Schon
einige Monate vor dem nun anstehenden Kinostart wurde "Friendship!"
der Presse vorgeführt, und wenn es dann so lange dauert, bis
ein Film schließlich raus gebracht wird, so vermutet man dahinter
ja gerne entweder ein Qualitätsproblem oder aber eine gewisse
Ratlosigkeit des Studios hinsichtlich der Vermarktung. An solch
mangelndem Vertrauen dürfte es aber in diesem Fall nicht gelegen
haben, sondern eher an der Entscheidung, dem gewaltigen medialen
Overkill" zum Thema "20 Jahre Mauerfall" lieber etwas
aus dem Weg zu gehen. Und das könnte durchaus klug gewesen
sein, wie der Fall des gar nicht so üblen, vom Publikum aber
komplett ignorierten Beispiels "Liebe
Mauer" zeigt. Die Geschichte von "Friendship!"
ist dabei originell genug um Interesse zu wecken und mit Matthias
Schweighöfer kann man zudem einen prominenten Hauptdarsteller
vorweisen. Dass es dann aber doch nicht für einen wirklich
gelungenen Film reicht, liegt an diversen anderen, mehr oder weniger
großen Problemen.
Im Herbst 1989 ist die Mauer gefallen und ganz Berlin eine Party.
Die Freunde Tom (Matthias Schweighöfer) und Veit (Friedrich
Mücke) geben sich aber im Gegensatz zur Mehrheit keineswegs
mit der Entdeckung der BRD zufrieden, sondern haben weit größere
Ziele: San Francisco soll es sein, wo sich angeblich der westlichste
Punkt der Welt befindet. Zwar reicht das gesammelte Geld
erstmal nur bis New York, doch trotzdem stürzen sich die beiden
voller Optimismus ins Abenteuer. Doch nicht jeder Kapitalist erweist
sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten als angenehmer
Zeitgenosse und reagiert wie gewünscht auf die "Friendship!"-Botschaft
der beiden unbedarften Ossis. Als sich dann noch heraus stellt,
dass Veit in Wahrheit einen ganz anderen Grund für sein Reiseziel
hat, stellt das die Freundschaft schließlich auf eine große
Probe.
Zwei naive und von jeglicher Kenntnis der amerikanischen Kultur
und Bräuche unbefleckte junge Männer auf der Reise vom
Osten in den Westen der USA - das ist zwar keine schlechte Idee,
lässt aber natürlich auch sofort befürchten, dass
wir es in der Folge mit den üblichen unvermeidbaren Witzchen
und Klischees zu tun bekommen werden, die man bei so einer Gelegenheit
gerne auspackt. Und leider, leider kommt es auch genau so und die
Geschichte verschenkt beim Aufmarsch der wilden Rocker, humorlosen
Security-Sheriffs und wütenden Landeier mit Schrotflinte jede
Menge Potential. Insbesondere der aus Geldnot geborene Auftritt
unserer beiden Helden als Stripper im Russen-Outfit durchbricht
dann endgültig die bis dahin noch übrig gebliebenen Scham-
und Niveaugrenzen.
Glücklicherweise
verweilt der Film aber immer nur kurzfristig auf diesem fragwürdigen
Level und bekommt stets wieder die Kurve, wenn er sich auf die Beziehung
seiner Hauptcharaktere konzentriert, zu denen im Verlauf auch noch
das attraktive Love Interest Zoey (Alicia Bachleda) stößt.
Eine Frau zwischen zwei Männern also, auch das ein "klassischer"
Plot, der aber dank der engagierten Darsteller zu den überzeugendsten
Elementen gehört, was so auch über das emotionale und
sogar recht clever aufgelöste Finale gesagt werden kann. Zu
den besseren Ideen gehört außerdem noch der Einfall der
beiden Verzweifelten, zwecks Aufbesserung der Reisekasse der interessierten
US-Bevölkerung ein paar selbst gedrehte Super 8-Filme zu präsentieren,
welche den Alltag des bis vor kurzem noch real existierenden Sozialismus
beleuchten. In diesen Momenten zwischen ehrlicher Sprachlosigkeit
und einem grundsätzlich vorhandenen Willen zur Verständigung
beim Clash der Kulturen geht es dann für wenige Augenblicke
auch mal richtig anrührend zu.
Und damit bietet "Friendship!" in der Gesamtbetrachtung
also immerhin einigermaßen brauchbare Unterhaltung und entgeht
noch einmal um Haaresbreite dem Absturz in die Niederungen der ganz
flachen Klamotte.
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