Liebe und andere Turbulenzen

Originaltitel
Girl on a Bicycle
Jahr
2013
Laufzeit
100 min
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 5. März 2013

turbu 1Paolo (Vincenze Amato) arbeitet als Busfahrer in Paris und erklärt dabei den Touristen jeden Tag  was die französische Metropole alles von seiner Heimatstadt Rom abgekupfert hat. Seiner großen Liebe, der deutschen Stewardess Greta (Nora Tschirner) macht er schließlich einen Heiratsantrag, den diese auch gerne annimmt. Doch als Paolo in den folgenden Tagen immer wieder eine hübsche junge Dame auf einem Fahrrad begegnet, kann er nicht widerstehen diese anzusprechen. Seine Gefühle geraten durch Cécile (Louise Monot) wild durcheinander  und sein chaotischer Freund Derek (Paddy Considine) ist ihm dabei keine große Hilfe. Auch Greta bemerkt, dass mit ihrem Geliebten irgendetwas nicht stimmt und holt sich Rat bei ihrem guten Freund und Piloten Francois (Stéphane Debac). Unterdessen beginnt Paolo eine Art Doppelleben zu führen und  verstrickt sich dabei in immer mehr kleine Lügen.
 

„Was passiert, wenn italienische Leidenschaft deutsches Temperament liebt sowie auf französische Schönheit und britischen Humor trifft?“ fragt der Verleih vielversprechend in der Bewerbung von „Liebe und andere Turbulenzen“. Es kommt mit Regisseur Jeremy Leven („Don Juan De Marco“) erst mal auch noch ein Amerikaner dazu, der die Fäden dieser internationalen Co-Produktion in die Hand nimmt.  Herausgekommen ist dabei aber letztendlich leider nur eine ziemlich schwache RomCom nach bekanntem Strickmuster, in welcher sämtliche Klischees  der beteiligten Nationen ausgiebig bedient werden. Der gemeine Italiener kann demnach gar nicht anders als auch trotz laufender Beziehung mit anderen Frauen zu flirten und der machohafte Franzose hat sowieso seine ganz eigenen Definitionen der „Amour“. Lediglich die anständige und korrekte Deutsche benimmt sich einigermaßen vernünftig und hat daher allen Grund über die Eskapaden der Herren verärgert zu sein.

turbu 2Auch die wie immer quirlige Nora Tschirner kann mit ihrer nur bedingt lustigen Rolle diesen Film nicht retten, in dem  das unsinnige bis idiotische Verhalten sämtlicher Figuren den Hauptgrund dafür darstellt, dass sich über 100 Minuten überhaupt so etwas wie eine Handlung entfaltet, die allerdings völlig bar jeglicher Plausibilität ist. So fühlt sich der nicht wirklich untreue Paolo irgendwie verpflichtet der alleinerziehenden Mutter Cécile zu helfen, nachdem er sie versehentlich mit seinem Bus angefahren hat, akzeptiert aber auch gleich noch die Rolle des Vaters, für den ihn deren Kinder irrtümlicher- und merkwürdigerweise halten. Statt seiner Greta die im Prinzip harmlose Situation zu erklären, entscheidet sich der Hilflose dafür ein Doppelleben zu führen, und während er seiner Freundin weismacht nur kurz joggen zu gehen, wird dann also mal eben die neue Zweitfamilie mit Frühstück versorgt und auch gleich die Kinder zur Schule gebracht. Der Originaltitel "Girl on a Bicycle" deutet übrigens bereits daraufhin, dass eine Nora Tschirner hier keinesfalls eine so dominierende Hauptrolle einnimmt, wie es das deutsche Filmposter suggeriert. 

turbu 3Die Geschichte ist absurd, die entstehenden Peinlichkeiten verleiten mitunter zum Fremdschämen und neben ein paar mittelwitzigen Gags gibt es auch noch die eine oder andere komplett misslungene Szene. So wird Greta beim Versuch ihrem Kumpel Francois zu demonstrieren, dass sie sehr wohl künstlich weinen kann, nach dem ersten Versuch gnadenlos ausgelacht. Woraufhin sie gespielt erneut in Tränen ausbricht und obwohl sich ihre Darbietung mit keinem Deut von der vorherigen unterscheidet, hält der entsetzte Francois das dann plötzlich für echt. Das Fazit, dass derjenige der solche Freunde wie unsere Helden hier hat, eigentlich keine Feinde mehr braucht, stellt sich allgemein sehr schnell ein.

Gut, eine gewisse Spielfreude und das Bemühen aus dem dünnen Material noch so viel wie möglich herauszuholen, kann man den beteiligten Darstellern nicht absprechen. Zudem trägt die durchgehend im schönsten Sonnenschein erstrahlende Pariser Kulisse schon zu einem gewissen Wohlfühl- und Gute-Laune-Feeling bei. Das mag als Pärchenfilm fürs auf ganz leichte Unterhaltung fixierte Zielpublikum noch bedingt funktionieren, der Rezensent hingegen war allein von der penetranten, durchgehenden Musikuntermalung selbst in den Dialogszenen dermaßen genervt wie selten zuvor. Kein Film für Kritiker, schon klar.

Bilder: Copyright

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