Im April 1945 liegt der Zweite Weltkrieg eigentlich in den letzten Zügen, doch noch leisten die deutschen Truppen den Alliierten auf eigenem Territorium erbitterten Widerstand. Ohne Rücksicht auf körperliche und geistige Erschöpfung wird dabei auch die Panzerbesatzung von Sergeant Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) von einer gefährlichen Mission zur nächsten gehetzt. Stoisch versehen die Männer ihren blutigen Job, doch der ihnen als Ersatz für ein gefallenes Crew-Mitglied zugeteilte junge Rekrut Norman Ellison(Logan Lerman) sorgt für Veränderung. Nicht nur, dass der unerfahrene Soldat mit dem Geschehen um ihn herum hoffnungslos überfordert ist, er bewirkt auch in den abgestumpften Kameraden um Boyd Swan (Shia LaBeouf) schließlich so etwas wie ein Nachdenken über ihr Verhalten in dieser Ausnahmesituation.
Auch wenn der wieder mal fragwürdige deutsche Titel etwas anderes suggeriert, so handelt es sich bei „Fury“ (was so viel bedeutet wie „Blinde Wut“ und ganz einfach der Name ist, den die Soldaten ihrem Panzer gegeben haben) keineswegs um einen der typisch pathetischen Kriegsfilme zum Zwecke der Heldenverehrung. Glorifiziert wird hier gar nichts, sondern versucht, einen tieferen Einblick zu geben in die Extremsituation, in der sich diese Männer befanden. Obwohl sie sich in einem tatsächlich „gerechten Krieg“ wähnen, so unterscheiden sich die Kämpfer gegen Nazi-Deutschland im konkreten Verhalten und in Sachen Brutalität und Grausamkeit nicht von ihren Gegnern. Was auch gar nicht anders möglich ist, würden doch Zögern und Rücksichtnahme auf moralische Aspekte nur die ohnehin nicht allzu guten Chancen aufs eigene Überleben mindern.
Diese Lektion zumindest ist es, die der äußerlich nur noch emotionslos „funktionierende“ Wardaddy seinem neuen Rekruten beizubringen hat. Wobei er als dessen Kriegsvater dabei trotzdem noch ein Stück subtiler vorgeht als die völlig abgestumpft wirkenden Kameraden, bei denen vor allem Shia LaBoeuf mit seiner Darstellung herausragt. Der mittlerweile als leicht exzentrisch verschriene Schauspieler soll sich für die Vorbereitung auf diese Rolle ja nicht nur mit Veteranen unterhalten, sondern auch tagelang nicht gewaschen und im Panzer verkrochen haben. Nun, wenn dem wirklich so war, hat es seiner Leistung hier jedenfalls nicht geschadet.
Logan Lerman ("Percy Jackson") verkörpert dagegen als “Frischling“ Norman natürlich die Identifikationsfigur für den Zuschauer, ist er mit einer gerade mal absolvierten Grundausbildung in der Heimat doch völlig überfordert und schockiert von seiner neuen Aufgabe. Wenn die sterblichen Überreste eines Kameraden einfach nur weggewischt werden und man bei der Fahrt nicht einmal richtig bemerkt, dass man soeben über diverse im Schlamm versunkene Leichen hinweg fährt, dann ist das schon ein Schlag in die Magengrube des Zuschauers und als solcher auch gedacht.
Von diesen brutal-intensiven Szenen gibt es einige und die wirken dann gerade angesichts der bereits absehbaren deutschen Niederlage umso sinnloser und erschütternder, denn heldenhafte Schlachten sind hier keine zu schlagen. Es gibt nur wenige Momente, bei denen sich Autor und Regisseur David Ayer doch mal etwas vergreift, etwa wenn in einer sehr konstruiert wirkenden Szene das Zusammentreffen mit einer jungen deutschen Frau dazu dient, dem unerfahrenen Norman weitere Lektionen über sowohl die Liebe als auch das brutale, unmittelbar zuschlagende Schicksal beizubringen. Und so ganz ohne Ehrenkodex-Gehabe geht es dann am Ende doch nicht ab, während der endgültige Ausgang in Bezug auf diese Panzer-Besatzung weniger als Mini-Happy-End denn als kleiner Trost und Hoffnungsschimmer betrachtet werden muss. Ein Zugeständnis, das akzeptabel ist und dem Film nicht seine Wirkung nimmt.
Insgesamt aber ist die Darstellung menschlicher Grausamkeit und Verzweiflung, der Kampf ums Überleben in Dreck und Schlamm noch selten so intensiv auf die Kinoleinwand gebracht worden. Zwar werden auch noch so starke Bilder und Schauspieler hinsichtlich der tatsächlichen Erfahrung, welche die Menschen in diesem extremen Abschnitt der Geschichte gemacht haben, nie mehr als eine Art Annäherung bringen können, doch der Einblick, den „Fury“ davon vermittelt, ist schon sehr beindruckend. Für den Filmemacher David Ayer ist dieser Film dann auch die Rückkehr zu alter Form, nach seinem (glücklicherweise nur von wenigen überhaupt bemerkten) Totalflop „Sabotage“. Gerade vom Autor solcher Werke wie „Training Day“, „Street Kings“ oder „End of Watch“ darf man schließlich so etwas wie das Bemühen um Realismus innerhalb des Hollywood-Kinos erwarten und mit seinem bitter-brutalen Weltkriegs-Drama liefert der nun auch wieder höchste Qualität.
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