I, Frankenstein

Originaltitel
I, Frankenstein
Jahr
2013
Laufzeit
93 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von René Loch / 21. Januar 2014

Martin Scorsese verfasste kürzlich einen offenen Brief, adressiert an seine 14-jährige Tochter Francesca. Darin prophezeite er dem Film eine glänzende Zukunft, im Wesentlichen deshalb, weil mittlerweile jeder dazu in der Lage sei, für wenig Geld einen zu drehen. Was Scorsese dabei allerdings nicht erwähnte: Mittlerweile sind nicht nur Amateurfilmer in die Lage versetzt, eigene Filme zu produzieren, auch speziell entwickelte Computerprogramme fassen zunehmend Fuß am Markt.

Das berühmteste unter ihnen trägt den Namen „Stuart Beattie“ und wurde bereits vor 17 Jahren entwickelt, um Drehbuchautoren während des Schreibprozesses zu unterstützen. Etwa die Drehbücher zu „Collateral“, „Fluch der Karibik“ und „Australia“ entstanden auf diesem Wege. Nachdem sich das Programm in Hollywood etabliert hatte und dabei stetig weiterentwickelt wurde, wagen die Filmstudios nun den nächsten Schritt. Der Fantasy-Actioner „I, Frankenstein“ ist offiziell der erste große Studiofilm, bei dem nicht ein Mensch, sondern „Stuart Beattie“ Regie führte. Wie sich allerdings schon nach wenigen Minuten erkennen lässt, hat die „computergenerierte Filmproduktion“ noch einen weiten Weg vor sich.

Die Schwächen der Software zeigen sich auf nahezu allen Etappen, auf denen ein Film entsteht, beginnend beim Casting (wofür – wie für viele andere Bereiche auch – eigens eine „Stuart Beattie“-Modifikation entwickelt wurde). Noch scheint das Programm nicht dazu in der Lage zu erfassen, inwiefern ein Darsteller zu einem bestimmten Charakter passt. Noch viel gravierender: Es castet einen weithin anerkannten Schauspieler wie Aaron Eckhart für ein filmisches Experiment, das eigentlich zu keinem Zeitpunkt der Entstehungsphase zum Gelingen bestimmt war. Immerhin ist es fähig, Rollenbeschreibungen mit bereits veröffentlichten Werken abzugleichen – deshalb spielt Bill Nighy, böser Vampirfürst im Fantasy-Actioner „Underworld“, seine Rolle einfach so ähnlich nochmal: diesmal als böser Dämonenführer.

Die größten Schwächen zeigt „Stuart Beattie“ sowieso nicht beim Casting, sondern im Bereich Drehbuch und Regie. Was besonders bei Ersterem erstaunt, hat das Programm in der Vergangenheit doch schon gute Ideen zu Drehbüchern beigesteuert. Gerüchten zufolge liegt das Übel in einer nagelneuen, aber total verbuggten Version. Zumindest am Vorgehen hat sich seit 17 Jahren nichts geändert: „Stuart Beattie“ wird mit allen erdenklichen Storybauplänen, Plottwists und Dialogen der Filmgeschichte gefüttert und entwickelt daraus – im Idealfall – eine neue und genießbare Mischung. Leider war die Software hierzu diesmal nicht in der Lage.

Schon die Grundidee lässt vermuten, dass „Stuart Beattie“ mit verminderter Leistung gearbeitet hat: Frankensteins Monster (gespielt von Aaron Eckhart) gerät in einen über Jahrhunderte andauernden Krieg zwischen Gargoyles und Dämonen. Was für erfahrene menschliche Autoren vielleicht eine geeignete Vorlage für witzigen Edeltrash oder neue Facetten der schon so oft beackerten Mythologie bedeutet hätte, stellt das Computerprogramm vor unüberwindbare Hürden. Zwar existiert eine notdürftig zusammengehaltene Handlung, die einigermaßen Sinn ergibt, doch ist darüber hinaus fast alles missraten. Ein Gespür für Dramaturgie fehlt der aktuellen Software-Version vollständig, weswegen beispielsweise die größte Schlacht schon fast zu Beginn des Films zu sehen ist. Der eigentliche Protagonist ist über den Großteil der Laufzeit ein von den Handlungen der anderen Charaktere Getriebener mit außerordentlich geringem Identifikationspotential. Sämtliche Storywendungen sind bestenfalls bekannt, schlimmstenfalls auch noch vorhersehbar. Besonders tragisch ist der geringe Umfang an Dialogen, der „Stuart Beattie“ für diesen Film offenbar zur Verfügung gestellt wurde. Vermeintlich apokalyptisch-coole Sätze wie „This ends tonight“ wollten die Produzenten wohl unbedingt unterbringen – leider hat ihre Software dafür keine geeignete Stelle gefunden und es deshalb wahllos mitten im Film eingestreut. Gut denkbar, dass eine Warnmeldung des Programms, dass dieser Satz bereits in jedem anderen Genrefilm Verwendung fand, einfach ignoriert wurde.

