Good on Paper

Originaltitel
Good on Paper
Land
Jahr
2021
Laufzeit
92 min
Release Date
Streaming
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 25. Juni 2021

Iliza Shlesinger ist eine der erfolgreichsten Stand-Up-Komikerinnen der USA. In nennenswerte Rollen als Schauspielerin konnte sie das bisher allerdings nicht ummünzen, und so versucht sie nun das, was vor ein paar Jahren ihre Kollegin Amy Schumer sehr erfolgreich vorgemacht hat: Sich die erste eigene Hauptrolle einfach selbst auf den Leib schreiben. Für eine professionelle Komikerin empfiehlt sich da natürlich eigentlich das Genre der Romantischen Komödie, doch deren verträumte, oft völlig realitätsfremde Welt beißt sich wiederum mit dem abgeklärten Sarkasmus, den eigentlich jede/r Stand-Up-Künstler*in vor sich herträgt. Schumer schaffte in "Trainwreck" ziemlich gut den Spagat zwischen einem recht derben Bruch mit den Konventionen der RomCom und einer letztlich doch sehr gut funktionierenden, zu Herzen gehenden Romanze. Shlesinger lässt den Spagat nun ganz bleiben und präsentiert mit "Good on Paper" etwas, das sich am besten als Anti-RomCom bezeichnen lässt. 

Während Schumers Filmfigur in weiten Teilen von ihr selbst inspiriert war, gibt Shlesinger Distanzierungseffekte zwischen Darstellerin und Figur fast vollständig auf, denn ihre "fiktive" Rolle Andrea Singer ist ebenfalls Stand-Up-Komikerin und performt ein Programm, das in Stil und Tonfall vollkommen der echten Shlesinger entspricht. Diese Andrea macht auf einem Flug die Bekanntschaft von Dennis (Ryan Hansen), und als der nach der gegenseitigen Vorstellung in ein und demselben Satz fallen lässt, dass er sowohl Yale-Absolvent ist als auch ein Model als Freundin hat, denkt man sich als Zuschauer schon: "Nee, is' klar...". 

Die gute Andrea braucht leider deutlich länger, bevor sie zum ersten Mal auf den Trichter kommt, dass an dem, was Dennis so erzählt, vielleicht nicht alles ganz stimmig ist. Und genau das ist auch das zentrale Problem dieses Films: Schon sein Titel verrät im Prinzip die Prämisse, und es ist von vornherein sehr offensichtlich, auf welchen "Twist" das alles hinauslaufen wird. Da "Good on Paper" jenseits dieser Wendung aber nicht mehr viel zu bieten hat, muss er sich diesseits davon strecken, um überhaupt irgendwie auf Länge zu kommen. 

Und so halten sich Andrea und der Film erstmal eine ganze Weile damit auf darüber zu sinnieren, ob es eigentlich okay ist, wenn man als Frau einen Mann, der offensichtlich tieferes Interesse an dir hat, so ein bisschen an der langen Leine verhungern lässt, weil man ihn zwar als Kumpel total schätzt und sich supergut mit ihm versteht, aber sich sexuell so gar nicht zu ihm hingezogen fühlt. Und während "Good on Paper" wie ein Stand-Up-Programm um diese und andere Fragen des modernen Paarungsverhaltens von Großstadt-Singles herummäandert, verliert man als Zuschauer zusehends die Geduld mit einem Film, der offensichtlich so wenig zu erzählen hat, dass er sich so lange wie möglich davor drückt, zu seinem eigentlichen Plot zu kommen. 

Ein paar überdrehte Nebencharaktere (vor allem Margaret Cho als Andreas beste Freundin Margot und Rebecca Rittenhouse als ihre ihr ständig überlegene Schauspiel-Konkurrentin) versuchen dem Ganzen noch mehr Schwung und Komik einzuhauchen. Doch das ändert nichts daran, dass "Good on Paper" trotz schlanker 92 Minuten Laufzeit bereits auf halber Strecke verhungert ist. Vielleicht wäre Shlesinger gut damit beraten gewesen, sich für ihre erste Hauptrolle mehr von ihrer eigenen Welt und ihrer Standard-Persona zu entfernen. Vielleicht hat sie aber auch einfach nichts anderes drauf. Dann wäre es auch nur verdient, wenn ihre Hauptdarstellerin-Karriere mit diesem Film nicht nur beginnt, sondern auch endet.    

Bilder: Copyright

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