Es sind typische Versatzstücke des RomCom-Genres: Arme Sie trifft reichen und berühmten Er, sie verlieben sich, doch aufgrund eines dummen Zufalls/Irrtums hält er sie für etwas anderes, als sie ist. Und wenn dann zum dramatischen Höhepunkt hin die weibliche Hauptdarstellerin in geradezu herbeigezauberter Abendrobe von einem Ball fortrennt und eine große Freitreppe herunter flüchtet mit ihrem Angebeteten auf den Fersen, dann muss sie nur noch einen Schuh verlieren, und der Cinderella-Abklatsch ist perfekt. All den Story-Konventionen zum Trotz: "Manhattan Love Story" ist eine rundum gelungene romantische Komödie, die aufs Feinste verdeutlicht, wie in diesem überraschungsarmen Genre ein ordentlicher Staat zu machen ist. Was man braucht, sind hervorragende Darsteller bis in die kleinen Nebenrollen, ein wenig gesunden Dialogwitz, eine Prise Realität, damit es nicht gar so weltfremd-verträumt wirkt, und einen Regisseur, der mit sicherer Hand alles geschickt zusammenstrickt. Und dann ist das Endergebnis wesentlich näher an "Pretty Woman" (von wegen Cinderella-Abklatsch) als z.B. an "The Wedding Planner". Das einzige Bindeglied zu dieser Klischee-Katastrophe ist Hauptdarstellerin Jennifer Lopez, der in "Manhattan Love Story" ein wesentlich ausgefeilterer Charakter gegönnt wird, so dass La Lopez auch mal wieder zeigen kann, dass sie trotz Gurken wie "Genug" immer noch eine vielversprechende Schauspielerin ist. Hier spielt sie das Bronx-Girl Marisa Ventura, die alltäglich ihren kleinen Sohnemann zur Schule bringt und dann nach Manhattan aufbricht, um in einem Luxushotel für stinkreiche Leute die Betten zu machen. Einer dieser wohlbetuchten Gäste ist der republikanische Senatskandidat Christopher Marshall (Ralph Fiennes), dem Marisa durch einen sehr dummen Zufall (aha!) über den Weg läuft, als sie gerade in einem Moment der Schwäche das Designer-Outfit eines anderen Gastes anprobiert - woraufhin der Politiker sein stilvoll gekleidetes Gegenüber natürlich für eine Dame von Welt hält. Einen Spaziergang im Central Park später ist es um beide geschehen, und die Entscheidung für Marisa damit noch schwerer, ihr verträumtes Reiche-Leute-Spielen aufzugeben und sich den Sorgen ihrer Zimmermädchen-Realität zu stellen. Sonderlich einfallsreich ist das erwartungsgemäß nicht, aber "Manhattan Love Story" punktet an all den entscheidenden Stellen. Das geht bereits in den ersten Sekunden los, als Regisseur Wayne Wang den obligatorischen Kameraanflug auf die Skyline von Manhattan mit "Me and Julio down by the schoolyard" von Paul Simon (quasi der ultimative New York-Songschreiber) unterlegt, und sich dann langsam nordwärts vortastet, von den Glamourvierteln des Big Apple hinauf in die soziale Realität der ärmeren Stadtteile. So entwickelt der Film von Beginn an eine besondere Aufmerksamkeit für sein Setting und qualifiziert sich als bester New York-Film seit "E-Mail für dich". Und eben diese Realität gewordenen Träume sind es, die das RomCom-Genre immer wieder am Leben halten. Weil es bei all dem Standardkatalog an Handlungs- und Charakterstereotypen hin und wieder mal einen Film gibt, der sich dank genug kreativem Talent und Energie das entscheidende kleine Bisschen realer anfühlt, dass man ihm fast glauben möchte. Ein Film, den man mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen verlassen kann. So einer ist "Manhattan Love Story". |
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