The Hollywood Revue of 1929

MOH (9): 2. Oscars 1930 - "The Hollywood Revue of 1929"

In unserer Serie "Matthias' Oscar History" (MOH) bespricht Matthias in jeder Folge jeweils einen der zwischen den Jahren 1929 und 2000 nominierten Oscar-Beiträge aus der Kategorie "Bester Film".

von Matthias Kastl / 14. Oktober 2023

In der letzten Folge hatten wir bereits über das Aufkommen der neuen Tontechnik in Hollywood philosophiert, nun schauen wir uns mal an was die Traumfabrik daraus so in der Praxis machte. Mit “The Hollywood Revue of 1929“ wird dabei deutlich, dass die neuen technischen Möglichkeiten ironischerweise auch für ziemlich altbacken wirkende Produktionen sorgen konnten.


The Hollywood Revue of 1929

Land
Jahr
1929
Laufzeit
130 min
Genre
Release Date
Oscar
Nominiert "Outstanding Picture"
Bewertung
5
5/10

Stars und Musik, wieso dieses Konzept in eine komplizierte Handlung einbetten, wenn man es dem Publikum auch in seiner pursten Form präsentieren kann. “The Hollywood Revue of 1929“ ist eine von der Bühne abgefilmte Show mit Musik, Tanz und Comedy-Einlagen der damals bekanntesten Stars von MGM. Für das damalige Publikum sicher eine spektakuläre Sache, für heutige Betrachter klingt die geballte Starpower von früher natürlich weniger beeindruckend.

Mit Laurel und Hardy oder Buster Keaton gibt es zwar zumindest ein paar Gesichter, die auch ein gutes Jahrhundert später noch ein Begriff sind. Namen wie Norma Shearer oder Joan Crawford dürften aber wohl nur noch wenigen Menschen etwas sagen. Geleitet wird die Show von dem Schauspieler Conrad Nagel und dem Entertainer Jack Benny, die aber leider beide nicht immer das beste Comedy-Timing bei ihren humorvoll gedachten Zwischenmoderationen beweisen.
 


So richtig vom Hocker hauen kann die Show heute nur selten. Natürlich hängt das auch damit zusammen, dass der Film nicht mehr in einem hochwertigen Zustand vorliegt und so die teils opulenten Sets optisch deutlich von ihrem Zauber eingebüßt haben. Aber gerade in der ersten Hälfte sind die einzelnen Auftritte auch einfach inhaltlich eher durchschnittlich kreativ. Natürlich ist es irgendwie nett Laurel und Hardy auf der Bühne zu sehen, doch mehr als ein kleines Lächeln kann deren Nummer (die für den Abschlussgag wieder die gute alte Bananenschale auspackt) auch nicht auslösen. Ansonsten gibt’s mal ein Liedchen auf der Ukulule hier, ein paar durchwachsene Versuche für komödiantische Einschübe dort, aber keine echten Showstopper.

In der zweiten Hälfte kommt glücklicherweise deutlich mehr Stimmung auf, da gerade die Musik- und Tanzeinlagen hier durchaus clever choreographiert sind. In Sachen Inszenierung wird dabei ab und zu interessant mit Perspektiven gespielt und am Ende kommt sogar das Technicolor-System zum Zug, um bei ein paar Sequenzen für Farbe zu sorgen. Dabei ist es spannend zu sehen, dass schon damals die Möglichkeit für ordentliche Farbbilder gegeben war. Die damit verbundenen Kosten sorgten aber dafür, dass der Farbfilm erst viele Jahre später seinen wirklichen Durchbruch schaffen sollte.
 


Auch wenn man also visuell sich durchaus Mühe gibt das Geschehen auf der Bühne im weiteren Verlauf des “Filmes“ aufzupeppen, am Ende bleibt es dann doch bei wenigen starren Kamerapositionen, was die ganze Produktion gerade für heutige Augen dann doch etwas behäbig wirken lässt. Nirgendwo wird das so deutlich wie bei der Aufführung des inzwischen legendären Stücks “Singin' in the Rain“, das hier zum ersten Mal auf Film gebannt wurde. Trotz großem Aufwand wirkt diese Nummer hier nicht einmal ansatzweise so mitreißend, wie sie Gene Kelly 1952 auf die Leinwand zauberte.
 


Wie das große Finale aus dem Film mit “Singin' in the Rain“ übrigens früher hinter den Kulissen ausgesehen haben könnte, hat Regisseur Damien Chazelle versucht in seinem Hollywood-Epos “Babylon“ einzufangen.
 

Making Of von “The Hollywood Revue of 1929“ in “Babylon“ (© Paramount)


Man merkt “The Hollywood Revue of 1929“ insgesamt an, dass es hier vor allem darum geht möglichst viele (damalige) Stars auf eine Bühne zu bekommen, ihnen aber nicht zwangsläufig auch echte Highlight-Nummern an die Hand zu geben. Trotz all der Mängel ist “The Hollywood Revue of 1929“ am Ende aber doch immer noch eine durchaus interessante kulturelle Zeitkapsel, die uns kompakt zusammengefasst ein kleinen Einblick in den Geschmack der damaligen Gesellschaft gewährt. Gerade wer ein Faible für die Musik dieser Zeit hat, darf also ruhig einen Blick riskieren und angesichts der Qualität der restlichen Nominierten ist “The Hollywood Revue of 1929“ am Ende immer noch der annehmbarste Beitrag aus einem sehr enttäuschenden Teilnehmerfeld.

"The Hollywood Revue of 1929" ist aktuell nur als Import via Amazon als DVD in Deutschland verfügbar. Der Film ist aber über die Webseite des Internet Archive kostenlos abrufbar.


Ausblick
In unserer nächsten Folge geht’s rauf auf die Pferde und mit “In Old Arizona“ ab in den Wilden Westen.


Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.