King Kong

Originaltitel
King Kong
Land
Jahr
2005
Laufzeit
188 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 11. Juni 2010

Peter Jackson hat die Gunst der Stunde genutzt. Seit vielen Jahren träumte der Filmemacher davon, eine Neufassung des Films zu inszenieren, der ihn in seiner Kindheit am meisten geprägt und seinen beruflichen Werdegang am stärksten beeinflusst hat. Doch immer wieder stieß er damit bei potentiellen Geldgebern auf taube Ohren. Verständlicherweise, denn es sprach aus Produzentensicht in der Tat nicht allzu viel für einen weiteren Film über den Riesenaffen, der zwar vor siebzig Jahren für großes Staunen sorgte, dem heutigen Zuschauer aber wohl nicht mehr besonders spektakulär erscheinen wird. Und war nicht schon die ebenfalls recht aufwändige (aber seelenlose) Neuverfilmung in den 70er Jahren ein zum Event aufgebauschtes, vom Publikum aber mit Desinteresse bestraftes Desaster gewesen?
Nein, der neuseeländische Filmfreak hätte seinen Traum wohl kaum verwirklichen können, wenn es ihm nicht gelungen wäre, mit seinen drei Filmen über die Abenteuer einiger ziemlich bunter Gestalten in einer Welt namens Mittelerde Kinogeschichte zu schreiben. "Carte Blanche" also für den mit Oscars gekrönten neuen König der Kinowelt, und der hat dann auch nicht mehr lange gefackelt. Sein "King Kong" ist da und hinterlässt gewaltige Fußabdrücke.

Denn schon in den ersten Minuten dieses überlangen Epos wird klar, was uns hier erwartet: "King Kong" ist nichts Anderes als Peter Jacksons "Titanic". Ein gigantisches Projekt, verwirklicht wider allen Unkenrufen und ebenfalls eine ganz klassische Geschichte. Denn auch die Neufassung spielt im Jahr 1933, also genau in dem Jahr, in dem damals der alte Schwarzweiß-Klassiker entstand. Aber derart prächtig hat man die 30er Jahre und das damalige New York selbst dann nie gesehen, als es tatsächlich so aussah. Tausende rekonstruierte Gebäude in tollen Luftaufnahmen, akkurat nachgestellte Kostüme, Autos, Straßenzüge. Nur das Schiff, auf dem sich die Protagonisten einfinden, ist ein paar Nummern kleiner als bei James Cameron, bedingt durch die widrigen Umstände der Handlung.
Die sieht nämlich den windigen Carl Denham (Jack Black) in der Verlegenheit, irgendwie noch schnell Budget und Hauptdarstellerin für seinen nächsten Film auftreiben zu müssen, da seine Investoren unmittelbar davor stehen, ihm endgültig den Hahn abzudrehen. Das Drehbuch ist bisher auch eher ein Fragment, aber da es von dem renommierten Theaterautor Jack Driscoll (Adrien Brody) verfasst wird, kann Denham damit zumindest die bisher eher erfolglose Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts) zur Mitarbeit überreden ("Ich bin ein Mann, dem sie vertrauen können - ich bin Filmproduzent"). Zusammen mit ein paar Helfern finden die drei sich an Bord der "Ventura" ein, mit der der zwielichtig wirkende Captain Englehorn (diesmal gar nicht so übel: Thomas Kretschmann) ebensolche Geschäfte betreibt. Ziel der Reise ist die geheimnisvolle und in keiner Karte verzeichnete "Schädelinsel". Dort will Denham sein neues Werk mit spektakulären Aufnahmen anreichern und dann triumphal zurückkehren. Doch was die Gruppe Abenteurer auf dieser Insel erwartet, hat in der Tat noch kein Mensch zuvor gesehen, und nicht für alle wird es überhaupt eine Rückkehr geben.

