Snitch - Ein riskanter Deal

Originaltitel
Snitch
Land
Jahr
2013
Laufzeit
112 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Simon Staake / 25. Mai 2013

FelsenJohn Matthews (Dwayne Johnson), Besitzer einer Baumaterialfirma fällt aus allen Wolken, als er von seiner Exfrau Sylvie (Melissa Kanakaredes) erfährt, dass ihr gemeinsamer Sohn Jason (Rafi Gavron) wegen Drogenbesitzes und versuchtem Handel verhaftet worden ist, weil er ein von einem Freund geschicktes Paket mit Ecstasypillen akzeptiert hat. Nun droht Jason eine Mindeststrafe von 10 Jahren Gefängnis, sofern er den Behörden nicht einen größeren Fisch liefern kann. Also macht John der Staatsanwältin Joanne Keeghan (Susan Sarandon) und DEA-Agent Cooper (Barry Pepper) ein Angebot: Wenn er sich selbst in den Drogenhandel einschleust und hilft, den lokalen Dealer Malik (Michael K. Williams) dingfest zu machen, wird Jason Strafminderung versprochen. Aber wie kommt der rechtschaffene John in die kriminelle Szene? Vielleicht kann der für ihn arbeitende Ex-Knacki Daniel (Jon Bernthal) weiterhelfen? Bald ist John Hals über Kopf in einem gefährlichen Geschäft...


2013 ist das Jahr des Dwayne Johnson – so könnte man zumindest denken, wenn man sich mal die ersten sechs Monate ansieht. Den Großteil des ersten Trimesters verbrachte er unter seinem alten Namen The Rock in seinem alten Job als Wrestler – und hielt mal eben auch als Teilzeitarbeiter den Titel der WWE. Pünktlich zum Beginn der Blockbustersaison war das Engagement dann beendet und der Herr Felsen konnte sich daran machen, die Kinoleinwände zu dominieren – so zumindest der Plan. Dass der Auftakt dazu mit „G.I. Joe 2 – Die Abrechnung“ eher mäßig ausfiel war zu erwarten, ebenso dass es dann mit dem sechsten Teil der „Fast & Furious“-Franchise etwas besser laufen würde. Und nun also „Snitch“, der 'kleine' Film in Johnsons Dominanzplan. 

truckUnd während es ja durchaus fair ist, Johnson als Blockbusterparasiten zu bezeichnen, der sich mal eben an erfolgreiche Franchises ranhängt, um dann prompt deren neues Aushängeschild zu werden, ist „Snitch“ der mit ziemlicher Sicherheit originellste Film der drei – zumindest in dem Sinne, dass Johnson hier mal nicht einen Cartooncharakter in einer cartoonhaften Franchise spielt. Richtiges Charakterkino ist das zwar noch nicht, was Johnson hier macht, aber zumindest mal ein Schritt weg vom ikonischen Muskelanspannen und coolen Onelinern. Tja, „Snatch“ ist also nie so richtig originell im Sinne der besonderen oder einmaligen Einfälle – sondern vielmehr ein solider Actionthriller mit annehmbaren dramatischen Rückgrat.

Denn das absurde amerikanische System der Mindeststrafen für Ersttäter, das kleine Dealer dazu bringen soll, größere Dealer ans Messer zu liefern, dabei jedoch völlig unproportional zu Werke geht, liegt Regisseur und Drehbuchcoautor (und ehemaligem Stuntman) Ric Roman Waugh eindeutig am Herzen, schon in seinem letzten Film „Felon“ (bei uns nur auf DVD erschienen) setzte er sich mit der amerikanischen Justiz auseinander. Deswegen ist es ein wenig schade, dass er sich am Ende den Gesetzen des Genrekinos beugen muss und dem Publikum dann doch noch einen Actionshowdown servieren muss, der mit dem vorherigen Realismus nicht hundertprozent in Einklang steht. Allerdings umgeht der Showdown zumindest auch die Absurditäten etwa der „Fast & Furious“-Reihe, an die man angesichts der Autoaction hier auch ein wenig denken muss.

