Sie sind fünf und sie sind schon sehr verschieden. Was diese
Männer aber eint, ist eine Phase der Unzufriedenheit und Erfolglosigkeit.
Polizist Gy (Sebastian Bezzel) ist ein unsensibler Macho, der dringend
Geld braucht um für den Unfallschaden aufzukommen, den er beim
Streit mit seiner selbstbewussten neuen Kollegin verursacht hat.
Frank (Florian Lukas) hat gerade seinen Job als Kolumnist bei einem
Frauenmagazin mit der Begründung verloren "Wenn ich wissen
will was Frauen berührt, dann frage ich dafür auch eine
Frau". Die beiden treffen sich regelmäßig zum Futtern
in Ollis (Gustav-Peter Wöhler) schlecht laufendem Feinkostgeschäft
und bejammern dort ihr Schicksal. Als Frank eines Tages auf dem
Arbeitsamt verwechselt wird und ihm eine durchaus attraktive Frau
Geld für Liebesdienste anbietet, ist er zunächst verstört
und anschließend inspiriert: Das müsste doch, da könnte
man.... Nach kurzer Überzeugungsarbeit ist die Entscheidung
gefallen und der "Begleitservice" gegründet. Zur
Verstärkung - und um auch eine möglichst große Bandbreite
anbieten zu können - erweitert man den Kreis um den arbeitslosen
Manager Giselher (Herbert Knaup) und den hübschen, aber noch
sehr unerfahrenen jungen Lasse (Kostja Ullmann).
Die Vorbereitung verläuft mit Inseraten und einer witzigen
Homepage, die "Deutsche Feinkost zum Anfassen" verspricht,
recht professionell, und hoch motiviert warten die fünf also
am Starttag auf Anrufe. Und warten und warten....
Schon
klar, bei den arbeitslosen Männern, die aus Geldnöten
ihren "Körper" anbieten, geht der erste Gedanke fast
automatisch zum britischen Klassiker "Ganz oder gar nicht",
aber außer einen ähnlichen Ausgangssituation haben beide
Filme nicht sehr viel gemein. Auch der zweite Gedanke, der einem
durch den rasant geschnittenen Trailer eine der typischen deutschen
Beziehungsklamotten im erfolgreichen Stil der 90er Jahre verspricht,
führt eher auf die falsche Fährte, denn auch damit hat
Maggie Perens Spielfilmdebüt eher wenig zu tun. Diese etwas
zu spektakuläre Werbung könnte im Gegenteil sogar dazu
führen, dass ein großes Publikum damit vielleicht zwar
angelockt werden kann, es von dem dann dargebotenen Werk aber womöglich
etwas enttäuscht ist.
Denn im Endeffekt handelt es sich um einen eher leisen, phasenweise
recht ernsten Film um ein paar recht traurige Gestalten. Und dieser
Maxime folgend läuft der Liebesservice dann auch alles andere
als wie am Schnürchen und statt turbulenter Slapstickszenen
bekommen wir zunächst eine Handvoll ziemlich ratloser Gestalten
zu sehen. Das ist zwar auch angesichts der Unbeholfenheit und nur
mittelprächtigen äußeren Attraktivität des
Angebots eigentlich kein Wunder, überrascht in so einer Art
Film aber doch die vertrauten Sehgewohnheiten und Erwartungen.
Selbstverständlich
bleibt es auf Dauer nicht bei einer allzu deprimierenden Aneinanderreihung
von Misserfolgen und jeder der fünf erzielt zumindest ein gewisses
Erfolgserlebnis, welches seinen Talenten entspricht. Was das dann
genau ist, soll hier natürlich im Einzelnen nicht verraten
werden, aber soviel sei gesagt: Man spürt, dass es der Regisseurin
und Autorin ein Anliegen ist, ihren Figuren die Würde zu lassen
und sich nicht allzu stark aus der Perspektive des überlegenen
Betrachters über sie lustig zu machen. Zudem bekommt jeder
der fünf Protagonisten ein paar hübsche Szenen zur Entfaltung,
seien es die kernigen Dialoge zwischen Polizist Frank und seiner
Kollegin oder auch vor allem der stets um die Fassade des erfolgreichen
Managers bemühte Giselher, der seinem Selbstverständnis
entsprechend deshalb auch nur einen förmlichen "Begleitservice"
bieten möchte, während für alle Anderen von vornherein
klar ist, dass es schon richtig "zur Sache" gehen wird
- zumindest theoretisch. Diese liebevolle Darstellung der einzelnen
Figuren, das engagierte Spiel der Darsteller und einige gelungene
Gags verbucht der "Stellungswechsel" damit eindeutig auf
der Habenseite.
Gewünscht hätte man sich aber hier und da doch ein wenig
mehr Witz und Tempo, denn daran mangelt es doch vor allem in der
ersten Filmhälfte. Und über die gesamte Laufzeit können
Ausstattung und Look des Films nicht ganz den Eindruck vermeiden,
dass man es hier doch eher mit einer Fernsehproduktion als mit einem
Werk für die Kinoleinwand zu tun hat. Wer sich daran nicht
stört, kann aber mit "Stellungswechsel" allemal einen
unterhaltsamen und netten Abend verbringen. Er wird von der Richtung,
die der Film einschlägt, zwar vielleicht überrascht, aber
nicht unbedingt enttäuscht werden.
|
Neuen Kommentar hinzufügen