Nun aber wirklich: Mit dem achten Film zum siebten Roman geht das Phänomen "Harry Potter" endgültig zu Ende (oder auch nicht: pünktlich kurz vor Filmstart heizte Potter-Erfinderin J.K. Rowling die Gerüchteküche neuerlich an mit Plänen für eine Ausweitung ihres fiktiven Universums über eine neue Internet-Seite, ganz zeitgemäß). Und während der erste Teil von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" noch mit angezogener Handbremse durch eine etwas langatmige und monotone Handlung gurkte, kann die zweite Hälfte aufgrund des weggefallenen Ballastes einer langwierigen Exposition konsequent Vollgas geben. Was sie dann auch überzeugend tut. Ein Film wie ein einziger großer Showdown, der die Potter-Saga zufriedenstellend und temporeich abschließt.
Es ist natürlich nicht alles Showdown hier, denn bevor es zur letzten epischen Schlacht von Gut gegen Böse kommt, müssen noch ein paar letzte Weichen gestellt werden. Der Film setzt genau dort ein, wo der erste Teil aufhörte: Lord Voldemort (Ralph Fiennes) raubt aus dem Grab von Professor Dumbledore dessen Zauberstab, welcher sich als eines der drei titelgebenden Heiligtümer herausgestellt hat. Nur, wer in Besitz von allen dreien ist, wird zum Herrn über den Tod und kann einen Verstorbenen wieder aufstehen lassen. Problem: Wo genau das dritte Heiligtum ist (das zweite, den Unsichtbarkeitsmantel, besaß Harry unwissenderweise bereits seit dem allerersten Teil), ist immer noch gänzlich unbekannt. Was mit der akuten Aufgabe von Harry und seinen Freunden Ron und Hermione aber erstmal nix zu tun hat, denn die jagen noch die letzten Horkruxe, jene unbekannten Gegenstände, in denen Voldemort je einen Teil seiner Seele versteckt hat, weshalb er unsterblich und damit unbesiegbar ist, bis alle Horkruxe gefunden und zerstört wurden.
Man merkt "… Heiligtümer des Todes, Teil 2" sofort an, dass es sich hier wirklich um die zweite Hälfte eines Films handelt, der als großes Mammutwerk konzipiert und dann schlicht in der Mitte durchgeschnitten wurde. Entsprechend vermisste man im ersten Teil einen eigenen Handlungsbogen, der den Film als eigenständiges Werk "rund" gemacht hätte. Und entsprechend wird man hier sofort ohne viel Orientierungshilfe in die zügig weiter trabende Handlung geworfen. Nach einem letzten Besuch in der Winkelgasse und einer großartigen Action-Sequenz in den Untiefen der Gringotts Bank mit sanftem "Indiana Jones"-Touch geht's dann auch ziemlich flott weiter, endlich zurück nach Hogwarts. Und wenn Professor McGonagall dann beginnt, die ersten Schutzzauber gegen die anrückenden Mächte des Bösen in Gang zu setzen, da spürt man als Kenner der Buchvorlage dann doch wieder dieses wohlige Kribbeln der Aufregung und Vorfreude, wie damals, als man tief im letzten Roman die Seite umblätterte und jene verheißungsvolle Überschrift sah: "The Battle of Hogwarts". Yeee-haaaa!!
Und da ist er also, der gut eineinhalbstündige Showdown der großen Saga, in dem alles, wirklich alles zu Ende geführt wird. Zum Abschluss einer so beispiellosen Filmreihe wie dieser gibt man sich damit dann auch die angemessene Mühe und präsentiert das große, lange Finale mit einem passenden Gestus von Grandeur und Pathos. Das gesamte prominente Lehrer-Ensemble der sechs Vorgänger-Teile darf (sofern noch lebendig) noch einmal durchs Bild huschen, auch wenn nicht für jeden noch eine Dialogzeile übrig geblieben ist. Was man Regisseur David Yates und den Produzenten bei diesem Finale zugute halten muss, ist der weitgehende Verzicht auf eine potentiell sinnentleerte Effekte-Show, die mit ausschweifenden Action-Szenen protzt, die eigentliche Handlung aber dabei zum temporären Stillstand bringt. Die erbitterten Kämpfe auf Leben und Tod, die sich durchs ganze Schloss ziehen, bleiben der hochdramatische Hintergrund, im Vordergrund hält der Film überzeugend seine drei Helden, die in dem epischen Chaos die letzten Rätsel knacken, die letzten Hindernisse überwinden und ihre eigenen letzten großen Kämpfe ausfechten müssen.
