Prisoners

Originaltitel
Prisoners
Land
Jahr
2013
Laufzeit
153 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Simon Staake / 10. Oktober 2013

drohungEs ist Thanksgiving in der Kleinstadt Cordyel in Pennsylvania. Die befreundeten Familien Dover und Birch feiern zusammen – eine Feier, die jäh unterbrochen wird als die jüngsten Töchter der beiden Familien spurlos verschwinden. Sohn Ralph erinnert sich an ein ominöses Wohnmobil, das in der Straße geparkt war. Bald ist das Wohnmobil gefunden – und sein Fahrer, der geistig zurückgebliebene Alex Jones (Paul Dano). Von den Mädchen fehlt aber weiterhin jede Spur. Während die Birches (Terrence Howard und Viola Davis) auf die Polizei vertrauen und Grace Dover (Maria Bello) in Depressionen versinkt und sich in Schlafmittel rettet, will Keller Dover (Hugh Jackman) trotz der Warnungen des ermittelnden Polizisten Loki (Jake Gyllenhaal) sich nicht mit dem Stand der Ermittlungen zufrieden geben. Als Alex wegen Mangels an Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt wird, startet Keller eigene 'Ermittlungen' – indem er Alex entführt und von ihm mittels Folter den Aufenthalt seiner jungen Tochter erfahren will...
 

Hugh Jackman ist hier zwar auch grimmig und trägt Bart, so wie hier hat man den „Wolverine“ aber eigentlich noch nie gesehen. Ironisch, dass Hugh Jackmans Figur hier – was den Namen betrifft – nur durch ein einziges r von der Witzfigur "Drover" entfernt ist, die er im cartoonhaften „Australia“ gespielt hat, aber was die Darstellung betrifft, trennen beide Figuren Welten. Zuschlagen darf Jackman zwar auch hier, aber von den coolen selbstsicheren Charakteren, die er sonst spielt, ist er hier meilenweit entfernt. Sein Keller Dover ist ein Mann, der auf den ersten Blick den amerikanischen Mann in all seinen Widersprüchen darstellt: Liebender Familienvater, aber mit Hang zu Alkohol und Gewalt, wenn er dies als nötig erachtet; Jäger, glaubender Christ und Survivalist mit Notfallrationen birchesund Gasmaske im Keller. Dass der Film diese Aspekte seiner Figur zeigt, ohne sie groß zu kommentieren oder gar sich ein Urteil über sie zu bilden, macht „Prisoners“ zu wahrem Charakterkino, das sich nicht mit Abkürzungen in Sachen Charakterzeichnung zufrieden gibt.

Und so ist Keller Dover Täter und Opfer, knallhart aber auch verletztlich, verloren in einem durch Wut und Trauer völlig aus den Fugen geratenen Wertesystem, aus dem ihm auch sein Glauben keinen Ausweg aufzeigt. Jake Gyllenhall bringt eine eben so große Intensität wie Jackman in seiner Rolle, auch wenn er seinem Polizisten einen irritierenden Tick verpasst. Das nervöse Augenzwinkern von Detective Loki soll wohl Ausdruck eben dieser Intensität sein, wirkt aber auf die Dauer etwas aufgesetzt. Leider erfahren wir über den verbissenen Polizisten auch nur, dass er ein verbissener Polizist ist – und bisher jeden Fall gelöst hat.

Die kleinen Schwächen auf Seiten der Gesetzeshüter werden aber leicht durch den Rest des Ensembles ausgeglichen, besonders Terrence Howard und Viola Davis als das andere Elternpaar und natürlich Paul Dano als mutmaßlicher Täter. Dano hat sich ja in Filmen wie „There Will Be Blood“ oder „Cowboys & Aliens“ als enorm irritierender kleiner Freak mit einem Gesicht zum Reinschlagen etabliert – bei dem, was Dover Danos Figur hier antut, muss man das allerdings fast zurücknehmen. Nur der enorm fähigen Maria Bello hätte man durchaus etwas mehr zu tun geben können.

