Sakuran, zu Deutsch "wilde Kirschblüte", ist die Verfilmung des gleichnamigen Mangas von Moyoco Anno. Damit ist schon alles über die Machart des Films gesagt, der zwar im 18. Jahrhundert spielt, sich aber künstlerisch ganz dem Pop verschrieben hat. Der Vergleich mit "Marie Antoinette" liegt auf der Hand, schrille Popsongs und einige rasante Schnitte durchbrechen die historische Dekoration, bis man diese ganz vergisst. Letztlich bleibt von dem historischen Hintergrund nicht mehr viel übrig. Kiyoha (Anna Tsuchiya) wird als achtjähriges Mädchen an ein angesehenes Bordell verkauft. Dort soll sie unter strenger Aufsicht zu einer verführerischen und kultivierten Kurtisane erzogen werden. Nun lebt das Bauernmädchen hinter dem "Großen Tor" von Edos, dem damaligen Tokyo, wo das Vergnügungsviertel Yoshiwara beginnt. Dort reiht sich Bordell an Bordell, aber ein verruchtes Rotlichtviertel ist Yoshiwara deshalb nicht. Die Oberschicht des Landes trifft sich hier, um die musischen und tänzerischen Künste der schönen Damen zu bewundern und sich kulturell inspirieren zu lassen. Trotz ihres Mangels an persönlicher Freiheit leben die Kurtisanen in Wohlstand und Sicherheit. Vor einem Jahr haben wir das schon mal gesehen. Die "Geisha" portraitierte ebenfalls das Leben einer angesehenen japanischen Kurtisane und ihren Weg heraus aus der Gefangenheit. Parallelen zu "Sakuran" sind gar nicht zu vermeiden, sowohl Story als auch Setting der beiden Filme gleichen sich stark. Kiyohas größte Konkurrenz ist gleichzeitig ihre Ausbilderin. Oiran Takao, eine Prostituierte von höchstem Rang, macht dem schönen und jungen Nachwuchs aus Angst um ihre eigene Zukunft das Leben schwer. Sie streiten sich um gute Kunden und nutzen das Wissen um die heimlichen Liebhaber aus. Dieser Mechanismus um Neid, Missgunst und Betrug ist uns schon aus der "Geisha" bekannt und zieht sich wie ein roter Faden auch durch "Sakuran". Wo sind denn dann die Unterschiede? In "Sakuran" erleben wir das 18. Jahrhundert durch das Fernglas der Popkultur. Dadurch erscheinen die Farben schriller, die Menschen lauter und die Erotik offensichtlicher. Von einem historisch korrekten Abbild kann hier nicht die Rede sein. Regisseurin Mika Ninagawa liebt die bunten Farben und die ästhetischen Bilder von Weiblichkeit und Genuss. Oft lässt sie ihre Schauspielerinnen in Zeitlupe Pfeife rauchen oder vertieft sich in Nahaufnahmen der aufwendigen Kleidung. Die gaffenden und genießenden Männer sind nur Staffage in dieser Frauenwelt. Die Vermutung liegt nahe, dass Regisseurin Ninagawa die Prostituierten-Thematik nur als Hintergrund für ihre an sich wenig interessante Geschichte um eine 17-jährige missbraucht hat, um ihr durch die gesellschaftliche und sexuelle Brisanz etwas mehr Pep zu geben. Aber die Unstimmigkeiten entstehen nicht nur aus Pop und Historie sondern auch aus der wenig gradlinigen Erzählung. Bei dem vielen Hin und Her verliert sich irgendwann der Faden. Die Hauptperson macht keine Entwicklung durch und treibt bewegungslos durch den Film. Einen faden Beigeschmack hinterlässt auch das zähe Ende, das zu keinem Abschluss kommt. |
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