Jeder neue Tag ist ein Ereignis, das von den Lebensmitteln im Supermarkt mit einem entsprechend dankbaren Lied begrüßt wird, stets verbunden mit der Hoffnung, diesmal endlich zu den Auserwählten zu gehören, die von den „Göttern“ in ihren Einkaufswagen gepackt werden. Auch Würstchen Frank (Originalstimme: Seth Rogen) und das aparte Hot Dog-Brötchen Brenda (Kristen Wiig) können es kaum erwarten, aus ihren Verpackungen befreit zu werden um ihre Körper aneinander zu reiben. Die Warnungen eines derangierten Honigsenfs (Danny McBride), der mahnt, dass das Schicksal welches Würstchen und Co. außerhalb des Marktes erwartet ein gar schreckliches sei, werden fröhlich ignoriert. Bis das erste Würstchen schließlich doch mit ansehen muss, was für ein Massaker die vermeintlichen Götter mit seinen Freunden in einem Ort namens „Küche“ anrichten.
Die Inhaltsbeschreibung macht es sehr deutlich und auch jedes Elternteil auf der Suche nach Inspirationen für den nächsten Kinobesuch wird (hoffentlich) schon nach wenigen Trailer-Sekunden erkennen, dass „Sausage Party“ wirklich kein Film für die lieben Kleinen ist. Denn der bei uns ab 16 Jahren freigegebene und in den USA als erster computeranimierter Film überhaupt mit einem „R“-Rating versehene Spaß ist ein hinterhältiger, kleiner Anschlag auf den guten Geschmack aus den bekanntlich vor keiner Peinlichkeit zurückschreckenden Hirnen der Komödienspezialisten Seth Rogen und Evan Goldberg („ Superbad“, „Das ist das Ende, "Bad Neighbors"“). Nur diesmal halt im Gewand des doch sonst gerne so familienfreundlichen Animationsfilms, wobei dieser Vertreter aber höchstens deutlich macht, durch welche körperlichen Aktivitäten so eine Familie eigentlich zustande kommt.
Denn das herausragende Merkmal dieser „Sausage Party“ sind nicht etwa Essens-Witze oder eine Parabel auf die ausufernde moderne Konsumgesellschaft, obwohl beides – in Ansätzen – vorhanden ist. Es ist auch nicht die handwerkliche Qualität der Animationen, für die immerhin einige der „Shrek“-Macher mitverantwortlich zeichnen und die man als „ordentlich“ bezeichnen kann. Nein, in erster Linie geht es hier um Sex, denn das ist das was sowohl männliche als auch mit weiblichen Attributen gekennzeichnete Lebensmittel vor allem im, äh „Kopf“ haben und worum es dann auch in nahezu jeder Minute geht. Da wird mit solcher Vorfreude davon gesungen, wer was möglichst bald wie tief irgendwo reinsteckt, dass auf den Lebensmittelpackungen eigentlich gleich noch eine Warnung vor im Überschuss enthaltenen Hormonen enthalten sein müsste. Und weil Rogen & Co. halt lieber Grenzen überschreiten, als sich der Gefahr auszusetzen womöglich von irgendjemanden für zu brav gehalten zu werden, gipfelt das Ganze schließlich in einer Orgie wild kopulierender Lebensmittel, bei der die zugehörigen Dialoge und Geräusche bei dem einen oder anderen Besucher dazu führen könnten sich wie in einem Porno-Kino zu fühlen und etwas tiefer in seinem Sitz zu rutschen.
Falls er halt nicht weiß worauf er sich hier eingelassen hat, wobei man auf das Ausmaß an derben Witzen und sexuellen Inhalten in dieser Form selbst mit gewissen Vorkenntnissen kaum vorbereitet sein kann. Und dafür muss man dann wohl schon etwas Respekt an die Macher zollen, nicht für die Story und den Fäkalhumor an sich, aber doch für die Konsequenz, mit der sie sich hier einer weichgespülten, mit einem augenzwinkernden „War doch alles gar nicht so gemeint“-Schildchen versehenen Auflösung verweigern und den unverschämten Irrsinn stattdessen bis auf die Spitze treiben. Mögen muss man es freilich auch nicht unbedingt und im Prinzip gilt hier dann letztlich nichts Anderes als bei sonstigen derben Komödien mit realen Darstellern: Wer mit diesem Humor etwas anfangen kann und ihn sich vorzugsweise mit ein paar Freunden und reichlich Bier reinzieht, der hat hier seinen perfekten Party-Film gefunden. Eine Party mit versauten kleinen Würstchen ist immerhin mal was Anderes.
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