Das Thema und auch die Inszenierung warnungerinnern ein wenig an „Mystic River“ und auch an David Finchers „Zodiac“, nicht nur wegen Jake Gyllenhall als Verbrechensjäger. Dessen Serienkillerjagd dauerte ja auch zweieinhalb Stunden, umfasste dabei aber einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten. In „Prisoners“ bekommen wir dagegen eine einzige Woche im Leben der Protagonisten zu sehen – was noch mal nachhaltig darauf hinweist, wie methodisch und langsam es hier zugeht. Eben diese Methodik und Detailverliebtheit ist schon fast Fincher-esk, allerdings ist Villeneuve nicht annähernd ein so großer Stilist wie Fincher. Vielmehr soll seine nüchterne, grau in grau gehaltene Inszenierung durch eben genau diese Elemente die moralischen Grautöne der Protagonisten und die zermürbende Suche nach den Kindern und der Wahrheit unterstreichen.

Und eben diese Nüchternheit macht aus  „Prisoners“ trotz seiner durchaus diskussionswürdigen Themen (ist Folter in bestimmten Situationen zu rechtfertigen?) einen Film, der wenig Hollywood-haft daher kommt. Was natürlich auch mit Denis Vlleneuves Anfängen im Autorenkino zu tun hat. Die hat ihm ja schon eine Oscarnominierung für „Incendies“ eingebracht, und Villeneuve zeigt sich hier in „Prisoners“ als Meister der Zurückhaltung, der auch in den gewalttätigen oder aufregenderen Szenen nie mehr als nötig zeigt und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen enorm effektives Spannungskino liefert – abseits von abgegriffenen Spannungsmomenten. Dies liegt auch an dem geschickten Script von Aaron Guzikowski, das seine diversen Schichten Stück um Stück enthüllt, auch wenn aufmerksame Zuschauer schon vor dem Ende den einen oder anderen Zusammenhang erahnen können.

„Prisoners“ ist zweifellos ein ganz starkes Stück Kino – aber auch ein wahnsinnig deprimierendes. sucheKlar, ein Film über Kinderentführung und Folter wird nicht gerade durch seine Lacher oder Leichtigkeit definiert, aber Villeneuve setzt die Depressionsschraube ganz schnell ganz stark an – und dreht dann immer weiter. Schon in den ersten Minuten, in denen die Familien noch guter Stimmung sind, werden die Bildkompositionen von Grautönen und einer Kälte durchzogen, die in den fast zweieinhalb Stunden, die noch kommen, nicht abnimmt. Dazu nimmt die Verzweiflung der beiden Hauptfiguren derart komplette und hysterische Züge an, dass „Prisoners“ zu einem wirklich oppressiven Film wird, der beizeiten fast in seiner eigenen Düsternis ertrinkt. Wie gesagt: Das ist geschickt und spannend inszeniert und sehr gut gespielt, aber eben Unterhaltung nur noch im weitesten Sinne. Unterhaltung aus dem Lars von Trier-Erlebnispark für Masochisten vielleicht.

Und so muss man hier eine Empfehlung mit Vorbehalten aussprechen. „Prisoners“ ist ein durchgehend packender Thriller, den man aber nicht mal eben so für einen entspannten Feierabend mit Mörderhatz einplanen sollte. Dafür ist dieser Film zu intensiv und zu aufwühlend. Das klingt jetzt zugegebenermaßen nicht nach Spaß – und soll es auch nicht. Dagegen klingt es sehr wohl nach einem klaren Highlight des Kinoherbstes.

Bilder: Copyright

Nachdem Villeneuves „Die Frau, die singt“ für mich zu den stärksten Filmen der letzten Jahre gehört, hoffe ich, daß er mit seinem neuen Film an diese Leistung anknüpfen kann. Die Kritik scheint diese Hoffnung ja zu nähren.