So rasen die Charaktere ziel- und gedankenlos 90 Minuten zwischen den beiden Hauptschauplätzen hin und her und liefern sich dabei potentiell beeindruckende Kämpfe. Doch an dieser Stelle tritt bereits das nächste wesentliche Problem zu Tage: Die Regie-Funktion von „Stuart Beattie“ ist für die Tonne. Wahllos macht es etwa von notdürftig einprogrammierten Zeitlupen- und Beschleunigungseffekten Gebrauch, die „I, Frankenstein“ eher den Look eines Computerspiels statt eines Computerfilms geben. Mit den Seelen der Gargoyles und Dämonen, die nach dem Tod als Lichtstrahl Richtung Hölle und Himmel sausen, gibt es zwar eine optisch nette Abwechslung, doch ansonsten verursacht das Geschehen nur unübersichtliche Langeweile.

Mit den Figuren mitzufiebern ist unmöglich, da die hierfür nötigen Voraussetzungen während der Drehbuchprogrammierung nicht geschaffen wurden. Besonders merkwürdig erscheint die Tatsache, dass die Kamera in manchen Szenen am eigentlichen Schwerpunkt des Geschehens so eigenartig vorbeifilmt und dieses sich dann am Rande oder außerhalb des Bildes abspielt. So scheinen beim Thema „Bildkomposition“ noch viele Stunden Arbeit vor den Programmierern zu liegen (vielleicht sind es aber auch einfach nur Effekte, die bei der zweidimensionalen Vorführung eines 3D-Films verloren gehen...).

Zu den genannten Problemen gesellen sich fast konsequenterweise weitere. Die verwirrten Gesichter der Darsteller, mit Ausnahme vielleicht des in seiner Rolle geübten Bill Nighy, sind nur zu verständlich, fehlen ihnen doch die so wichtigen Regieanweisungen. Und die Tonspur scheint asynchron mit der Handlung – es kann ja kaum gewollt sein, dass die musikalische Untermalung häufig schon erahnen lässt, welchen Schritt die Handlung wenige Sekunden später vollziehen wird.

Wäre „I, Frankenstein“ nicht das Produkt eines hoffentlich noch entwicklungsfähigen Computerprogramms, müsste man wohl von einem lieb-, ideen-, und talentlos zusammengeschusterten Machwerk eines Dilettanten ohne Potential sprechen. So bleibt zumindest die Hoffnung auf Besserung. Billigen Konkurrenzprodukten wie „Friedberg/Seltzer“ („Die Pute von Panem“), die komplett im Zufallsmodus arbeiten, ist „Stuart Beattie“ immerhin überlegen.

Bilder: Copyright

Hust....stuart beattie....also vllt hab ich den gag nicht verstanden, der autor will also damit sagen, dass der regisseur und die macher so belanglos vorgehen, dass alles durch ein pc programm ersetzt werden kann! Bei aller ironie kann das aber auch alles sehr missverstanden werden.....gott sei dank gibts sowas ja noch nicht!

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Da wir uns ja hier immer noch im Internet bewegen und eine Google-Suche nach "Stuart Beattie" nicht allzu weit entfernt ist, besteht meines Erachtens keine besondere Gefahr für ein Missverständnis. Mich hat die Rezension jedenfalls gut unterhalten und informiert, was wie ich finde die Hauptsache ist.
Und der Autor will wohl sagen, dass der Regisseur ein Dilettant ohne Potential ist, der dieses Machwerk lieb-, ideen-, und talentlos zusammengeschustert hat. Er tut dies jedoch nicht.

