Tetris

Land
Jahr
2023
Laufzeit
118 min
Genre
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 30. März 2023

Wir schreiben das Ende der 1980er Jahre, als der selbständige Software-Unternehmer Henk Rogers (Taron Egerton) auf einer Computer-Messe über ein zu dem Zeitpunkt noch gänzlich unbekanntes Spiel stolpert: Tetris. Rogers ist sofort fasziniert und erkennt das enorme Potenzial bei der Vermarktung des Spiels. Leider sind die internationalen Rechte für Computer und Konsolen schon vergriffen - bis auf die für Japan. Rogers wittert ein Geschäft, wird bei Nintendo vorstellig und will ihnen die Rechte für ihren heimischen Markt schmackhaft machen. Doch als man ihm dort den Prototyp für den "Game Boy" zeigt, begreift Rogers sofort, dass hier das Geschäft seines Lebens wartet. Er muss "nur" in die Sowjetunion reisen, wo ein Staatsunternehmen die Rechte an dem Spiel verwaltet - denn als Erschaffung des Staatsbürgers Alexey Pajitnov (Nikita Efremov) ist das Spiel natürlich kommunistisches Gemeinschaftseigentum - und sich die Rechte für Handheld-Geräte sichern. Doch er ist nicht der einzige, der diesem Riesen-Deal nachjagt. Und er muss bald die Erfahrung machen, wie anders die Uhren hinter dem Eisernen Vorhang ticken. Und wie unangenehm es dort werden kann, wenn korrupte Geheimdienst-Offiziere ebenfalls daran interessiert sind, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen...

"Tetris" erzählt tatsächlich eine ansatzweise wahre Geschichte, wie eines der berühmtesten Videospiele aller Zeiten seinen Weg in die weite Welt fand. Aber wie bei so vielen Filmen "Basierend auf einer wahren Begebenheit" wird hier sehr viel verdichtet, verändert und dazu erfunden, um daraus einen möglichst aufregenden Film zu machen. Also bitte das Gezeigte nicht als eine Dokumentation der wahren Ereignisse auffassen. Aber sei's drum: In erster Linie geht's hier ja um gute Unterhaltung. Und die bietet "Tetris" allemal. Denn die Inszenierung bemüht sich, das an sich relativ dröge Thema des Films schmissig aufzubereiten und effektvoll zu kaschieren, dass es hier im Kern halt doch nur darum geht, wer sich letztlich mit der Erwerb besagter Vertriebsrechte eine goldene Nase verdienen wird. 

Szenen-Übergänge in pixeliger Vintage-Videospiel-Optik, ein effektvoller Soundtrack, der 80er-Synthie-Pop und endlose Variationen des unvergesslichen Tetris-Themas miteinander vermischt, ein bisschen "Fish out of water"-Humor, wenn Rogers etwas naiv in der UdSSR eintrifft, und nicht zuletzt das auf den größten Humor-Effekt zielende Ausschlachten allerlei Sowjet-Klischees sorgen in ihrer Mischung dafür, dass "Tetris" in der Tat eine ziemlich kurzweilige und bisweilen durchaus auch witzige und spannende Angelegenheit ist. Schließlich wird der Kampf um die Vertriebsrechte hier zu einem Pseudo-Spionage-Thriller hochgejazzt, bei dem es irgendwie auch ein bisschen um den Kampf der guten Mächte der Freiheit gegen die bösen der geldgeilen Korruption geht.

Jedenfalls gibt "Tetris" sich alle Mühe, seinen (von Taron Egerton in sympathischer, aber auch etwas überdrehter Dauer-Manie angelegten) Helden als definitiv Guten zu erzählen, der das Herz am rechten Fleck trägt und ja eigentlich nur für seine geliebte Familie sorgen will. So soll es den Zuschauer eben emotional anfassen, wer hier am Ende das Rechte-Rennen macht. Das ist in seinem Bemühen gut aufgezogen, bleibt letztlich aber nur halb erfolgreich. Denn so ganz kann man halt doch nie vergessen, dass es hier am Ende allen darum geht, selber den großen Reibach machen zu wollen. Nur dass dabei eine Partei halt deutlich sympathischer rüberkommt als die anderen. 

Trotz seiner inhärenten Mängel ist "Tetris" ein durchaus erfolgreiches Entertainment-Produkt, und die Zeitreise zurück in die Ära, als der rote Riese UdSSR noch die Welt mitprägte, hat definitiv ihren Reiz. Mehr als reine Oberfläche hat dieser Film aber nicht zu bieten. 

Bilder: Copyright

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