Man mag dem zustimmen oder auch nicht, aber es sieht mittlerweile so aus, als ob das traditionelle Genre der romantischen Komödie schon lange in einer Krise steckt. Nur selten eröffnen sich dem Zuschauer neue Erzählweisen oder Motive. Die RomCom ist zur Dutzendware "Made in Hollywood" geworden ohne Geist und Seele. Die jüngsten Vertreter dieser Gattung werden in letzter Zeit gern als Vehikel für die sehr beliebten Stars der erfolgreichen Ärzteserie "Grey's Anatomy" gemacht. Nach Katherine Heigls äußerst gelungenem Auftritt in Judd Apatows "Beim ersten Mal" folgte der desillusionierende Film "27 Dresses". In "Verliebt in die Braut" ist es erneut ihr männlicher Serienkollege Patrick Dempsey ("Verwünscht"), der seine weiblichen Anhänger auch ins Kino locken soll.
Und so ist die Formel, der der Film folgt, relativ flach und simpel. Dempsey spielt Tom, einen New Yorker Yuppie, der mit der Erfindung eines hitzeresistenten Kaffeebecherhalters fürs Leben ausgesorgt hat. Auch sonst läuft alles wie am Schnürchen. Er hat viele gute Freunde mit denen er sich regelmäßig zum Basketball trifft. Auch mit dem weiblichen Geschlecht hat der Frauenschwarm keine nennenswerten Probleme. Er muss sich sogar einige Verehrerinnen auf Abstand halten. Doch die innigste Beziehung hat Tom zu Hannah (Michelle Monaghan). Ihre platonische Freundschaft hält schon ganze zehn Jahre. Doch als Hannah nach einer Geschäftsreise in Schottland Colin McMurray (Kevin McKidd) kennen lernt, beschließt sie ihn sofort zu heiraten. Erst jetzt erkennt Tom, dass Hannah schon immer seine absolute Traumfrau war. Als Hannah ihn fragt, ob er denn nicht ihr Trauzeuge werden möchte, sieht er die Chance ihr endlich seine wahren Gefühle zu offenbaren.
Eigentlich kann man nicht viel mehr aufschlussreiches über "Verliebt in die Braut" sagen, außer dass der Film vor Klischees und Vorhersehbarkeiten nur so strotzt. Besonders bitter und ärgerlich wird so die zweite Hälfte des Streifens, wenn sich die Handlung aus dem sonnigen New York in die schottischen Highlands verlagert. Die Drehbuchautoren scheinen sich wirklich sehr große Mühe gemacht zu haben, die dümmsten Schottenwitze nach Klischees zu durchforsten. So verkaufen sie uns den schottischen Akzent als im Grunde völlig unverständlich und vulgär. Dann gibt es natürlich noch die Tradition des Baumstammwerfens, welche auch aufs Korn genommen wird. Dies alles wäre vielleicht völlig egal und belanglos, wenn der Humor und Witz funktionieren oder wenigstens amüsieren würde. Dies ist aber nie der Fall. All das hat man so oder ähnlich in zahlreichen Variationen ungefähr 1000 mal gesehen und dabei 999 mal besser.
Wen wundert es da, dass die darstellerischen Leistungen ebenfalls nicht weiter erwähnenswert sind. Patrick Dempsey hat die Ausstrahlung eines Staubsaugers und kann sich in die Reihe ausdrucksloser männlicher Darsteller gleich hinter Ryan Reynolds einreihen. Alle zehn Minuten sieht man ihn halbnackt durch das Bild rennen, damit wenigstens die weiblichen Fans ihre Augen an ihm ergötzen dürfen. Michelle Monaghan kann ihrer Figur auch keine Konturen verleihen. Die Charaktere sind allesamt blass und leblos. Keine Kinofiguren, sondern billige Abziehbilder. Und was um alles in der Welt hat den Ausnahmeregisseur Sidney Pollack zu einem Gastauftritt in diesem Machwerk bewogen? Vielleicht eine schöne Summe Geld? Denn rein künstlerisch hat die Figur von Toms sexbesessenem Vater, der alle vier Wochen eine neue Frau heiratet, gar nichts zu bieten.
Am Ende kann die Frage, ob Tom und Hannah doch noch zusammenfinden, nur eine rein rhetorische sein. Viel schlimmer ist die Gleichgültigkeit mit der man das ganze Geschehen beäugt. "Verliebt in die Braut" ist ohne Zweifel ein weiterer Stein auf dem Grab des RomCom-Genres.
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