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Jemanden der die Drehbücher zu Fluch der Karibik, Australia und vor allem Colleteral geschrieben hat, als Dilettanten ohne Potenzial zu bezeichnen, geht aber etwas weit.

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Nun ja, Australia war wirklich wie aus dem Lehrbuch für
Breitwandepen abkopiert. Dementsprechend vorhersehbar und
unspektakulär.
Fluch der Karibik lebte von den wirklich gut aufgelegenten
UND talentierten Schauspieler, den Aufbauten und dem Score.
Ab Teil 2 reichte aber das alleine leider gar nicht mehr und
der Film langweilte einen mehr als er unterhielt.
Collateral kann ich mich kaum noch erinnern, war wie ein
Besuch bei McDonalds, bekannter Geschmack, schnell wieder
weg.
Ich erwarte auch bei I,Frankenstein einen McDonalds Besuch:
90 Minuten bunte Bilder, ein wenig Rums/Bums, Abspann.

Ob man dafür 10-12 Euro berappen will, muss jeder für sich
wissen. 10-12 Euro ? Ja, er ist in 3D, auch das noch...

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Soll das eigentlich "lustig" sein ?

Ja, Mr. Beattie hat uns ein paar mal nicht wirklich
überzeugt. Aber auch Sachen wie 30 Days of Night, der
nicht so schlecht war verzapft.
Was soll also dieses Computerprogrammgeschwafel ?

Blödsinnigste Kritik aller Zeiten und daher kann man
wohl auch die Bewertung erst mal vergessen.

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Viele scheinen zu vergessen, dass Stuart Beattie bei den hier genannten Filmen, mit Ausnahme von Collateral, am jeweiligen Drehbuch nur mitgewirkt hat. Im Fall von Fluch der Karibik war er sogar nur an der Story, nicht aber am eigentlichen Drehbuch, beteiligt gewesen. Diese Filme fallen also schon deshalb garnicht so sehr ins Gewicht, da sein Einfluss auf die Handlung mehr oder weniger begrenzt gewesen ist. Und Colleteral ist auch meiner Meinung nach ein eher durchschnittliches Werk (mit interessanter Grundidee), das mehr von der Inszenierung und den Schauspielern lebt.

Ich begreife ebenfalls nicht, dass sich hier einige Leser offensichtlich direkt ins Hemd machen, wenn eine Kritik mal etwas bissiger und zynischer ausfällt als gewohnt. Ich für meinen Film, bin jedenfalls froh darüber, dass so etwas hier möglich ist, im Gegensatz zu einigen größeren Print-Publikationen.

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Ich kann mit dieser Kritik leider auch nicht viel anfangen, sorry. Als Aufhänger ganz nett, aber diese Computerisierungsmasche vom ersten bis zum letzten Satz durchzupeitschen fand ich schon sehr hölzern und alles andere als unterhaltsam bzw. informativ.

Aber jeder kann mal eine Rezension verhunzen, alles nicht so wild, zumal Herr Loch aus meiner Sicht wirklich gute Kritiken schreibt!

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witze werden selten lustiger, wenn man sie wieder und wieder erzählt. das stuart-beattie-computerprogramm-bild kann in einem nebensatz ja durchaus ganz witzig sein, aber es in jedem absatz 2mal zu bemühen ist in etwa so originell wie der film.

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Mmh, nee, diese Einschätzung kommt doch allzu bemüht und pseudowitzig daher. Man hätte auf die misslungene Pointe besser verzichtet und seine Aussage in einer herkömmlicheren Kritik untergebracht. Gut, gibt Schlimmeres. Den Film selbst zum Beispiel.

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5
5/10

Die überzogen negative Kritik an "I, Frankenstein" kann ich nicht nachvollziehen. Im Grunde ist der Film nichts anderes als schon "Underworld" oder "Blade": Sehr anspruchsloses Popcorn-Effektekino, das populäre Charaktere aus Schauerromanen recht kurzweilig in die Moderne transportiert. Eindeutige Minuspunkte sind die fehlende Selbstironie und das teilweise arg überzogene Spiel mancher Darsteller.

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