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9
9/10

Da es meine schöne, lange Rezension dieses Films leider vor ein paar Wochen zerschossen hat, aber hier bisher nur eine Meinung (vorab) zu sehen ist, muss ich mich noch einmal in die Bresche legen:
Ein ganz hervorragender, spannender, stimmiger Film! Eine bewegende Geschichte, mit erstaunlich viel Tiefgang (die Frage der Gewalt...), tollen Schauspielern und - das ist das Beste - immer im ton der Verzweiflung bleibend. Es gibt hier keine Scherze, keine Romanzen etc., um das böse Drama etwas aufzulockern. Sondern es bleibt was es ist - bewegend, deprimierend und absolut fesselnd.
Die Länge des Filmes fand ich sehr positiv und zu keiner Zeit langweilig. Hat mich wirklich stark an Finchers 'Zodiac' erinnert. Weniger wegen Gyllenhaal, als vielmehr von der Art, sich einfach Zeit zu nehmen, die Geschichte zu erzählen, das Langwierige, das Zermürbende.
Kurzum: nix für einen fröhlich-romantischen Kinoabend zu zweit - aber absolut etwas für einen Kinoabend, der einen emotional mitnimmt und an dem man/frau filmisch (auch visuell) gehobene Kost serviert bekommen möchte.

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5
5/10

Allenfalls durchschnittlicher Entführungs-Thriller, der nicht wirklich fesselt. Nach einem wirklich starken Anfang geht es eigentlich nur noch stetig bergab. Das abrupte und ziemlich popelige Ende ist dann wirklich fast schon eine Frechheit.

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5
5/10

Habe den Film grade das erste mal im Pay TV gesehen.

Ich hatte bereits viele sehr gute Kritiken über ihn gesehen und war recht gespannt aber dann doch eher enttäuscht.

Diese Art von Pseudo Intelektuellen Thrillern und Krimis ist leider doch immer wieder dasselbe. Solche Filme wecken die Erwartungshaltung mit cleveren Storywendungen, Überraschungen und einem intelligenten Plot aufzuwarten, der den Zuschauer fesselt und auch mal überrascht.
Auch Prosiners wartet mit einigen "Wendungen" auf die die Spannung weiter steigern sollen und einen immer wieder im Ungewissen halten sollen über die wirklichen Täter.
Wie in mittlerweile jedem Roman von bspw. Jeffrey Deaver oder Dan Brown(kennt man einen kennt man alle) oder alten Krimi Folgen etc. :) steckt dahinter aber auch hier das gleiche Konzept. Schließt man den ersten Verdächtigen schon mal aus und nimmt auch an, dass der gezeigt "agierende" Böse auch nicht der Haupttäter ist und somit ansich nur noch der einzige andere Schauspieler sein wird der in dem Film noch gezeigt wird, kommt man auch hier direkt auf den verantwortlichen. Diese Methode klappt leider fast immer. Daher finde ich das heraustellen eines spannung erzeugenden Skriptes in der Filmszene Rezension auch als total falsch. JEder kann Spannung erzeugen, siehe beispielsweise Lost, dann erzeugt man halt ein Rauchmonster und hier eine Mystische Zahlenkombination udn hier dies udn das, etwas einfacheres gibt es nicht wichtier ist doch, dass es am ende einen Sinn ergibt und die Auflösung all dessens eben geschickt gemacht ist und nicht nur da sbloße konstruieren von irgendwelchen Wendungen ohne Sinn und Verstand.

Dazu kommt, dass die erwähnten Wendungen tatsächlich beim schauen auch noch ein wenig den Spannungseffekt halten, wenn man allerdings über die Vorgänge nachdenkt alles nur abstruse Zufälle und teils unlogische Konstruktionen sind um eben jene Wendungen zu Konstruieren und somit zum absoluten Selbstzweck geworden sind.

Vieles ergibt also bei näherem hinsehen bspw. gar keinen Sinn, der Nachahmungstäter, der zufällige Leichenfund des VAters, dass die Mädchen nicht direkt getötet wurden.

