The Prom

Originaltitel
The Prom
Land
Jahr
2020
Laufzeit
130 min
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 10. Dezember 2020

2010 machte der Fall einer offen lesbischen Teenagerin im US-Bundesstaat Mississippi Schlagzeilen, die mit ihrer Freundin zum Abschlussball gehen wollte - woraufhin die Schule den gesamten Ball absagte, um diesen "skandalösen" Auftritt eines homosexuellen Paares zu verhindern. Wenige Jahre später entstand auf Basis dieser Geschichte dann ein Musical, das nun unter der Regie von TV-Superproduzent Ryan Murphy für Netflix verfilmt wurde.

Der Plot spinnt die wahre Geschichte mit einem fiktiven Twist weiter: Vier narzisstische Musical-Darsteller aus New York brauchen aus verschiedenen Gründen dringend eine Imagepolitur, und als sie vom Fall der lesbischen Teenagerin Emma erfahren, brechen sie auf in die Provinz, um sich für Emma und ihre Grundrechte stark zu machen - und mit dem Einsatz für diese gute Sache sich selbst (wieder) ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. 

Dieser kleine Kniff macht "The Prom" zumindest für seine erste Hälfte dann auch durchaus zu einem netten Vergnügen: Mit viel Augenzwinkern nimmt die Musicalbranche hier die Selbstverliebtheit vieler ihrer Akteure aufs Korn und wirft ein satirisches Schlaglicht auf die Selbstüberschätzung weltoffener, liberaler Großstädter und die oft egoistischen Motive für vermeintlich altruistischen Aktionismus. Die zumindest zu Beginn herrlich egozentrischen Hauptfiguren machen großen Spaß, was natürlich auch der illustren Besetzung zu verdanken ist, die hier mit sichtlichem Vergnügen in überzeichneten und wundervoll unsympathischen Rollen aufgeht. Über allem schwebt dabei natürlich Meryl Streep, die sich mit 71 Jahren und drei Oscars einfach mal diesen Spaß gönnt und dabei eine grandiose Schau hinlegt. 

Ryan Murphys Inszenierung ist wenig subtil, was der Sache aber auch mehr nutzt als schadet: Hier soll es knallig, bunt und überzogen zugehen, und mit einigen wirklich schmissig choreografierten Tanzszenen kommt hier des Öfteren ordentlich Schwung in die Bude. Allerdings können weder Murphy noch sein Ensemble etwas gegen die Schwächen des Ausgangsmaterials ausrichten: "The Prom" war als Bühnen-Musical kein großer Erfolg, und das aus verständlichen Gründen. Die Songs sind bestenfalls Durchschnittsware fürs Musical-Genre, ein wirklich mitreißender Ohrwurm ist nicht in Sicht. Und dramaturgisch geht dem Musical in seinem zweiten Akt heftig die Puste aus. Nach dem großen dramatischen Wendepunkt zur Halbzeit des Films lässt "The Prom" deutlich spürbar nach, die Handlung bewegt sich nur noch im Schleichtempo voran und die Freude an den so grandios narzisstischen Figuren versackt ebenfalls, da der Handlungsbogen natürlich verlangt, dass jetzt alle ihre Lektion lernen und die Selbstverliebten etwas Selbstloses tun müssen. 

So macht sich in der deutlich überdehnten zweiten Hälfte des Films enorme Langeweile breit, was das dann wiederum sehr hübsch inszenierte Finale leider auch nicht mehr rausreißen kann. Alles in allem ein halber unterhaltsamer und ein halber öder Film.        

Bilder: Copyright

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