Prince of Persia - Der Sand der Zeit

Originaltitel
Prince of Persia: The Sands of Time
Land
Jahr
2010
Laufzeit
115 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 23. Mai 2010

      Mit "Prince of Persia - Der Sand der Zeit" schickt Mega-Produzent Jerry Bruckheimer ein neues Pferd ins alljährliche Blockbuster-Rennen, bei dem er so erfolgsverwöhnt wie kaum ein anderer ist. Nach den Geldfluten, welche die "Pirates of the Caribbean"-Trilogie weltweit in die Kassen spülte, sind die Erwartungen an den neuen Bruckheimer (es gibt keinen anderen Produzenten in Hollywood, der so sehr als eigene Marke funktioniert wie er) natürlich hoch, zumal er sich diesmal mit der Videospiel-Reihe "Prince of Persia", deren erster Teil bereits 1989 erschien, erneut eine Vorlage ausgesucht hat, die bei Bedarf genug Spielraum für weitere Fortsetzungen lässt. Falls Teil Eins denn einen Kassenerfolg erzielt, der eine Fortsetzung lohnenswert erscheinen lässt. Wenn man allein nach der Qualität des Films geht, müsste dieser Erfolg allerdings ausbleiben.

Dastan heißt der von Jake Gyllenhaal ("Donnie Darko", "Brokeback Mountain") in seiner ersten Actionheld-Hauptrolle gespielte Protagonist dieser Geschichte, der als Waisenjunge im persischen Großreich des 6. Jahrhunderts vom König persönlich von der Straße geklaubt wird, nachdem er eindrucksvollen Mut im Angesicht der königlichen Leibgarde gezeigt hat. Flugs erklärt der König Dastan zu seinem Adoptivsohn und macht ihn so zum titelgebenden Prinz von Persien. Wer diese Ruckzuck abgespulte "Herkunftsgeschichte" schon als etwas dünn und dürftig erzählt empfindet, wird an den noch folgenden 110 Minuten kaum große Freude haben, denn der hastige, holprige und ziemlich unelegante Erzählstil bleibt derselbe, während man nach einem Zeitsprung dabei zusieht, wie Dastan seinen beiden Brüdern (den leiblichen Söhnen des Königs) bei der Eroberung der heiligen Stadt Alamut die Show stiehlt und dabei in den Besitz eines mysteriösen Dolchs gelangt, den die wunderschöne Prinzessin Tamina (Gemma Arterton, "Ein Quantum Trost") vor den Invasoren in Sicherheit bringen wollte. Eine triumphale Rückkehr in die Heimat zu Papa König später liegt der werte Monarch auf einmal tot am Boden, Opfer eines tödlichen Geschenks, das ihm ausgerechnet Dastan überreicht hat. Der vermeintliche Vatermörder muss fliehen und hat dabei Prinzessin Tamina im Schlepptau. Und während Dastan versucht, seine Unschuld zu beweisen und den wahren Königsmörder zu überführen, muss Tamina ihm dann auch mal verraten, was es mit dem Dolch auf sich hat, den sie unbedingt wieder an sich bringen möchte.

