Police Officer Edward Malus (Nicholas Cage) geht es nicht besonders gut. Seitdem er hilflos mit ansehen musste, wie eine junge Frau und ihre Tochter bei einem Verkehrsunfall verbrannten, macht er sich Vorwürfe und versucht die Erinnerung daran mit Beruhigungsmitteln zu verdrängen. Daher macht er sich sofort auf den Weg, als seine Hilfe gebraucht wird. Willow (Kate Beahan), die ihn vor Jahren ohne Begründung verlassen hatte, meldet sich plötzlich wieder und bittet ihn auf die Insel Summersisle zu kommen. Willows Tochter ist verschwunden und sie hat angeblich niemanden, dem sie sich sonst anvertrauen könnte. Schon sehr schnell erkennt Edward, dass er von den anderen Bewohnern dieses merkwürdigen Eilands keine Unterstützung erwarten kann. Dort hat sich eine archaische Kultur bewahrt, die weitgehend frei von moderner Technik existiert und in der die Frauen, allen voran Schwester Summersisle (Ellen Burstyn) eine eindeutige Führungsrolle einnehmen, während die wenigen Männer offensichtlich nur zum Verrichten einfachster Arbeiten benötigt werden. Über die verschwundene Rowan will niemand etwas wissen, es wird sogar behauptet, dass es dieses Mädchen nie gegeben hätte. Je näher auf der Insel das heidnische Fest vom "Tag des Todes und der Wiedergeburt" rückt, umso mehr verstrickt sich der aufrechte Edward in ein Geflecht aus falschen Fährten und Täuschungsmanövern.
Obwohl der "Wicker Man" lediglich ein Remake des gleichnamigen englischen Gruselfilms von 1973 ist, dürfte dieser außerhalb der britischen Insel unbekannt genug sein, um den allermeisten Zuschauern die Spannung zu erhalten, was denn nun auf dieser Insel tatsächlich vorgeht. Jedenfalls bleibt das zu hoffen, ist die finale Wendung und Offenbarung doch eindeutig das Element des Films, welches am Besten funktioniert und nach wie vor zu verblüffen weiß. Und es war eine kluge Entscheidung, dieses Ende dann auch werkgetreu für die Neufassung zu übernehmen, funktioniert doch ansonsten leider nicht allzu viel bei diesem angeblichen "Wunschprojekt" von Nicholas Cage, der sich als großer Fan des Originals ausgibt.
Um den echten "Wicker Man" hat sich nämlich, nach einem eher verhaltenen ersten Kinodurchlauf, ein kleiner Kult entwickelt, der das Werk im Lauf der Jahre zu einem festen Platz in zahlreichen Bestenlisten zum Thema "Sternstunden der britischen Filmkultur" verholfen hat. Dabei handelte es sich um einen zumindest recht unkonventionellen Film mit einer originellen Geschichte, der zudem durch die Präsenz eines gut aufgelegten Christopher Lee in der Rolle des (damals also noch männlichen Anführers) Lord Summersisle geadelt wurde. Allerdings war schon der alte "Wicker Man" ein (zumindest aus heutiger Sicht) manchmal etwas unfreiwillig komisch wirkender Cocktail aus gewollt provokanten heidnischen Spielereien, gemixt mit der deftigen Freizügigkeit der ausklingenden "Flower Power"-Jahre. Darin wirkte der ermittelnde Polizist dann entsprechend spießig und bieder und taugte nicht als Sympathieträger.
Nicht so bei dem armen Nicholas Cage, der hier nun einen absoluten Gutmenschen verkörpert, der aber auch wirklich nur das Beste und jedem Vertrauen schenken will. So etwas kann er ja auch ganz gut, doch obwohl Cage hier entsprechend oft zwischen seinen Standards "traurig-leidender" und "treusorgender Dackelblick" wechselt, wirkt er dabei leider meist genauso lustlos und uninspiriert wie die gesamte Riege des Films. Das Drehbuch verpasst ihm dazu noch sowohl eine traurige Vorgeschichte als auch eine persönliche Verbindung zu einer der Inselbewohnerinnen und begibt sich damit dann komplett auf den Irrweg, diese Geschichte würde doch viel besser funktionieren, wenn man auf der Seite der Hauptfigur mitleidet. Falsch, sie funktionierte damals viel eher, weil man sich als Betrachter an den bösen Spielchen, welche mit dem karikaturhaft gezeichneten Ermittler getrieben wurden, durchaus erfreuen konnte. Ganz abgesehen davon, dass die Logik bei der uns hier präsentierten Beziehungsentwicklung zwischen Edward und Willow doch auch arg auf der Strecke bleibt.
Womit wir bei Punkt Zwei der Kategorie "unerfreuliche Änderungen" angelangt wären. Denn von der oben beschriebenen, provokativen heidnischen und sexuellen Freizügigkeit ist leider auch so gut wie gar nichts übrig geblieben, stattdessen bietet man uns nun lediglich ein Matriarchat und eine technologisch rückständige Kultur der Marke "Amish light". Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Grenzen, was gezeigt werden darf und was nicht, mehr als drei Jahrzehnte später wieder ein ganzes Stück zurück bewegt haben, auch wenn man natürlich nicht vergessen darf, dass es sich hier eben um ein Hollywoodprodukt und nicht um eines aus dem alten Europa handelt.
Tja, und wenn man eine Vorlage nahezu all ihrer interessanten und gewagten Bestandteile beraubt, dann kommt halt am Ende nur ein ziemlich fade dahin plätscherndes Filmchen heraus, das keine größeren Eindrücke hinterlassen wird. Trotzdem sei jedem, der sich auf den neuen "Wicker Man" einlässt, empfohlen, dann zumindest auch bis zum netten Ende durchzuhalten, um sich damit wenigstens ein kleines Bisschen zu belohnen.
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