Jane Hammond (Natalie Portman) lebt im Jahr 1871 im Staat New Mexico und wartet dort auf die Rückkehr ihres Mannes Bill (Noah Emmerich). Doch als der schließlich die heimatliche Farm erreicht, stecken mehrere Kugeln in seinem Körper. Verantwortlich dafür zeichnet die Gangsterbande um John Bishop (Ewan McGregor), deren Mitglied Bill einst war, bevor er sich mit Jane absetzte. Und da Bishop erst dann Ruhe geben wird wenn Bill endgültig tot ist, ist es nur eine Frage der Zeit bis er mit seinen Reitern vor der Farm auftauchen wird. In ihrer Verzweiflung wendet Jane sich schließlich an ihren früheren Verlobten Dan (Joel Edgerton), der jedoch eigentlich keinen Grund sieht ihr oder gar ihrem Mann zu helfen.
„Jane got a Gun“ war einmal ein viel versprechendes Projekt, denn ein feministisch angehauchter Western, besetzt mit der oft großartigen Natalie Portman („Black Swan“) und inszeniert von „We need to talk about Kevin“-Regisseurin Lynne Ramsay bot einigen Anlass zur Vorfreude. Zumal es eigentlich nur selten echte Ausfälle gibt, wenn jemand sich daran macht das schon so oft totgesagte Genre „Western“ mit neuem Leben und in einer neuen Variante zu beleben. Denn meist sind dies Herzensprojekte, die sowohl im bombastischen („Django Unchained“) aber auch im minimalistischen Stil („Slow West“) Stil überzeugen können. Eine Herzenssache war dieser Film nun wohl auch für Portman, die immerhin als Co-Produzentin firmiert und ja auch prinzipiell ihre Projekte eher nach persönlichem Interesse auswählt. Aufgrund von Streitigkeiten ist es nun jedoch nicht die schließlich ausgestiegene Ramsay, die den Film umgesetzt hat, sondern „Warrior“-Regisseur Gavin O’Connor, der aber bei diesem Stoff nur uninspirierten Dienst nach Vorschrift abliefert.
Die sehr einfache Geschichte ist dabei nicht das Problem, war es im Western-Genre ja eh nie. Denn bei den im Kern oft simplen Helden- oder Rachegeschichten geht es meist halt um die Art der Inszenierung, um wirkmächtige Bilder und eine stimmige Atmosphäre. Davon besitzt dieser Film jedoch leider nicht viel, vielmehr wirkt es als sei man an der selbst gewählten Geschichte völlig uninteressiert. Den drei Charakteren, die hier von Bedeutung sind, fehlt es durchgehend an Charisma, sie erreichen nie so etwas wie emotionale Tiefe und lassen somit auch den Betrachter weitgehend unbeteiligt. Das ist auch wenig erstaunlich wenn ein Noah Emmerich als Bill die meiste Zeit quasi bewegungslos auf dem Bett liegt, verblüfft aber bei gestandenen Mimen wie Portman und McGregor dann doch etwas. Wenn es selbst solchen Kalibern nicht gelingen mag, ihren Figuren echtes Leben einzuhauchen, dann stimmt hier etwas ganz und gar nicht.
Wenn die Geschichte mal einem feministischen Ansatz hatte (worauf eben der Titel und die ursprünglich vorgesehene Beteiligung hinweisen), dann ist davon jetzt nichts mehr zu sehen, denn diese Jane besitzt zwar eine Waffe, weiß damit aber eigentlich nichts weiter anzufangen, sondern „bettelt“ stattdessen geradezu bei ihrem Ex um Unterstützung. Die Vorgeschichte des ehemaligen Liebespaares wird in zahlreichen, recht willkürlich verteilten Rückblenden erzählt, was das Geschehen aber kaum kurzweiliger macht und am Ende auch kein rundes Ganzes ergibt.
Von „Frauenpower“ also keine Spur, von einem irgendwie wilden oder gar dreckigen Westen auch nicht. Absolut konventionell, vorhersehbar und letztlich vollkommen lustlos schleppt sich dieses Werk dahin und führt einen schließlich zu der Erkenntnis, dass das Drehbuch diesmal vielleicht doch lieber in der „Development Hell“ geblieben wäre, in der es angeblich jahrelang feststeckte. Das vorliegende Ergebnis bringt jedenfalls augenscheinlich keinem was, weder den Beteiligten noch dem Zuschauer.
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