Vorher jedoch entwickelt sich ein angenehm zurückhaltendes Krimidrama, das vielleicht für den Actionfan etwas zu gemächlich daherkommt, aber mit Atmosphäre und guten Darstellern punkten kann. Denn meetingneben dem großen Stein selbst geben sich hier mit Susan Sarandon, Barry Pepper (mit ekligem Pennerbart) sowie den TV-Stars Michael K. Williams aus „The Wire“, Harold Perrineau („Lost“, „Sons of Anarchy“) und Melissa Kanakaredes („CSI: New York“) einige veritable Darsteller ein Stelldichein. Der heimliche MVP dieses Films ist dagegen Jon Bernthal („The Walking Dead“), der seinen Ex-Kriminellen, der gegen seinen Willen wieder in das Gangsterbusiness reingezogen wird, zu einer zwar nicht tragischen, aber doch vielschichtigen Figur macht. Sarandon agiert nah an der Grenze zur Parodie, Pepper als lakonischer, nicht hundertprozentig vertrauenswürdiger DEA-Agent kommt besser rüber und Johnson selbst macht halt das, was er neben gutmütig lächelnder Selbstparodie eben auch bringt: Intensiv starren und mit ernster Miene sein Ding durchziehen. Das kann er, das macht er ziemlich gut, das ist dann eben auch das, was man von ihm im Charakterfach erwarten kann. Ein Laurence Olivier wird nicht mehr aus ihm werden, aber jemanden wie Jason Statham sticht er in Sachen Schauspiel dennoch locker aus.

Natürlich bleibt „Snitch“ ziemlich schlicht in seiner moralischen Schwarz/Weiß-Mentalität. Jason ist so gut wie komplett unschuldig in und an seiner Situation, die Behörden können nichts machen, selbst wenn sie die Gesetze in diesem Fall als zu hart empfinden, und Papa John ist der Inbegriff des braven Familienmanns, dessen Abenteuer in der Drogenszene ohne bemerkenswerte Nervosität abgespult werden, und die Schnelligkeit, mit der Matthews in der Drogenschmuggelszene gunplayaufsteigt geht jedem Realitätsanspruch zuwider. Aber gut, das lassen wir mal alles durchgehen, sowohl das sozial blutende Herz als auch die gelegentlichen Sprünge in Glaubwürdigkeit. Warum? Manchmal reicht es eben auch, eine kompetent geschriebene, inszenierte und gespielte Geschichte zu sehen. Zudem gelingt „Snitch“ mit dem Kontrast und der Parallelisierung von John und Daniel ein durchaus gelungener dramatischer Kniff: Der Eine will ins kriminelle Leben eintauchen, um seinem Sohn zu helfen, der Andere aus dem kriminellen Milieu raus, um seinem Sohn eine bessere Zukunft zu liefern. Das ist nicht tiefgründig, aber es ist glaubwürdig und gut umgesetzt.

Der Nachteil von „Snitch“s schlichten Ambitionen ist freilich, dass der Film nicht sonderlich spektakulär ist und sich etwa auf dem Niveau einer guten TV-Serie einpendelt. Und ob man dafür acht Euro an der Kinokasse bezahlen möchte, ist dann eben die andere Frage. „Snitch“ ist so ein Film, den man an einem Sonntag nachmittag zufällig im Fernsehen erwischt, an ihn null Erwartungen hat und dann nachher denkt „hey, das war doch ziemlich gut“. Ein Film, den ein Amerikaner meat and potatoes film nennen würde: Unspektakuläre Hausmannskost halt. Das ist nicht glamourös oder atemberaubend, aber manchmal ist so ein netter Kartoffel-Rindfleisch-Eintopf doch auch was Schönes.

Bilder: Copyright

Ihr habt noch "Pain & Gain" vergessen ^^

Ja, das ist das Jahr von Mr. Johnson. Aber leider
wird es wohl eher als das Jahr in dem er nur eher DVD Ware
abgeliefert hat in Erinnerung bleiben.

Bisher einzige Ausnahme: F&F 6

Und ehrlich, so langsam sieht er aus wie der Hulk.

Früher hat er mir besser gefallen.

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