Stellungswechsel

Originaltitel
Stellungswechsel
Jahr
2007
Laufzeit
90 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 5. Februar 2011

Sie sind fünf und sie sind schon sehr verschieden. Was diese Männer aber eint, ist eine Phase der Unzufriedenheit und Erfolglosigkeit. Polizist Gy (Sebastian Bezzel) ist ein unsensibler Macho, der dringend Geld braucht um für den Unfallschaden aufzukommen, den er beim Streit mit seiner selbstbewussten neuen Kollegin verursacht hat. Frank (Florian Lukas) hat gerade seinen Job als Kolumnist bei einem Frauenmagazin mit der Begründung verloren "Wenn ich wissen will was Frauen berührt, dann frage ich dafür auch eine Frau". Die beiden treffen sich regelmäßig zum Futtern in Ollis (Gustav-Peter Wöhler) schlecht laufendem Feinkostgeschäft und bejammern dort ihr Schicksal.

Als Frank eines Tages auf dem Arbeitsamt verwechselt wird und ihm eine durchaus attraktive Frau Geld für Liebesdienste anbietet, ist er zunächst verstört und anschließend inspiriert: Das müsste doch, da könnte man.... Nach kurzer Überzeugungsarbeit ist die Entscheidung gefallen und der "Begleitservice" gegründet. Zur Verstärkung - und um auch eine möglichst große Bandbreite anbieten zu können - erweitert man den Kreis um den arbeitslosen Manager Giselher (Herbert Knaup) und den hübschen, aber noch sehr unerfahrenen jungen Lasse (Kostja Ullmann).
Die Vorbereitung verläuft mit Inseraten und einer witzigen Homepage, die "Deutsche Feinkost zum Anfassen" verspricht, recht professionell, und hoch motiviert warten die fünf also am Starttag auf Anrufe. Und warten und warten....

Schon klar, bei den arbeitslosen Männern, die aus Geldnöten ihren "Körper" anbieten, geht der erste Gedanke fast automatisch zum britischen Klassiker "Ganz oder gar nicht", aber außer einen ähnlichen Ausgangssituation haben beide Filme nicht sehr viel gemein. Auch der zweite Gedanke, der einem durch den rasant geschnittenen Trailer eine der typischen deutschen Beziehungsklamotten im erfolgreichen Stil der 90er Jahre verspricht, führt eher auf die falsche Fährte, denn auch damit hat Maggie Perens Spielfilmdebüt eher wenig zu tun. Diese etwas zu spektakuläre Werbung könnte im Gegenteil sogar dazu führen, dass ein großes Publikum damit vielleicht zwar angelockt werden kann, es von dem dann dargebotenen Werk aber womöglich etwas enttäuscht ist.

Denn im Endeffekt handelt es sich um einen eher leisen, phasenweise recht ernsten Film um ein paar recht traurige Gestalten. Und dieser Maxime folgend läuft der Liebesservice dann auch alles andere als wie am Schnürchen und statt turbulenter Slapstickszenen bekommen wir zunächst eine Handvoll ziemlich ratloser Gestalten zu sehen. Das ist zwar auch angesichts der Unbeholfenheit und nur mittelprächtigen äußeren Attraktivität des Angebots eigentlich kein Wunder, überrascht in so einer Art Film aber doch die vertrauten Sehgewohnheiten und Erwartungen.

Selbstverständlich bleibt es auf Dauer nicht bei einer allzu deprimierenden Aneinanderreihung von Misserfolgen und jeder der fünf erzielt zumindest ein gewisses Erfolgserlebnis, welches seinen Talenten entspricht. Was das dann genau ist, soll hier natürlich im Einzelnen nicht verraten werden, aber soviel sei gesagt: Man spürt, dass es der Regisseurin und Autorin ein Anliegen ist, ihren Figuren die Würde zu lassen und sich nicht allzu stark aus der Perspektive des überlegenen Betrachters über sie lustig zu machen. Zudem bekommt jeder der fünf Protagonisten ein paar hübsche Szenen zur Entfaltung, seien es die kernigen Dialoge zwischen Polizist Frank und seiner Kollegin oder auch vor allem der stets um die Fassade des erfolgreichen Managers bemühte Giselher, der seinem Selbstverständnis entsprechend deshalb auch nur einen förmlichen "Begleitservice" bieten möchte, während für alle Anderen von vornherein klar ist, dass es schon richtig "zur Sache" gehen wird - zumindest theoretisch. Diese liebevolle Darstellung der einzelnen Figuren, das engagierte Spiel der Darsteller und einige gelungene Gags verbucht der "Stellungswechsel" damit eindeutig auf der Habenseite.

Gewünscht hätte man sich aber hier und da doch ein wenig mehr Witz und Tempo, denn daran mangelt es doch vor allem in der ersten Filmhälfte. Und über die gesamte Laufzeit können Ausstattung und Look des Films nicht ganz den Eindruck vermeiden, dass man es hier doch eher mit einer Fernsehproduktion als mit einem Werk für die Kinoleinwand zu tun hat. Wer sich daran nicht stört, kann aber mit "Stellungswechsel" allemal einen unterhaltsamen und netten Abend verbringen. Er wird von der Richtung, die der Film einschlägt, zwar vielleicht überrascht, aber nicht unbedingt enttäuscht werden.

Bilder: Copyright

1
1/10

Der film ist zum einpennen!

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