Schwerer wiegt für mich aber, dass die komplette Auflösung nur auf einem totalen Zufall basiert, der nichts mit dem restlichen Film zusammen hängt. Egal was vorher passierte gelang dem einem Mädel einfach so die Flucht und die dann folgenden Aktionen von Keller strotzen nur noch so von typischem Plotunsinn um ihn in eine bedrohliche Lage zu bringen.
Als er aus dem Krankenhaus stürmte war mir genau klar wie der Film Enden wird und als er an der Tür des Täters steht möchte man schreien: wollt ihr mich verar.... Jeder Zuschauer denkt sich dass unter dem Handtuch eine Pistole ist und das es wohl das dümmste ist zu wissen, dass man vor dem Täter steht, vorher aber ohen jeglichen Grund niemanden davon zu erzählen, dass man weiß wo die eigene Tochter ist udn wer verantwortlich ist und dann munter reinzumarschieren und dem Entführer den Rücken zuzudrehen. Also ne sorry, was für ein Humbug.

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9
9/10

Grandiose Regie- und Kamerarbeit, die mich sofort eingenommen haben mit der sehr eindringlichen und intensiven Geschichte. Jake Gyllenhaal und Hugh Jackman liefern eine verdammt gute Performance ab. Für mich hätte Gyllenhaal eine Oscar-Nominierung verdient gehabt. Die Story ist tatsächlich sehr aufreibend und man ist hin- und hergerissen, angesichts der moralischen Fragen rund um Folter, Verzweiflung und Zeitnot. Ich war so gefangen von den Szenen, dass ich das Ende dann doch noch als überraschend empfunden habe. Der Soundtrack begleitet subtil und gleichzeitig stark und mein persönlicher Höhepunkt ist die Fahrt im Auto am Ende des Films.

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9
9/10

Endlich mal wieder ein gutgemachter Film. Verstehe echt nicht was es an dem Film zum meckern gibt, man kann es ja auch übertreiben, denn die Bewertung 5/10 Augen ist ja schon Fernsehfilm Niveau und das ist der garantiert nicht . Prisoners bleibt bis zum Ende düster und total spannend. Schauspielerische Leistungen waren TOP. Der Streifen ist absolut empfehlenswert. Unbedingt anschauen!

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7
7/10

Ein grausamer Film. Gyllenhaal und vor allem Jackman brillieren in ihren Rollen. Leider hat man aber dem Potential, das in der aufwühlenden Geschichte liegt, wohl nicht ganz zugetraut den Zuschauer bis zum Ende zu fesseln. Und so wird aus dem grausamen, kalten Psychodrama ab der Hälfte des Films plötzlich ein überkonstruierter Serienkiller-Thriller, mit unerwarteten Wendungen und überraschenden Zufällen, der viel von der brutalen Intensität der ersten Hälfte einbüßt. Die Auflösung des Rätsels und einige damit einhergehende unplausible Handlungen mancher Akteure verwandelten meine "Anfangsbegeisterung" letzendlich in leichte Enttäuschung. Schade, denn hier wäre weniger viel mehr gewesen. Dennoch ist der Film ganz sicherlich ein Highlight. Allein schon wegen Jackman, der soviel Hass, Verzweiflung und zwiegespaltene Aggressivität in seine Rolle steckt, dass selbst ein Wolverine dagegen diplomatisch und besonnen wirkt.

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8
8/10

Kann der Warnung im letzten Abschnitt der Kritik nur beipflichten. Der Film läßt einem einfach in keinem Moment so richtig durchatmen. Ständig gibt es irgendwas, was immer moch bedrückend ist und im Laufe des Films wird es einfach nur immer noch bedrückender. Es grenzt schon fast an einen Horror-Film, aber ohne irgendwelche unrealistischen oder übertriebenen Szenen wie man sie sonst aus Horror-Filmen kennt. Ein Vergnügen ist es deshalb nicht gerade diesen Film anzuschauen, auch wenn er vom Storytelling her genial gemacht ist. Es ist äußerst geschickt gemacht, so dass man nach dem Film eventuell noch ein paar "Aha"-Momente hat, wo man sich an Kleinigkeiten aus Szenen erinnert, die man dann am Ende anders interpretiert als beim ersten sehen.

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