Ende des 19. Jahrhunderts kommt es im Landhaus der Familie Howlett zu dramatischen Ereignissen in deren Verlauf der Junge James erkennen muss, dass er über gewaltige Kräfte verfügt. Gemeinsam mit seinem Halbbruder flieht er vom Ort des Geschehens, doch später wird er dann für sein Land in den Krieg ziehen. Oder besser in gleich mehrere große Kriege, denn die Beiden altern irgendwann nicht mehr und so treffen wir sie schließlich in den Wirren des Vietnamkrieges wieder. James (Hugh Jackman) nennt sich jetzt Logan und die zunehmende brutale Aggressivität seines Begleiters Victor (Liev Schreiber) macht ihm stark zu schaffen. Zwar werden beide kurz darauf noch Mitglieder in einer von dem Bundesagenten Stryker (Danny Huston) zusammengestellten Spezialeinheit, doch ist das endgültige Zerwürfnis nur eine Frage der Zeit. Nach seinem Rückzug in die Anonymität der kanadischen Wälder glaubt Logan seinen inneren Frieden gefunden zu haben, doch Stryker hat noch viel mit ihm vor. Es kommt zu neuen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf er schließlich einen anderen Namen annehmen wird: Wolverine.
Die "X-Men"-Reihe hat nach drei sehr erfolgreichen Filmen ihr vorläufiges Ende gefunden, aber es wäre natürlich fahrlässig, die Franchise nun ungenutzt ruhen zu lassen, und so begannen schon recht frühzeitig die Planungen für einen Solofilm des beliebtesten Teammitglieds Wolverine. Der präsentiert sich nun zwar unter dem Reihentitel "X-Men Origins", doch es dürfte fraglich sein, ob denn überhaupt noch weitere Helden zu solchen Ehren kommen werden, ist dies doch bereits der mit Abstand populärste Charakter und womöglich auch der Einzige, der einen großen Kinofilm alleine tragen kann.
Aber selbst hinter diese Aussage gilt es ein Fragezeichen zu setzen, denn offensichtlich traute man das selbst "Wolverine" nicht so ganz zu und so hat der es dann gleich mit einer ganzen Schar weiterer Mutanten zu tun. Dem Kenner der Comic-Vorlage seien daher Namen wie Gambit, Agent Zero oder Blob entgegen geworfen, und auch der eine oder andere spätere X-Men lässt sich schon mal kurz sehen. Ganz so bunt wie in deren Streifen geht es hier dank des Verzichts auf Kostüme zwar nicht zu, aber trotzdem ist die Freak-Dichte doch erstaunlich hoch.
Deren Zweck ist natürlich die Gelegenheit, einzelne Fähigkeiten visuell ansprechend umsetzen zu können und dem Publikum in dieser Richtung etwas zu bieten. Allerdings dienen diese kurz angerissenen Charaktere so offensichtlich als reines Augenfutter, dass sie im Vergleich mit den wesentlich ausdifferenzierteren X-Men eher blass und nur wenig interessant wirken. Wir haben es hier entweder mit einigen einfach nur "bösen" Gestalten mit ordentlich Freude am Töten oder aber auf der anderen Seite mit äußerlich harten Typen mit gutem Kern zu tun, die meist auf nur eine Charaktereigenschaft beschränkt bleiben. Die gebotene Action ist zwar tricktechnisch top und nett anzuschauen, sie ist aber einfach auch ziemlich flach und deutlich weniger komplex als man es mittlerweile von den besseren Superheldenfilmen gewohnt ist. Kann man so machen, ist aber trotzdem ein kleiner Rückschritt, vor allen weil sich "Wolverine" schließlich innerhalb eines bereits eingeführten Kosmos bewegt.
Aus dem in hunderten von Comics weit verzweigten Material der Vorlage hat man sich ein paar Kernpunkte für die Adaption heraus gesucht, welche den Fans durchaus Freude bereiten dürften. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang machte man aus der Vergangenheit des 1974 als Gegner in einem "Hulk"-Heft eingeführten "Wolverine" schließlich im Hause Marvel ein großes Geheimnis. Erst vor wenigen Jahren wurde mit der Miniserie "Origins" eine offizielle Herkunftsgeschichte veröffentlicht, die zwar längst nicht jedem gefiel aber nun trotzdem Gültigkeit hat. Mit Elementen aus den Comic-Origins beginnt dann auch der Film, um anschließend erstmal einen anderen Weg zu gehen, später jedoch mit der Einbindung des "Waffe X"-Experiments auf einen weiteren Klassiker der Vorlage zurückzugreifen.
Dass der Mann namens Logan aber irgendwann seine Erinnerung an all dies verlieren wird, ist dabei unvermeidlich, muss man ihn schlussendlich doch an den Punkt bringen, an dem ihn dann später Professor X aufgreifen wird (siehe den ersten "X-Men"-Film). So gesehen ist es rein inhaltlich gesehen ziemlich wurscht, was der klauen- bzw. klingenbestückte Mutant hier treibt. Dabei zu zuschauen, wie er zumindest kräftemäßig zu dem wurde was er heute noch immer ist, ist allemal unterhaltsam, aber leider auch nicht mehr.
Um wirklich überzeugen zu können fehlt dem Film dagegen einiges. Ein starker Endgegner beispielsweise, denn die hier präsentierte "Deadpool"-Version ist nicht nur potthässlich, sondern irgendwie auch ein bisschen lahm. Eine Story, die aus etwas mehr als einer simplen Rache-Geschichte besteht, wäre auch nett gewesen, auf die wenig überraschenden Seitenwechsel einzelner Figuren hätte man dann vielleicht verzichten können. Allzu logisch ist der Masterplan des bösen Stryker außerdem weder in Idee noch Ausführung, und zu schlechter letzt hält sich dann auch noch der Neuigkeitswert des hier Erzählten in Grenzen, denn da hat schließlich "X-Men 2" bereits vieles vorweggenommen.
Die beiden Hauptdarsteller zeigen vor allem physische Präsenz, Hugh Jackman mit einem stolz präsentierten nackten Oberkörper und einer Muskelmasse, deren Echtheit zu hinterfragen sicher nahe liegt. Vor allem Liev Schreiber aber hat für die Rolle des Victor Creed/Sabretooth mächtig zugelegt, wer sich etwa noch an seine frühere Gemeinschaftsarbeit mit Jackman namens "Kate & Leopold" erinnert, dürfte den dort noch so sanften Mimen kaum wieder erkennen.
Allerdings ist auch die Beziehung der beiden Brüder in "Wolverine" ein ständiges, nicht immer nachvollziehbares Hin und Her und genauso von diversen Hoch- und Tiefpunkten geprägt wie der gesamte Film. Da durfte man sicher etwas mehr erwarten als dieses mittelprächtig gelungene und auch für Fans nur bedingt empfehlenswerte Werk.
Ach ja, auch bei dieser Marvel-Verfilmung gilt es, bis zum Ende des Abspanns sitzen zu bleiben, denn da kommt mal wieder noch was. Das ist zwar auch nur mäßig aufregend, aber wir haben hiermit zumindest mal darauf hingewiesen. Und irgendwie passt es dann ja schließlich auch zum Rest.
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