Oje, eine neue Teeniekomödie über drei Loser die endlich ihre Unschuld verlieren möchten. Das war schon vor "American Pie" nicht mehr besonders originell, ist aber spätestens seit der genannten Erfolgsreihe sowie deren diversen Fortsetzungen und Ablegern eigentlich nicht mehr satisfaktionsfähig. "Eigentlich", denn wenn dahinter Judd Apatow und Seth Rogen stecken, die mit "Beim ersten Mal" gerade erst das Genre der intelligenten Proll-Komödie völlig neu erfunden haben, dann darf man natürlich doch ein wenig neugierig sein. Zu behaupten, dass dies den beiden Kreativköpfen mit "Superbad" nun schon wieder gelungen sei, wäre sicher übertrieben. Aber zumindest die Auszeichnung "neue und frische Impulse" haben sie sich erneut verdient.
Dies wird allerdings nur feststellen können, wer sich nicht schon von der ersten Viertelstunde des Films vertreiben lässt. Denn nachdem man diese Flut von Dialogen über Schwänze, Pussys und Titten erstmal überstanden hat, wird es deutlich ruhiger und interessanter. Schließlich bekommt der in diesem Vokabular besonders aktive Seth (Jonah Hill) eine echte Aufgabe gestellt: Nachdem er und sein zurückhaltender, aber ansonsten genauso uncooler Kumpel Evan (Michael Care) überraschend auf eine angesagte Party eingeladen werden, gilt es dem eigenen Großmaul gerecht zu werden und irgendwie den benötigten Alkohol zu organisieren. Dafür greifen die Beiden in ihrer Verzweiflung schließlich sogar auf die Hilfe von Fogell (Christopher Mintz-Plasse) zurück, seines Zeichens eine noch wesentlich unbeholfenere und nerdigere Version der beiden Freunde. Aber der ist immerhin stolzer Besitzer eines gefälschten Ausweises, der ihn alt genug macht um die gewünschten hochprozentigen Getränke besorgen zu können. Obwohl die Anderen wenig Vertrauen in Fogell haben und auch den gewählten Falschnamen "McLovin" für keine gute Idee halten, startet man einen Versuch. Und damit eine Aktion, die für jede Menge ungeplanter und aufregender Verwicklungen sorgen wird, bei denen sich nicht zuletzt auch die Frage nach der Zukunft von Seths und Evans Freundschaft stellt.
Derbe Zoten und vertrottelte Freaks plus eine paar hübsche Mädels, die sich eher unglaubwürdig für eben diese interessieren. Unverzichtbare Bestandteile der gemeinen Teenager-Komödie und auch in "Superbad" ausreichend vertreten. Aber auch diesmal gelingt es Wunderkind Apatow (als beratender Produzent im Hintergrund) zusammen mit den Drehbuchautoren Seth Rogen und Evan Goldberg, ihrem Film wieder einen gewissen Mehrwert zu verleihen. Dass die beiden Schreiber die gleichen Vornamen wie ihre beiden Hauptfiguren tragen, ist dabei natürlich kein Zufall und vor allem Rogen hätte die Rolle auch am liebsten selbst gespielt, gäbe es da nicht ein kleines Altersproblem.
Die Alternative Jonah Hill ist zwar in Wahrheit kaum jünger als Rogen, ließ sich aber wesentlich glaubwürdiger auf 17 trimmen und sieht dem "Original" zudem von der Statur in der entsprechenden Lebensphase recht ähnlich. Auch Hill gehört schon länger zum Stammteam von Judd Apatow und war sowohl in der "40jährigen Jungfrau" als auch im "Ersten Mal" mit dabei. Seine erste große Hauptrolle trägt er mühelos und schafft es auch, seinen etwas groben Seth nicht zur Karikatur verkommen zu lassen. Denn wenn es schließlich dazu kommt, dass zwischen Seth und Evan endlich einige bittere Wahrheiten darüber ausgesprochen werden, wer in dieser Freundschaft den anderen ausbremst und dass mit dem verantwortungslosen Treiben sowieso bald unwiderruflich Schluss sein wird, dann erreicht der Film damit eine Ebene, die ansonsten in diesem Genre nur selten berührt wird.
Dies allerdings auch nur für wenige Minuten, ansonsten sind Tempo und Spaß angesagt und auch hier darf man von dem erwähnten "Mehrwert" sprechen, denn die Gagdichte ist wirklich erstaunlich. Als absolutes Highlight entpuppen sich dabei die Abenteuer des Obernerds Fogell, der in seiner Identität als "McLovin" auf eine abenteuerliche Odyssee mit zwei äußerst fragwürdig agierenden Polizisten gerät. Einen der beiden eigenartigen Ordnungshüter gibt dabei der nun schon mehrfach erwähnte Seth Rogen (in kaum zu erkennender Maske) selbst, und was diese Chaoten in einer Nacht anstellen ist eine wahrhaft großes Vergnügen, vor allem weil die zunächst recht klischeehaft agierenden Charaktere im Verlauf noch so manche Überraschung bereithalten.
Auch wenn ein überragendes Einspielergebnis in den USA an sich noch kein Qualitätsmerkmal sein muss, "Superbad" im Kern auf bekannte Stereotypen bezüglich Handlung und Figuren zurückgreift und man das eine oder andere Mal auch über die Grenzen des guten Geschmacks hinausschießt: Man spürt das Herzblut, welches die Macher in ihren Film investiert haben. Und es gibt ganz einfach eine Menge zu lachen. Von daher lautet das Urteil erfreulicherweise also: Not so bad.
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