Seinen Schwung verliert "… Heiligtümer des Todes, Teil 2" nur in den unvermeidlichen Erklärbär-Szenen, in denen nach den letzten entscheidenden Erkenntnissen dann ausführlich erläutert und begriffen wird: Ach darum war das alles so! Im ersten Fall (der Auflösung der wahren Geschichte von Professor Snape) wird das noch sehr elegant und filmisch überzeugend (sprich: dialogarm) gelöst, doch gerade in der letzten Viertelstunde muss dann leider doch viel geredet und erklärt werden, was das Finale des Finales leider zu seinem behäbigsten Teil macht.
Aber da sitzt man bereits mit einer recht wohligen Zufriedenheit im Kinosessel und lässt diesen unaufgeregten Ausklang wohlwollend zu Ende plätschern. Da man sich für den letzten Teil soviel (Film-)Zeit genommen hat, musste man hier auch nicht mehr viel an der Vorlage herumschnippeln und einkürzen, so dass sich "… Heiligtümer des Todes, Teil 2" sehr getreu an den Roman hält, bis zur letzten Szene. Die war im Buch ein passendes und wirksames Abschlussbild, kann als Film aus naheliegenden Gründen aber nicht ganz so überzeugen.
Sei's drum, dies ist ein Film für die Romanfans, und da fuhrwerkt man ganz sicher nicht an der letzten Szene herum. Wer nicht die Bücher gelesen oder konsequent alle Filme geschaut hat, kann sich diesen letzten jetzt auch sparen: Für "Ich will nur den Showdown sehen"-Zuschauer wird der Film leidlich unbefriedigend sein, weil er sich eben auf seine Figuren konzentriert und permanent von Menschen und Ereignissen redet, die zum Teil mehrere Filme zurück liegen, ohne dass ihre Relevanz hier noch einmal erläutert wird.
Ganz zum Schluss gibt's "Harry Potter" übrigens auch erstmals in 3D, was ja schon für "Teil 1" geplant war, aber an der nicht rechtzeitig fertig gewordenen 3D-Konvertierung scheiterte. Letztlich hätte man sich die Sache für den Abschluss auch sparen können: Die 3D-Konvertierung ist zwar gut gelungen, aber wie bei allen erst nachträglich 3D-isierten Filmen, die eben nicht schon auf diese Bildtechnik hin inszeniert wurden, fällt der echte Mehrschauwert relativ gering aus. Um den saftigen 3D-Aufschlag an der Kinokasse zu versüßen, gibt's zumindest ein "Sammler-Gimmick", nämlich eine 3D-Brille in Harry-Potter-Look. Nette Idee, aber nur mit bedingtem praktischen Nutzen: Die runden Brillengläser sind kleiner als bei gewöhnlichen 3D-Brillen und ihre Ränder drängen sich deutlich und störend ins Blickfeld.
Für einen sauber, überzeugend und angemessen bombastisch durchgezogenen Showdown wird "… Heiligtümer des Todes, Teil 2" mit wohlwollenden acht Augen belohnt. In Addition mit dem langatmigen ersten Teil ergibt das für den kompletten, Fast-Fünf-Stunden-Film "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" eine Wertung von sieben Augen. Gut, aber nicht wirklich überragend. Und das kann man als Schlussfazit so eigentlich auch für die gesamte "Harry Potter"-Filmreihe stehen lassen. Ist halt wie immer: Lies besser das Buch.
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