Nicht wenigen kam bei der Ankündigung eines neuen „Ninja Turtles“-Films eventuell die Frage in den Sinn, ob denn das wirklich das ist worauf die Kinowelt gewartet hat. Doch der Bedarf scheint tatsächlich da zu sein, denn die guten alten Schildkröten lockten zumindest in ihrem Heimatmarkt eine stattliche Anzahl interessierter Zuschauer an. Und ein weiterer Versuch war ja allein schon deshalb begrüßenswert, weil sich die Franchise mit ihren stetig schwächer werdenden Auswürfen namens „Turtles III“ und zuletzt dem komplett animierten „“TMNT“ in derart infantile Bereiche begeben hatte, dass es jedem ab einem Lebensalter von 10 Jahren schwer gefallen sein dürfte, diese Werke komplett durchzustehen. Der neue Streifen schneidet da im Vergleich zwar etwas besser ab, ist aber trotzdem auch nur ein sehr mittelprächtiges Vergnügen.
New York wird von einer kriminellen Organisation namens „Foot Soldier“ in Atem gehalten und die TV-Reporterin April O'Neal (Megan Fox) ist zusammen mit ihrem Kameramann Vernon (Will Arnett) immer öfter mitten im Geschehen, auch wenn sie sich doch eigentlich auf banale Regionalnachrichten für ihren Sender beschränken soll. Als die motivierte Journalistin plötzlich von geheimnisvollen, offenbar mit besonderen Kräften ausgestatteten Kämpfern berichtet, die sich den Verbrechern mutig entgegenstellen und die Bevölkerung beschützen, glaubt ihr daher auch niemand und April wird kurz darauf sogar gefeuert. Auf eigene Faust kommt sie schließlich einer unglaublichen Geschichte auf die Spur: Nicht nur, dass tatsächlich gleich vier mutierte, menschengroße sprechende Schildkröten durch die Stadt streifen – diese vier sowie deren Lehrer und Meister, die Ratte Splinter sind April auch seit ihrer Kindheit durch die Experimente ihres dabei ums Leben gekommenen Vaters bekannt. Gemeinsam stellen Sie sich schließlich Shredder, dem Anführer der Fußsoldaten entgegen.
Es ist ein kompletter Restart erfolgt und somit bekommen wir also auch eine neue Herkunftsgeschichte der Pizza-verschlingenden Schildkröten serviert. Die entbehrt zwar jeglichem Realismus und verkauft uns zusätzlich noch den bemerkenswerten Zufall, dass ausgerechnet die rasende Reporterin, welche als Einzige die Turtles bemerkt, auch noch deren beste Freundin aus Kindertagen ist. Wenn dann noch das markante Gesicht von William Fichtner („Prison Break“, „Elysium“) erscheint, ahnt man zudem schon sehr früh, dass der vermeintliche väterliche Freund in Wahrheit üble Absichten hegt, denn das tut Fichtner in seinen Rollen ja eigentlich immer. Völlig glaubwürdig allerdings, dass die naive April trotzdem auf ihn hereinfällt, denn die gibt hier schließlich Megan Fox. Ein immer noch klingender Name, der allerdings zu einer Darstellerin gehört, deren Karriere vor der Filmkamera zuletzt doch ziemlich ins Straucheln geriet, was ja nicht zuletzt an gewissen Allüren gelegen haben soll. Mit-Produzent Michael Bay zeigte jedoch Milde und erinnerte sich daran, dass die Fox zumindest als Augenfutter in seinen „Transformers“-Filmen ja ganz gut funktioniert hat. Diese Aufgabe erfüllt sie nun auch hier und stört nicht weiter zwischen den eigentlichen Stars des Films. Und dass sind ganz klar die vier Herren mit dem Schuppenpanzer, denn Leonardo, Michelangelo, Raphael und Donatello sahen in der Tat noch nie so gut aus und sind noch ein ganzes Stück überzeugender animiert als in allen bisherigen Beiträgen zum Thema.
Dass diese "Teenage Mutant Ninja Turtles" ursprünglich mal als eine reine Satire auf die klassischen Superhelden kreiert wurden und deren Schöpfer Kevin Eastman & Peter Laird damit 1984 einen regelrechten Boom an schwarzweißen Independent-Comics auslösten, wird allerdings auch bei dieser Adaption nicht weiter berücksichtigt, statt selbstironisch wird das Ganze sehr gradlinig durchgezogen und der Humor beschränkt sich auf ein paar mehr oder weniger gelungene Sprüche und Oneliner. In der ersten Hälfte, solange es noch ein paar Geheimnisse zu entschlüsseln und damit ein wenig an Handlung zu folgen gilt, ist das Alles auch noch leidlich unterhaltsam. Wenn es dann aber irgendwann nur noch Kampf und Action zu bestaunen gibt, setzt jedoch erneut der bekannte Ermüdungseffekt ein, auch wenn der kritische Betrachter da zugegeben etwas anders reagieren mag als die eigentliche Zielgruppe. Die wird vermutlich am Ende gar nicht unzufrieden sein, bekommt sie doch einen harmlos-netten und visuell überzeugend umgesetzten Film zu sehen. Und alle anderen sind immerhin erleichtert, dass der neue „Ninja Turtles“-Film erstaunlich wenig nervt.
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