Ende der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts sind die Nachwehen der großen Depression noch zu spüren und die Gefahr eines neuen, die gesamte Welt bedrohenden Krieges lauert bereits am Horizont. Doch in den USA erfreut sich Präsident Franklin D. Roosevelt (Bill Murray) großer Beliebtheit und starken Rückhaltes in der Bevölkerung. Neue Energie tankt der Mann, dem es gesundheitlich längst nicht so gut geht wie er der Öffentlichkeit suggeriert, dabei gerne in seinem ländlichen Anwesen „Hyde Park am Hudson“. Dorthin lädt er eines Tages auch eine gute Freundin aus Jugendtagen ein, seine entfernte Cousine Daisy (Laura Linney). Die spielt bald eine immer größere Rolle in Roosevelts Leben und die Beziehung überschreitet schließlich den Status einer guten Freundschaft, was dessen Ehefrau Eleanor (Olivia Williams) aber nicht wirklich zu stören scheint. Zum großen Zusammentreffen diverser mit dem Präsidenten auf die eine oder andere Art verbundenen Damen kommt es schließlich, als das englische Königspaar seinen Besuch ankündigt. Mit dem Hintergedanken, die USA um Unterstützung im bevorstehenden Kampf gegen das Deutsche Reich unter Führung Hitlers zu bitten, droht die Zusammenkunft ein spannungsreiches Ereignis mit ungewissem Ausgang zu werden.
Ein Film über einen der bekanntesten US-Präsidenten, namentlich denjenigen der als Einziger überhaupt dreimal gewählt wurde, angereichert mit dem zuletzt nicht nur durch das mehrfach preisgekrönte Drama „The King’s Speech“ ins Bewusstsein gerufenen britischen Regenten Georg VI. – das riecht eigentlich von vorne bis hinten nach typischem Oscar-Material wie es die Mitglieder der Academy schätzen. Doch ähnlich wie beim vorher ebenfalls hoch eingeschätzten „Hitchcock“ war auch von „Hyde Park am Hudson“ dann bei der diesjährigen Verleihung letztendlich weit und breit nichts zu sehen. Und auch hier gibt es dafür gute Gründe, entpuppt sich der Film von „Notting Hill“-Regisseur Roger Michell doch als eine ziemliche Enttäuschung, die reichlich plan- und ziellos vor sich hin plätschert.
Das beginnt schon bei der Entscheidung die Geschichte aus der Sicht von Margaret, genannt „Daisy“, Suckley zu erzählen, nach deren Tod im stolzen Alter von 100 Jahren man in ihrem Nachlass diverse Briefe fand, die von einer Affäre mit Präsident Roosevelt berichten. Als zentraler Drehpunkt für eine kinotaugliche Story taugt diese Entdeckung jedoch nur sehr bedingt, denn was wir hier zu sehen bekommen ist wenig mehr als ein recht banales historisches Episödchen, welches in eine eher unspektakuläre kleine Liebesgeschichte eingebettet ist, die sich zudem irgendwann in Luft auflöst.
Sind Daisys emotionale Verwirrungen dabei (zumindest für sie) von recht ernster Natur, so versucht man sich beim Erzählstrang um das steife englische Königspaar, das sich nur mit Mühe an die lockeren Umgangsformen der Amerikaner gewöhnen mag, an einer fast vollständig komödiantischen Inszenierung. Da winkt man dann großmütig der amerikanischen Landbevölkerung zu und wundert sich, dass diese davon nur wenig Notiz nimmt, während sich die leicht prolligen Amis im Gegenzug daran ergötzen dürfen wie denn wohl der britische Regent einen echten Hot Dog verspeist. Das ist auch durchaus nett anzuschauen und in der luftigen Sommeratmosphäre kommt phasenweise gute Laune auf, beißt sich jedoch immer wieder mit den sonstigen durchweg ernsten Themen, die aber jedes für sich genommen wenig interessant oder gar spannungsvoll daherkommen. Selbst die stets verlässliche Laura Linney kann aus ihrer blassen Figur dann nicht mehr viel herausholen.
Und auch die vermeintliche Trumpfkarte Bill Murray vermag nicht wirklich viel rauszureißen. Angesichts der doch etwas überzogenen Grimassenschneiderei und dem auffälligen Showgehabe des zuletzt fast nur noch für lakonische Kurzauftritte bekannten Komödianten, entsteht irgendwann sogar der Eindruck Murray könnte mit dieser Rolle doch ein wenig überfordert gewesen sein. Auch hier ist also kein “Oscarmaterial“ zu entdecken, bei weitem nicht. Wie dünn das Ausgangsmaterial tatsächlich ist beweist auch die angesichts des historischen Themas äußerst überschaubare Länge des Films von (ohne Abspann) weniger als neunzig Minuten, ohne dass man aber letztendlich das Gefühl hätte es würde noch Entscheidendes fehlen. Ganz im Gegenteil erweist sich „Hyde Park am Hudson“ als mitunter sehr zähe und nur sporadisch amüsante oder unterhaltsame Angelegenheit. Da durfte man wirklich etwas mehr erwarten.
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