Ein gutes Stündchen lang wird dabei eine Atmosphäre der Bedrohung aufgebaut und ein großes Geheimnis darum gemacht, was denn wohl Schreckliches auf der Insel lauert. Dumm nur, dass aber auch wirklich jeder, der sich diesen Film ansieht, das schon lange weiß. Denn selbst wer die Vorgänger nicht gesehen hat, erwartet beim Besuch eines Filmes mit dem Titel "King Kong" wohl kaum die Erlebnisse eines putzigen Inselkönigs und seines Stammes. Auch um das Aussehen des Riesenaffen wurde im Vorfeld ja kein allzu großes Geheimnis gemacht, und so ist die "Fahrt ins Ungewisse" nur für die Filmcharaktere zwangsläufig genau das.
Dementsprechend kürzer hätte man sich hier auch fassen können, so aber wird die zähflüssige Schiffsreise nur durch die gelegentlichen Sprüche von Vollblutkomiker Jack Black alias Carl Denham aufgelockert. Nach der Ankunft auf "Skull Island" ist dann aber schnell Schluss mit lustig und es geht rund. Von diesem Moment an gibt es für den Rest des Filmes (und es ist ein ziemlich langer Rest) praktisch keine Verschnaufpausen mehr. Die als wahre Horrorgestalten zurechtgemachten, menschlichen Inselbewohner erinnern dabei zunächst noch einmal deutlich an die Splatter- und Horror-Vergangenheit Jacksons, die ja auch beim "Herrn der Ringe" immer mal wieder durchschien.
Doch dann kommen Kong und die anderen tierischen Bewohner des Eilands, um das die Evolution scheinbar einen großen Bogen gemacht hat, und ab geht das Special Effect-Gewitter. Im Pressetext wirbt der Verleih mit der Zeile "Für diesen Film entstanden mehr Kreaturen als für alle drei Herr der Ringe-Filme zusammen". Und dementsprechend sieht das dann auch aus. Als sei es ihnen selbst bewusst geworden, dass mit dem Affen allein nicht genug Eindruck zu machen ist, lassen Jackson und sein Team folglich eine Armada an teilweise völlig frei erfundenen, gefräßigen Flug- und Kriechtierchen auf die armen Charaktere los und bieten ganz nebenbei auch gleich noch mehr Saurier in Aktion als wohl alle drei "Jurassic Park"-Filme zusammen. Es fehlt eigentlich nur noch der gefräßige Plapperkäfer von Traal. Aber im Ernst: Sehr, sehr beeindruckend, was hier gezeigt wird, und zeitweise schon atemberaubend, auch wenn es anzumerken gilt, dass die Effekte ihre Herkunft aus dem Computer nicht immer verbergen können, vor allem wenn menschliche Charaktere mit im Spiel sind.

Aber wer mehr als drei Stunden Zeit zur Verfügung hat, kommt auch irgendwann zumindest kurz wieder zur Ruhe, und schließlich gilt es das Augenmerk neben der Action auch noch ein wenig auf den tragisch-poetischen Charakter der Geschichte zu lenken: Stichwort "Die Schöne und das Biest". Die Entwicklung der Beinahe-Liebesbeziehung zwischen der blonden Frau und dem traurigen Riesenaffen bleibt dabei allerdings eher rätselhaft und wenig nachvollziehbar. Die von all den um sie kämpfenden Monstern erstaunlich wenig traumatisierte Ann starrt dabei ihren Beschützer die meiste Zeit nur wortlos an, und der starrt dann (wenig überraschend) genauso wortlos zurück. Eine schwierige Rolle für Naomi Watts, die sich dabei so gut es eben geht aus der Affäre zieht. Und ob man es nun rührend oder doch eher albern findet, wenn das ungleiche Paar auf einem zugefrorenen See im Central Park Pirouetten dreht, liegt ganz eindeutig im jeweiligen Auge des Betrachters.

Letztendlich muss man es wohl so deutlich sagen: Peter Jacksons "King Kong" ist Trash. Der aufwändigste, gewaltigste und auch beeindruckendste Trash aller Zeiten womöglich, aber eben trotzdem Trash. Aber das ist ja nichts Schlimmes und vor allem: Es ist sehr unterhaltsam.


10
10/10

Der Film ist ein Meisterwerk und wie ich das hier und auch auf vielen anderen Seiten sehe sieht das die Mehrheit eíndeütig auch so.
Von den Effekten über die Gefühle bis zu dem Humor, den Charakteren und dem Finale stimmt hier einfach Alles.
Okay, die Einführung hätte man vllt um die ein oder andere Szene kürzen können, aber das ist und bleibt der einzige Makel.
Ich lehne mich mal sehr weit aus dem Fesnter und behaupte, dass King Kong genauso in die Geschichte eingehen wird wie die legendäre Vorlage!

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