Terkel in Trouble

Originaltitel
Terkel i knibe
Land
Jahr
2004
Laufzeit
78 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 28. Dezember 2010

Unsere nördlichen Nachbarn waren ja schon immer ein ziemlich lockeres Völkchen. Das wissen wir nicht erst, seitdem sich Dänemarks berühmtester und angesehenster Filmemacher Lars von Trier nebenberuflich als Porno-Produzent verdingt. Da muss man sich dann auch nicht wirklich wundern, dass Dänemarks erster vollständig Computer-animierter Spielfilm zwar ein bisschen wie der Genre-Urvater "Toy Story" aussieht, aber so ganz und gar nicht ins übliche Trickfilm-Schema der familienfreundlichen, sauberen Unterhaltung passen will. Ganz im Gegenteil: "Terkel in Trouble", basierend auf einer Radio-Comedy-Serie des dänischen Stand-up-Comedians Anders Matthesen, kommt eher daher wie eine gesunde Mischung aus "South Park" und den "Happy Tree Friends". Was dem Erfolg nicht im Wege stand: Zumindest in Dänemark mauserte sich der Film in Windeseile zum Superhit. Ob's dazu auch in Deutschland langt, darf allerdings bezweifelt werden.

Titelheld Terkel ist ein pickeliger, zahnspangiger Siebtklässler, und als ob das nicht schon Schicksalsschlag genug wäre, auch noch gern malträtiertes Stamm-Opfer der Klassenschläger Sten und Saki. Seine kettenrauchende Mutter Beate und seinem extrem wortkarger Vater Leon sind dem kleinen Terkel keine Hilfe, und schon gar nicht sein daueralkoholisierter Onkel Stewart, auch wenn der sich gern als Retter aller Kinder sieht. Terkels Probleme gehen dank ihm allerdings erst richtig los: Als Terkel auf einer Hochzeitsfeier für Sten und Saki eine Flasche Bier klauen soll, kriegen Onkel Stewart das mit und vermöbelt die beiden Klassen-Rowdies daraufhin nach allen Regeln der Kunst. Schlecht für Terkel, der angesichts des Rache süchtigen Schläger-Duos nun seit letztes Stündchen geschlagen sieht. Und tatsächlich: Es häufen sich Drohbriefe und Beinah-Unfälle, die Terkel keine ruhige Minute mehr lassen. Zur Seite stehen Terkel nur sein etwas seltsamer Kumpel Jason und der Panda-Pulli-tragende, super verständnisvolle Aushilfslehrer Gunnar.

Das klingt noch nicht sehr nach einer richtigen Geschichte, und genau genommen ist es das auch nicht. "Terkel in Trouble" hat jede Menge Gags, schmutzige Wörter und eine durchaus einfallsreiche Inszenierung zu bieten, auf eine ordentliche Handlung sollte man allerdings nicht warten, denn dann wartet man lange und vergeblich. Wie alle Filme mit demselben Problem macht drum auch bei "Terkel in Trouble" der Anfang am meisten Spaß, wenn man sich noch köstlich am Feuerwerk aus schrägen Gestalten und rotzfrechen Dialogen erfreuen kann. Wie auf jedem ordentlichen Schulhof spricht man sich auch hier bevorzugt mit "Fuckface" und "Schlampe" an und sammelt Prestige-Punkte, indem man besonders gemein zu dicken Mädchen ist.
Spaß kann man als Filmfreund auch an den wilden Kamera-Perspektiven und mehr oder weniger versteckten Zitaten haben. Der Vorspann gemahnt offensichtlich an die Eröffnungssequenz von "Sieben", und wenn Terkel morgens mit einem abgetrennten (Stecken-)Pferdekopf im Bett aufwacht, ist das eigentlich auch nur dann richtig witzig, wenn man den Querverweis an "Der Pate" versteht. Generell scheinen die drei Regisseure von "Terkel in Trouble" sehr gerne Zombie- und andere Horror-Filme zu gucken, eine leichte Neigung zum Splatter ist hier jedenfalls unverkennbar.

Bei soviel anarchischer Schrägheit wundert es dann auch kaum, dass man für die deutsche Synchronfassung "Ärzte"-Drummer Bela B. gewinnen konnte, der hier ausnahmslos alle (!) Rollen spricht - so wie es im dänischen Original der Terkel-Schöpfer Anders Matthesen getan hat. Auch wenn der gute Bela in den Frauenparts manchmal etwas komisch klingt - im Großen und Ganzen hat er seinen nicht ganz einfachen Job doch ziemlich ordentlich gemacht.
Dass der Dialogwitz in der deutschen Version ziemlich oft verloren geht, ist schließlich nicht Belas Schuld, sondern Grundproblem der Übersetzung. In Dänemark wurde "Terkel in Trouble" auch dafür gelobt, sprachliche Finesse und Witz der Radio-Serie gekonnt auf die Leinwand gerettet zu haben. Dieses Argument erübrigt sich für die deutsche Fassung allerdings, die in ihrer Anhäufung "böser" Wörter beizeiten doch etwas bemüht wirkt und leider längst nicht so lustig daherkommt, wie es das Original wahrscheinlich für des Dänischen mächtige Zeitgenossen tut.

So läuft sich Witz und Unterhaltungswert von "Terkel in Trouble" leider ziemlich schnell tot, und wenn sich das ungläubige Staunen über den wilden Sprach- und Bilderstil erstmal gelegt hat und dann bald auch das Fehlen einer nennenswerten Handlung zu stören beginnt, kann man sich trotz der kompakten Laufzeit von 78 Minuten immer noch ziemlich ausgedehnt langweilen.


10
10/10

Ich kann gar nicht verstehen, wie manche diesen Film nicht lieben können!
Es is einfach das genialste und die Gesangseinlagen von Bela B. sind auch genial!
Wer diesen Film NICHT gesehen hat, hat echt was verpasst!

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