Im weissen Rössl - Wehe Du singst!

Jahr
2013
Laufzeit
90 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 5. November 2013

„Ja, im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein!“

Weil dem tatsächlich so ist, lässt sich die beruflich und privat frustrierte Berlinerin Ottilie Giesecke (Diana Amft) von ihrem Vater überreden, mit ihm an den geliebten Wolfgangsee in Oberösterreich zu fahren, wo er einst mit seiner verstorbenen Frau die glücklichste Zeit erlebte. Doch auch die ausgesprochen gute Laune und Höflichkeit der Belegschaft im legendären Hotel „Das weisse Rössl“ kann die missmutige Ottilie wenig beeindrucken. Ganz besonders geht ihr der aufdringliche Verehrer Dr. Otto Siedler (Tobias Licht) auf die Nerven, für den andererseits die schöne Rössl-Wirtin (Edita Malovcic) schwärmt. Deren Herz versucht wiederum der verliebte Oberkellner Leopold (Fritz Karl) bisher vergeblich zu erobern. Doch dem munteren Liebesreigen zwischen Alpenpanorama, blauem Himmel und kristallklarem Wasser kann sich auch die deutsche Großstadt-Dame auf Dauer nicht entziehen, zumal sie schließlich noch in eine dramatische Fehde verwickelt wird, bei der sogar die Zukunft des von allen so geliebten „Rössl“ auf dem Spiel steht.

Im weißen Rössl

„Es muss was Wunderbares sein, von Dir geliebt zu werden!“

Wer in einer Zeit sozialisiert wurde, in der das nationale "Entertainment" auf drei öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme beschränkt war, der konnte ihm kaum entgehen, dem „Weissen Rössl“, sei es in der etwas betulicheren Version mit dem seligen Johannes Heesters oder in der durchaus flotten Musical-Fassung, in welcher der Wiener Charmeur Peter Alexander mit gespielter Strenge seinen Oberkellner Leopold „Aber, aber meine Herrschaften!“ parlieren ließ. Das berühmte Lokal am Wolfgangssee wurde so für Generationen leidgeprüfter Kinder zum Pflichttermin bei jedem Österreich-Urlaub mit den enthusiastischen Eltern (doch, doch, der Rezensent weiß wovon er hier spricht).

Es lässt sich allerdings kaum leugnen, dass das bereits 1896 verfasste, ursprüngliche Lust- und spätere Singspiel "Im weißen Rössl" mittlerweile etwas Patina angesetzt hat und eine Neuinterpretation schon deshalb nicht unbedingt naheliegend war, weil das Ganze heute halt Gefahr läuft unfreiwillig komisch zu wirken. Wenn man es aber trotzdem angehen will, dann bleibt im Grunde nur die Variante, das Stück absichtlich so zu präsentieren, dass die Ironie offensichtlich ist. Und wie schon der Untertitel „Wehe, Du singst“ andeutet, ist man nun genau diesen Weg gegangen und versucht den kniffligen Spagat zwischen einer Parodie und trotzdem irgendwie ans Herz gehenden Charakteren.

Im weißen Rössl

„Die ganze Welt ist himmelblau, wenn ich in Deine Augen schau!“

Um das zu demonstrieren holt man dann auch gleich mal den Holzhammer raus, zeigt erst ein regnerisch-trübes, schlicht deprimierendes Berlin mit lauter gehetzten und schlecht gelaunten Menschen, um dann mit dem Überqueren der Grenze zum Salzkammergut von einen Moment auf den Anderen den Himmel strahlend blau zu färben und die Sonne mit voller Kraft scheinen zu lassen. Hier ist ab jetzt alles beschwingt und fröhlich, was auf den Zuschauer vermutlich erst mal ebenso albern wirkt wie auf unsere Protagonistin Ophilie. Für die hat man mit Diana „Doctor’s Diary“ Amft sicher die passende Besetzung gefunden, die hier wieder das etwas unbedarfte, leicht verhuschte Fräulein geben darf.

Allerdings waren die Besucher aus Berlin in der ursprünglichen Geschichte nicht mehr als schrullige Nebenfiguren. Sie jetzt in den zentralen Fokus zu rücken und diesen damit ein Stück weg vom Oberkellner und seiner Wirtin zu nehmen, wirkt sich aber nicht nachteilig aus. Wobei es natürlich im Grunde eh reichlich wurscht ist, welche Wendungen die Handlung nimmt, geht es doch vornehmlich darum Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen, und die diversen Sing- und Tanzeinlagen haben zumindest ordentlich Schmiss.

Im weißen Rössl

„Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist!“

Als dann noch Sigismund Sülzheimer (Gregor Bloeb) auftaucht, um den Ort, an dem man ihm einst unrecht tat, dem Erdboden gleichzumachen, ist schließlich alles angerichtet zum knallbunten Finale, doch das Ergebnis ist nicht nur hier ein Gemischtes. Denn die Schieflage zwischen sich lustig machen über die biedere Folklore und dem Bemühen, sie dabei aber nicht komplett der Lächerlichkeit preiszugeben, um am Ende doch noch so etwas wie eine „normale“ romantische Komödie daraus zu zimmern, überzeugt nur teilweise. Vor allem stellt sich aber die Frage, für wen dieser Film eigentlich gedacht ist und wer wohl bereit sein könnte, dafür eine Kinokarte zu lösen. Die etwas älteren Liebhaber der früheren Adaptionen werden den respektlosen Umgang mit dem Stoff kaum gutheißen, für alle „Unbefleckten“ oder diejenigen, die auf eine wirklich freche Satire hoffen, ist das Ergebnis aber vermutlich doch noch viel zu brav geraten. So entpuppt sich dieses moderne „Weisse Rössl“ zwar als durchaus mutiges Unikum im Einerlei der deutschen Komödie, läuft aber letztlich doch recht unentschlossen ins Leere.

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.