Mit dessen Hilfe kann man nämlich (dank dem titelgebenden Sand in seinem Griff) ein paar Sekunden in der Zeit zurückreisen, er ist aber auch der Schlüssel zu einer Bedrohung, welche die Vernichtung der Welt zur Folge haben könnte. Wird zumindest behauptet in einem Film, der permanent mit vielen großen Worten um sich wirft im bemühten Versuch, seiner Geschichte eine epochale Größe und Dimension zu geben, die ein schnödes Jump&Run-Videospiel nun mal nicht hat. Klappen tut das allerdings nicht, und wie soll es auch, wenn sich der große Gestus einzig auf die eilig vorgetragenen Dialoge beschränkt, die vom eigentlichen, reichlich hohlen Geschehen allein gelassen werden. Tatsächlichgeht es hier eigentlich immer nur darum, möglichst schnell zur nächsten Action-Sequenz zu kommen, wobei das Ignorieren erzählerischer Logik fast schon zum durchgängigen Prinzip erhoben wird. Da reicht es dann halt, dass Dastan und Tamina zum passenden Zeitpunkt aus demselben Fenster springen, um sie von nun an zu Fluchtgefährten zu machen, und im Folgenden werden sie jedes Mal, wenn es eng für sie wird, mit einem Satz á la "Schau, da drüben ist eine Tür!" ganz plötzlich eine äußerst willkommene Fluchtmöglichkeit entdecken, die wie aus dem Nichts auftaucht und in die nächste Actionsequenz führt.
Das entspricht eher der zweckorientierten Dramaturgie eines Videospiels, wo Erzählelemente nur als Übergänge in den nächsten Level dienen, doch auch wenn ein solches Videospiel hier als Vorlage diente, macht sich der Film damit ziemlich lächerlich. Ohnehin wirkt hier vieles ungelenk und wenig durchdacht, von den Mini-Zeitreise-Sprüngen bei Einsatz des magischen Dolchs, die bei näherer Betrachtung zielsicher ins Logikloch aus Zeitreise-Paradoxen treten, bis hin zur Figurenkonstellation, die mit drei persischen Prinzen aufwartet, von denen einer für die Handlung komplett irrelevant ist. Für einen kurzen Moment mag man sich auch fragen, wo eigentlich der Vater von Prinzessin Tamina ist, der doch eigentlich der Herrscher von Alamut sein müsste. Aber mit solchen Feinheiten hält sich dieser Film ganz sicher nicht auf.

Okay, niemand erwartet bei einem Jerry Bruckheimer-Film eine wahnsinnig komplexe Handlung und ein Meisterwerk innerer Logik, aber wenn man schon derart hanebüchenen Märchen-Käse wie hier zusammenschustert, sollte man es wenigstens mit einem ironischen Augenzwinkern tun, das ja zum Beispiel bei den "Pirates of the Caribbean" das entscheidende Salz in der Erfolgs-Suppe war. Darauf wartet man hier allerdings vergeblich. Uninspiriert und blutleer fährt man stattdessen die sattsam bekannten Standard-Elemente des Abenteuer-Kinos auf, präsentiert mit Alfred Molinas Scheich Amar eine überdrehte Nebenfigur zur komischen Auflockerung, bespielt die flirtive Spannung zwischen den beiden Hauptfiguren über "gewitzte" Wortduelle, und verlässt sich ansonsten auf Action und Spezialeffekte, um das Publikum zu begeistern. Dumm nur, wenn die Actionsequenzen die meiste Zeit ziemlich mager und öde ausfallen und man dann beim Showdown eine völlig überladene Effektorgie inszeniert, die spektakulär sein soll, sich jedoch eher wie unnötiges Verbrennen von übrig gebliebenem Produktionsbudget ausnimmt.
Gegen dieses einfallslose Gesamtgefüge hat auch Jake Gyllenhaal keine Chance. Der hat sich für seine erste Multimillionen-Hauptrolle zwar hübsch muskulöse Oberarme antrainiert, um im ärmellosen Kampfdress auch schmuck auszusehen, kann mit seiner Rolle aber auch nicht mehr anfangen als ständig weichäugig in die Kamera zu grinsen, wenn er nicht gerade wie eine fleischgewordene Videospiel-Figur durch die von der Trendsportart Parkour inspirierten Actionszenen hüpft. Bleibender Eindruck gleich Null und ein eindeutig gescheiterter Versuch von Gyllenhaal, sich in der oberen Liga der Actionstars zu etablieren.

Man kann bei "Prince of Persia" natürlich einfach das Hirn ausschalten und sich sanft und sinnfrei berieseln lassen, dafür reicht es dank den routiniert abgespulten Standard-Blockbuster-Zutaten allemal, und die aufwändige Ausstattung und das Wüstenpanorama erzeugen zumindest ein ausreichendes Minimal-Maß an orientalischem "Tausend und eine Nacht"-Flair. Da hört es dann aber auch schon auf. "Prince of Persia" ist vielleicht nicht ganz so bescheuert wie sein edel-trashiger Vorläufer im Blockbuster-Rennen "Kampf der Titanen", das macht ihn aber auch nicht besser. Eine Fortsetzung kann man sich hier jedenfalls getrost sparen.

 

 

 


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