweis schuldig.

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10
10/10

Viel ist hier schon geschrieben worden - selten gab es so eine gute, ausführliche Kommentar-Diskussion auf filmszene.de
Nachdem ich den Film nun gestern im TV zum dritten Mal gesehen habe, muss ich feststellen, dass er zu den wenigen Filmen gehört, die bei jedem Mal besser werden. Er ist in gewisser Weise 'perfekt', für das, was er sein will: eine präzise und doch leicht mystische Betrachtung einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Land.
Es ist faszinierend, wie hier alles stimmt, alles ineinander greift: Geschichte, Bilder, Schauspieler, Details. Für mich ist es ganz einfach: wenn ich wissen will, wie es (vielleicht) im deutschen, protestantischen Ostelbien Anfang des 20. Jahrhunderts gewesen ist, dann schaue ich diesen Film!

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