Waschen, schneiden, legen

Jahr
1999
Laufzeit
85 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 23. Dezember 2010

Wer erinnert sich nicht an diesen denkwürdigen Tag vor nun fast zwei Jahren, als in der größten TED-Aktion in der Geschichte des deutschen Fernsehens der große Meister des Schlagers, Guildo Horn, von seinen treuen Fans zum Grand Prix Eurovision de la Chanson geschickt wurde. Und an diesen grandiosen Auftritt vor den Augen ganz Europas, nach dem es konsequenterweise Höchstwertungen aus Schweiz, Holland und Spanien regnete. Denkwürdige Augenblicke der Fernseh- und Musikgeschichte, von denen wir noch unseren Enkeln werden berichten können. Und gut achtzehn Monate nach diesem (vorläufigen?) Höhepunkt seiner Karriere macht sich der Meister nun auf, die Leinwand zu erobern. Um es gleich vorwegzunehmen: Sonderlich denkwürdig ist das diesmal nicht ausgefallen.
Zur Verteidigung muß aber auch gleich gesagt werden: Wer bei der Vorstellung von Guildo Horn, wie er einen Frisör spielt, unweigerlich einen neuen Tiefpunkt in der deutschen Filmgeschichte erwartet hat, vorurteilt dann doch etwas zu hart. Schon einmal allein deswegen, weil Guildo in diesem Film gar kein wirklicher Frisör ist.  Hans Anton "Toni" Schatz, wie sich der Meister in diesem Streifen schimpfen darf, wohnt noch bei Mutter und Vater und arbeitet zwar im Frisörladen nebenan, mehr als Haare waschen darf er aber nicht. Das macht er allerdings so gut, daß den alten Damen dabei ganz anders wird. Toni lebt jedenfalls in einem absoluten Kuhkaff im Hochsauerlandkreis (ich kenne Leute, für die allein diese Nummernschilder Charaktereigenschaft genug sind), in einer Straße mit dem Frisörladen, dem Blumengeschäft von Tonis bester Freundin Melanie, und einem Modegeschäft. "Mama sagt, daß sei das beste Geschäft im Ort. Naja, es ist ja auch das einzige." Zum Glück bleiben wir von allzu vielen "Mama sagt ..."-Sätzen verschont, aber schon in der ersten Sequenz wird dem Zuschauer auf kongeniale Weise gezeigt, was es heißt mit über 30 noch bei Mami zu wohnen. Bis hin zur Mortadella mit Gesicht ist jedes Frühstücksklischee vertreten, zum Abschied kontrolliert die Erziehungsberechtigte stets die Mitnahme des obligatorischen Taschentuchs und läßt ihren Jungen wiederholen, wie man über die Straße geht (obwohl dafür effektiv gar kein Bedarf besteht). Als der Papa dann mal zur Mama aufschaut und diese entgegnet: "Glotz in den Fernseher, glotz in die Bild-Zeitung, glotz aus dem Fenster, aber glotz mich nicht dauernd an. Schlimm genug, daß ich mit dir verheiratet bin", dann hat man in den ersten drei Minuten schon so viel gelacht, daß der Film richtig gut zu werden verspricht.
Aber ein bißchen Handlung muß ja auch sein. Da seine beste Freundin Melanie bald heiraten will und es in ihrem Kaff natürlich keine vernünftigen Hochzeitskleider gibt (jedenfalls nicht in Pink), begleitet sie Toni kurzerhand zum Shopping nach Berlin (klar, das größte Einkaufszentrum der Republik liegt ja auch nur ungefähr zwanzigmal so nah, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein). Hier entspinnen sich dann Szenen der netteren Art aus der Abteilung "naives, gutmütiges Landei ohne jede Ahnung prallt auf die große Stadt". Als Melanie und Toni einen Treffpunkt ausmachen wollen, und sich für "zwischen dem Engel und der Kutsche" entscheiden, ist das schon recht bezeichnend. Gemeint sind Siegessäule und Brandenburger Tor. Und dann wird Toni von einem Auto überfahren. Ist natürlich nicht schlimm, aber auf diesem Wege lernt er die Fernsehmoderatorin Gloria kennen, gespielt von Sissi Perlinger.
Vor dem Film dachte ich noch, daß die Perlinger wohl der einzige wahre Lichtblick in diesem Meister-Werk (hach, ich liebe diese Wortspiele) sein würde. Ironischerweise kippt mit ihrem Auftritt das ganze in etwas ... naja, bizarres ist nicht wirklich das passende Wort. Auf jeden Fall ist danach so einiges anders, was nicht weiter schlimm wäre, aber es macht auch irgendwie keinen Sinn mehr. Über 40 Minuten (was immerhin der halbe Film ist) kommt dieser Streifen wirklich erstaunlich unterhaltsam und einfallsreich daher, und kokettiert so frisch und humorvoll mit seinen zahlreichen Klischees, daß man ihn fast schon als Satire mit sanftem Biß ansehen könnte. Das bleibt dann in der zweiten Hälfte leider fast völlig auf der Strecke und führt zu einigen Szenen, die nicht nur völlig belanglos, sondern auch einigermaßen verwirrend sind. Wer dann noch hofft, der Film würde wenigstens vernünftig enden, der hat sich leider geschnitten. Auf die Frage "Wo ist der Punkt?" kann ich leider nur antworten: Dieser Film hat keinen. Nicht mal den kleinsten. Nicht mal den offensichtlichsten. Das ist zwar mal was anderes, aber das hier ist wahrlich nicht der Film, um mal was anderes auszuprobieren.
Wer auf diese bescheuerten Ideen gekommen ist, das würde ich gerne mal wissen, denn erfahrungsgemäß ist Adolf Winkelmann ein ziemlich guter und vor allem sachlicher Regisseur, der mehr durch Kleinigkeiten als durch Spielereien glänzt. Und Guildo Horn hatte wirklich nicht mehr zu tun, als einfach nur er selbst zu sein. Schauspielkunst ist hier gar nicht erst gefragt, denn wenn der Meister nicht Schlagerstar, sondern Frisör geworden wäre, würde er haarklein (hahahaha!) genau so ein Leben führen. "Waschen, schneiden, legen" teilt sich qualitativ so krass in zwei Hälften, daß sich daraus zwangsweise auch die Wertung ergeben muß. Für die erste Hälfte sieben, für die zweite Hälfte drei Augen, macht im Durchschnitt fünf.  Einige Gags sind wirklich extrem gut, und wenn uns dieser Film eines lehrt, dann die Tatsache, daß der am wenigsten angesehene Beruf nicht etwa Frisör (oder Schuhverkäufer) ist, sondern Busfahrer. Wer nicht Guildo-Fan ist, dem wird das wahrscheinlich egal sein, denn der wird sich eh fragen, wie man für so einen Film überhaupt Geld ausgeben kann. Ganz ernsthaft: Ich würde es auch nicht tun.


3
3/10

Also bei uns wurd der fil gedreht im haus und die arbeit für dem fim war enorm und das dann so wenig darbei rausgekommen ist schade

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