The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt

Originaltitel
The Lost City
Land
Jahr
2022
Laufzeit
112 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Maximilian Schröter / 19. April 2022

Der Kinostart des fünften „Indiana Jones“-Films wurde um ein ganzes Jahr verschoben und „Uncharted“ blieb für viele Fans der Abenteuer-Videospielreihe leider unter den Erwartungen. Mit „The Lost City“ hält das Kinojahr 2022 aber noch einen Film bereit, mit dem Abenteuer-Fans auf ihre Kosten kommen können. Leider hält dieser Film aber auch nur zum Teil, was er verspricht.

Sandra Bullock spielt hier die Autorin Loretta Sage, die vor Jahren eher durch Zufall mit einem schmalzigen Abenteuerroman ihren Durchbruch hatte. Eigentlich würde sie lieber ernste Sachbücher über untergegangene Zivilisationen schreiben, doch der Verlag und die Fans lechzen seit Jahren nach weiteren Fortsetzungen. So hat sie es inzwischen auf eine ganze Reihe von Romanen gebracht, in denen ihr gutaussehender Held Dash haarsträubende Abenteuer im dichten Dschungel oder auf entlegenen Inseln erlebt. War schon das Schreiben ihres neuesten Buches für Loretta eine Qual, so ist es die Promo-Tour, auf die der Verlag sie schickt, erst recht. Nicht nur hat Loretta eigentlich gar keine Lust, banale Fragen zu ihren seichten Werken zu beantworten. Zu allem Überfluss stellt ihr der Verlag dabei auch noch Alan (Channing Tatum) an die Seite, der als Covermodel auf den Titelseiten ihrer Bücher Lorettas Helden Dash verkörpert und vor allem bei der weiblichen Leserschaft beliebt ist.

Da wirkt es fast schon wie eine willkommene Abwechslung, als Loretta plötzlich von dem exzentrischen Milliardär Abigail Fairfax (Daniel Radcliffe) entführt wird, der glaubt, auf einer unbekannten Insel im Atlantik kurz vor einer sensationellen Entdeckung zu stehen und nun dafür Lorettas Expertenwissen braucht. Als die aber feststellt, dass es sich bei all dem mitnichten nur um eine ausgefeilte Promo-Aktion ihres Verlags handelt und sie tatsächlich auf eine Insel verschleppt wird, vergeht ihr die Abenteuerlust recht schnell. Alan jedoch wittert seine Chance, endlich mehr tun zu können, als bloß gut auszusehen. Er nimmt Lorettas Verfolgung auf und heuert einen Spezialisten an, mit dem er Loretta befreien will. Dabei muss er aber schnell feststellen, dass seine Erfahrungen als Cover-Model ihn nicht darauf vorbereitet haben, tatsächlich im Dschungel zu bestehen…

 

"Sandra Bullock & Channig Tatum"

„The Lost City“ geht tatsächlich recht spaßig und vielversprechend los. Von der Eröffnungsszene, die einen Abschnitt aus Lorettas neuem Buch visualisiert, über deren Frust beim Schreiben desselbigen und ihre Unlust, an der Seite eines dämlichen Models dumme Fragen beantworten zu müssen, gibt es doch einiges zu lachen. Ganz besonders das erste Publikumsgespräch zu ihrem Roman weiß mit dem Zusammenspiel der Charaktere von Bullock und Tatum zu begeistern; letzterer hat sichtlich Spaß daran, den tumben, sich in der Aufmerksamkeit seiner Fans sonnenden Alan zu spielen.

Auch als kurz darauf Daniel Radcliffes Figur ins Spiel kommt, scheint der Film noch auf dem richtigen Kurs zu sein. Schauspielerisch mag Radcliffe hier keine Sensationsleistung abliefern, aber auch er ist mit Spaß dabei und sein Bösewicht zumindest exzentrisch genug, um einen für eine Weile die Absurdität der Handlung vergessen zu lassen. Denn warum jetzt gerade Loretta für ihn ein uraltes Schriftstück übersetzen muss und vor allem warum er sie dafür sofort auf die Insel entführt, erschließt sich einem nicht wirklich, wenn man auch nur ein bisschen darüber nachdenkt.

 

"Pferd & Channing Tatum"

Nachdem sich die Handlung dann aber in den Dschungel auf der Insel verlagert hat, reihen sich doch immer mehr Probleme aneinander. Das beginnt damit, dass die Wortgefechte der Charaktere einen mit der Zeit immer weniger mitreißen. Selten sind sie wirklich witzig, wirken zumindest häufig so, als seien sie von den Schauspielern am Set improvisiert worden und werden dabei oft zu sehr in die Länge gezogen. Der einzige Charakter, der in all seinen Szenen überzeugen kann, ist der von Brad Pitt gespielte „Spezialist“, der bei Lorettas Befreiung helfen soll. Pitt scheint als Einziger den Ton des Films vollkommen verstanden zu haben und willens zu sein, sich hier lächerlich zu machen. Leider fällt seine Rolle aber äußerst klein aus.

Die titelgebende verlorene Stadt enttäuscht ebenfalls. Klar, da unter anderem in der dominikanischen Republik gedreht wurde, bekommt man echten Dschungel, sowie Flüsse und Wasserfälle zu sehen. Wirklich spektakuläre Sets und Effekte machen sich aber ziemlich rar, so dass der Abenteuer-Teil des Films insgesamt etwas unterwältigend ausfällt. Ähnliches trifft auch auf Daniel Radcliffes Figur zu. Nach seiner pompösen Einführung im Anfangsteil des Films ist Abigail Fairfax zwar den ganzen Film über irgendwie dabei, hat aber in der zweiten Hälfte nichts Interessantes mehr zu tun. Richtig überflüssig sind sogar alle Szenen mit Lorettas Managerin Beth (Da'Vine Joy Randolph), die sich ebenfalls aufmacht, um ihre Klientin zu retten – ein Handlungsstrang, der dem Film nichts weiter hinzufügt als zusätzliche Laufzeit, die man für interessantere Dinge hätte verwenden sollen.

"Channing Tatum & Sandra Bullock"

Nach dem recht vielversprechenden Anfang häufen sich in „The Lost City“ also die Probleme und der Film schleppt sich irgendwann nur noch dahin, ohne mit großen Überraschungen oder spektakulären Setpieces punkten zu können. Sandra Bullock ist zweifellos charmant wie gewohnt und hat ihr komödiantisches Gespür ja bereits oft bewiesen. Doch es genügt einfach nicht, sie in einem engen Paillettenkleid in den Dschungel zu stellen, wenn das Drehbuch ansonsten nur wenige gelungene Gags oder witzige Dialoge bereithält. Anleihen an Robert Zemeckis‘ „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ sind zwar eindeutig vorhanden, das Drehbuch und die Chemie zwischen den Darstellern erreichen aber nie auch nur annähernd das Niveau dieses Klassikers. Ob man für „The Lost City“ ins Kino gehen muss, bleibt jedem/r selbst überlassen; Tatsache ist jedoch, dass einem im Heimkino zahlreiche Alternativen an besseren Abenteuerfilmen zur Verfügung stehen.

Bilder: Copyright

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