Der ehemalige Reporter Eddie Brock (Tom Hardy) ist ziemlich heruntergekommen. Dank seines ungezügelten Temperaments hat er sowohl seinen Job als auch seine Freundin Anne (Michelle Wiliams) verloren. Zu eingen guten Teil dafür verantwortlich ist Dr. Carlton Drake (Riz Ahmed), der wohlhabende Boss des mysteriösen Konzerns „Life Foundation“, dessen fragwürdige Geschäfte Eddie versucht hatte anzuprangern. Und er lag damit vollkommen richtig, denn Drake opfert für seine Forschungen rücksichtslos Menschen, die er als Versuchskaninchen rekrutiert. Als er in den Besitz eines außerirdischen Organismus gelangt, werden die Methoden ihres Chefs selbst der bis dahin treuen Mitarbeiterin Dr. Dora Skirth (Jenny Slate) zu viel und sie beschließt Eddie Insider-Informationen zukommen zu lassen. Der gerät dabei jedoch in Kontakt mit dem außerirdischen Symbionten und ist fortan nicht mehr der alleinige Herr seines Körpers und seiner Taten. Doch das hat nicht nur negative Auswirkungen, denn durch diese Verbindung erlangt Eddie auch geradezu übermenschliche Kräfte und Fähigkeiten.
Dass der Symbiont namens „Venom“ eigentlich aus dem "Spider-Man"-Universum stammt ist in diesem Film nicht mehr erkennbar. Zwar plante man bei Sony ursprünglich, diese Figur als offiziellen Spin-Off zu verwenden, doch nach der mäßigen Performance der beiden „Amazing Spider-Man“-Filme mit Andrew Garfield entschloss man sich bekanntlich, den Wandkrabbler an Disney zu „verleihen“ und Teil des dort weiter fortschreitenden Marvel-Filmuniversums werden zu lassen. „Venom“, der in der Comicvorlage einst von Peter Parker als neues Kostüm getragen wurde, bis der feststellen musste, dass es sich dabei um ein eigenes (nicht besonders gutmütiges) Lebewesen handelt, ging dennoch in Produktion, besitzt nun jedoch keinerlei Verbindung mehr zur populären Marvel-Figur. Und so ist auch sein neuer Wirt Eddie Brock nicht mehr der etwas einfältige Kleinganove sondern in Person von Tom Hardy ein aufrechter, wenn auch psychisch etwas angeschlagener Kämpfer für das Gute.
Und dieser Tom Hardy ist dann auch das große Zugpferd des Films, verkörpert der charismatische und stets energiegeladene Schauspieler doch hier zum ersten Mal die Haupt- und Titelfigur einer Genre-Franchise, nachdem er von „Star Trek“ bis „Batman“ in diesem Feld bisher lediglich Nebencharaktere darstellte. Schon mit den ersten, clever geschnittenen Trailern avancierte „Venom“ zu einem der Kinofilme, auf die sich viele dieses Jahr am Meisten freuten. Der nun vorliegende Film wird dem Hype allerdings nur bedingt gerecht.
Hardy zeigt sich dabei allerdings bestens aufgelegt und sehr präsent, darf sich in unterschiedlichen Stimmungslagen ausprobieren und bildet ganz klar das Energiezentrum des Films. Unterstützt wird er dabei mit Michelle Willliams von einer ebenfalls überdurchschnittlichen Darstellerin, die dann auch etwas mehr darbieten darf als die brave Freundin des Helden. Vor allem die Szenen, in denen beide gemeinsam bzw. nacheinander die Venom-Power am eigenen Körper erfahren dürfen und dabei feststellen, dass diese neue Macht sehr reizvoll und verführerisch ist, hinterlassen Eindruck.
Es gibt aber bedauerlicherweise auch ein paar Einträge in der Spalte „Probleme“. So kann – und das ist im heutigen, digitalen „Nichts ist unmöglich“-Zeitalter fast schon überraschend – die Animation des Symbionten leider nicht hundertprozentig überzeugen, wirkt manchmal tatsächlich nicht nur sehr künstlich sondern regelrecht albern, sobald sich aus der glibberigen Alienmasse ein Körper mit Gesicht formt und zu sprechen beginnt – was zu der Erkenntnis führt, dass diese Figur visuell in gezeichneter Form eindeutig besser funktioniert. Das ist vor allem bei Venoms ersten Auftritten der Fall, da die Grundstimmung zu diesem Zeitpunkt noch eine sehr düstere und ernsthafte ist. Umso heftiger fällt der folgende Stimmungswechsel aus, denn im letzten Drittel kommt der Film immer stärker als Komödie her. Das ist vor allem den (dafür aber zumindest oft köstlichen) Dialogen zwischen Wirt und Symbiont geschuldet, die sich selten einig sind. So richtig zusammenpassen wollen diese stark heterogenen Teile halt nicht.
Die Comic-Figur „Venom“ hat sich vor gut 25 Jahren als derart cool und interessant erwiesen, dass sie vom geplanten einmaligen Gimmick zum Dauergast mit eigener Serie wurde und mit „Carnage“ schließlich sogar einen noch wilderen, brutaleren Ableger nach dem gleichen Muster generierte. Eine Option, die hier zwar auch bereits angedeutet wird, doch ob der Kino-“Venom“ tatsächlich zur eigenen Franchise taugt, wird sich erst noch erweisen müssen. Denn aufgrund der arg konventionellen Story und dem beschriebenen uneinheitlichen Grundton kommt der Symbiont doch unerwartet kraftlos daher und somit fällt dann auch dieser neue Versuch aus dem Hause Sony qualitativ ein gutes Stück hinter die Filme des Marvel Cinematic Universe zurück.
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