Bewährungshelfer Sean Porter (Dwayne Johnson) ist frustriert von den Ergebnissen seiner Arbeit in einer Jugendstrafanstalt. Denn kaum sind die Jugendlichen wieder draußen, geraten sie fast unausweichlich zurück in den Einflussbereich ihrer jeweiligen Gangs und damit auch in den Kreislauf aus Verbrechen, Gewalt und Racheaktionen. Um dies zu ändern entwickelt Porter gemeinsam mit seinem Kollegen Malcolm Moore (Xzibit) ein ehrgeiziges Programm: Die jugendlichen Kriminellen sollen ein gemeinsames Footballteam bilden und dabei trotz unterschiedlicher Herkunft ein Gefühl für Zusammengehörigkeit bekommen. Der Start gestaltet sich schon allein deshalb schwierig, weil zunächst kein anderes Team bereit ist gegen die Sträflinge überhaupt anzutreten. Doch beharrlich arbeiten Porter und Moore an ihrem Projekt, das schließlich nach anfänglichen Niederlagen bemerkenswerte Erfolge erzielt.
Das hört sich doch sehr nach einem typisch amerikanischen Sportfilm an und natürlich hält sich auch die "Gridiron Gang" über weite Strecken an das Genremuster einer Gruppe unterschiedlichster Individuen, die sich nach Rückschlägen zusammen rauft und schließlich ihr Ziel erreicht. Allerdings bemüht sich diese aktuelle Variante um eine gewisse Glaub- und Ernsthaftigkeit, nicht zuletzt beruft sie sich schließlich auf die wahre Geschichte der "Kilpatrick Mustangs", die im Jahre 1990 eine unglaubliche, so genannte "Cinderella"-Saison spielten.
Wichtiger als das sportliche Ergebnis ist den Verantwortlichen hier also ausdrücklich das soziale Anliegen und die Aussage "Wenn dieser Film nur einen Jugendlichen von falschen Weg abhält, hat er sich schon gelohnt". Das mag etwas prätentiös klingen, ist aber trotzdem ehrenwert und überschattet vor allem nicht allzu sehr den Unterhaltungswert einer auf hiesige Verhältnisse eh nur bedingt übertragbaren Geschichte. Denn der pädagogische Holzhammer wird im Film deutlich zurückhaltender eingesetzt als beispielsweise bei Samuel Jacksons Moralpredigten im artverwandten "Coach Carter", der sich ja ebenfalls mit dem "Wahre Geschichte"-Prädikat schmückte. Diese Football-Gang ist zudem auch deutlich packender, und das ist nicht zuletzt ein Verdienst des Hauptdarstellers.
Dwayne Johnson passt selbst dann schon perfekt in die Rolle des durchtrainierten und aufrechten Streiters für die Benachteiligten wenn man nicht weiß, dass er eine ähnliche Biographie durchlaufen hat. Als Jugendlicher wurde er nach zahlreichen Verhaftungen selbst vor die Wahl gestellt, für längere Zeit im Knast zu verschwinden oder an einem Highschool-Footballprogramm teilzunehmen. Das Ergebnis ist bekannt, zuerst als Sportler und dann als Wrestler "The Rock" folgte eine bemerkenswerte Karriere.
Doch obwohl Johnson in erster Linie auch hier als Typ und wegen seiner physischen Präsenz besetzt wird, sollte man nicht übersehen, dass er sich mittlerweile auch zu einem ordentlichen Schauspieler entwickelt hat. Das Klischee vom Muskelberg mit nur einem Gesichtsausdruck passt auf ihn nicht. Mit einer herrlich selbstironischen Rolle war der "Fels" noch das Beste am ansonsten allzu bemühten "Be Cool" und auch in "Spiel auf Bewährung" bietet Johnson eine überzeugende Leistung. Die Mischung aus Wut und Verzweiflung über die unüberwindbar scheinenden Gesetzmäßigkeiten der Bandenkriege und der verbohrten Obrigkeiten nimmt man ihm ab. Die Schauspielkarriere verläuft für ihn bisher aber doch eher mittelprächtig, an den Kinokassen kämpften seine Produktionen mit stets nachlassendem Publikumsinteresse, was bei Genreware von der Stange wie "Walking Tall" oder "Welcome to the Jungle" aber auch verständlich ist. Nach dem bisherigen Tiefpunkt "Doom" ist die "Gridiron Gang" auf jeden Fall wieder ein kleiner Schritt nach vorne. Doch obwohl der aktuelle Gouverneur von Kalifornien einst schon symbolisch das Zepter des führenden Actionhelden an Dwayne Johnson weiterreichte, fehlt ihm zum ganz großen Durchbruch einfach noch die eine Rolle, die ihn zur Ikone macht, so wie es der "Terminator" einst für Schwarzenegger tat.
Diese etwas umfangreicheren Ausführungen zum Hauptdarsteller sind deshalb angemessen, weil er diesen Film eben zum größten Teil trägt. Denn als Assistent steht ihm zwar mit dem Rapper Xzibit ein bekannter Name zur Seite, doch weiß man leider nicht so recht warum und wozu. Denn es hat wohl selten eine derart nichts sagende Nebenrolle gegeben, deren Darsteller tatsächlich keine einzige Charaktereigenschaft besitzt, rein gar Nichts zur Handlung beiträgt und lediglich die Ansagen seines Chefs wiederholt oder durch Nicken bestätigt. Sehr befremdlich, diese Darstellung - dagegen wirken dann selbst die klischeehaft zusammengestellten Mitglieder des streitbaren Teams wie eine Frischzellenkur.
Allerdings muss man hier sowieso etwas vorsichtig mit dem Urteil sein, denn was dem geübten Zuschauer als am Reißbrett entworfen und vor allem in Sachen pathetischer Motivationssprüche etwas abgegriffen und wieder mal stark übertrieben erscheint, stellt sich plötzlich ganz anders dar, wenn man bis zum Abspann sitzen bleibt. Dort belegen die gezeigten Ausschnitte aus einer vor Jahren gedrehten Dokumentation mit den echten Protagonisten dieser Geschichte, dass diese offensichtlich wirklich genauso redeten und sich exakt so benahmen wie es jetzt ihre Spielfilm-Ebenbilder tun. Ja, so sind sie halt die Amis, gerade in der Welt des Sports, und deshalb nehmen wir das dann auch mal so hin. Gilt also nicht als Kritikpunkt und deshalb lautet das Fazit: Überzeugender Hauptdarsteller, brauchbarer Film.
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