An Stephen King Adaptionen mangelt es der Kinolandschaft seit dem 1976 erschienenen „Carrie“ keinesfalls, nahezu jedes Jahr findet irgendeine Geschichte des US-amerikanischen Horrorschriftstellers ihren Weg auf die Leinwand. Inzwischen ist das King-Feld aber so ordentlich abgegrast, dass es wieder von vorne los geht und Klassiker wie „Carrie“ oder zuletzt „Es“ bereits ihre zweite Verfilmung erleben. Die müssen dann nicht nur dem Vergleich mit der Buchvorlage standhalten, sondern auch mit ihren filmischen Vorgängern.
Dass man diesen Vergleich nicht zwangsläufig verlieren muss und auch an der Kinokasse sehr respektabel abschneiden kann, zeigte 2017 der unerwartete Erfolg der Neuauflage von „Es“. Mit „Friedhof der Kuscheltiere“ steht nun eine der bekanntesten Stephen King-Geschichten erneut in den Startlöchern, welcher ebenfalls eine Erstverfilmung vorausgeht. Vor dem Original muss sich aber auch diese Neuauflage keinesfalls verstecken.
Louis Creed (Jason Clarke) und seine Frau Rachel (Amy Seimetz) wollen mehr Zeit mit ihren beiden Kindern Ellie (Jeté Laurence) und Gage (Lucas Lavoie) verbringen und entschließen sich deshalb, von Boston in das abgelegene Maine zu ziehen. Eines Tages entdeckt Tochter Ellie einen Tierfriedhof auf dem nah am Familienhaus gelegenen Waldstück. Von ihrem Nachbarn Jud Crandall (John Lithgow) erfährt die Familie, dass der Friedhof von den ansässigen Bewohnern als Ruhestätte für verstorbene Haustiere genutzt wird. Nach dem plötzlichen Tod des Familienkaters beschließen Louis und Jud, das Tier zu beerdigen. Jud besteht jedoch darauf, den Kadaver tiefer im Wald, auf einem ehemaligen Indianerfriedhof zu vergraben. Dieser mysteriöse Ort soll Tote wieder zum Leben erwecken. Louis glaubt diesen Geschichten nicht, wird aber schnell eines Besseren belehrt. In seinen Grundfesten erschüttert fasst er nach einem schrecklichen familiären Vorfall dann einen grausamen Entschluss…
Inhaltlich wird „Friedhof der Kuscheltiere“ wenig überraschen, die Geschichte rund um Familie Creed dürfte spätestens seit der ersten Verfilmung aus den späten 80er Jahren für viele als popkulturelles Allgemeinwissen gelten. Wohl auch deswegen nutzt Drehbuchautor Jeff Buhler inhaltliche Änderungen, um einer reinen Nacherzählung der Buchvorlage zumindest in Teilen zu entgehen. Vor allem die zweite Hälfte des Films setzt dabei eigene Akzente, weshalb durchaus von einer Neuinterpretation des Originals gesprochen werden darf.
Der thematische Umgang mit Trauer, Schuldgefühlen und die Auseinandersetzung mit der Glaubensfrage funktionieren dabei auch in neuem Gewand, obschon dem Film die Laufzeit von 100 Minuten etwas zur Last fällt: „Friedhof der Kuscheltiere“ wirkt in vielen Momenten etwas gehetzt und einige Szenen können deshalb nicht ihre volle Wirkung entfalten. Das Hauptaugenmerk der beiden Regisseure Kevin Kölsch und Dennis Widmyer liegt deutlich auf der Inszenierung und Erzeugung von Horrormomenten und weniger auf einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den angesprochenen Themen. Dass Familiendramen auch hervorragend im Gewand des Horrorfilms funktionieren können, haben indes zuletzt Filme wie „Hereditary“ oder im Jahr 2014 „Babadook“ beeindruckend unter Beweis gestellt. „Friedhof der Kuscheltiere“ schlägt zwar inhaltlich einen ähnlichen Weg ein, traut sich jedoch nicht, gleichermaßen konsequent vorzugehen.
Atmosphärisch sorgt „Friedhof der Kuscheltiere“ dennoch für viele ansehnliche Schockmomente. Auch wenn die Horrorsequenzen inszenatorisch wenig Innovatives beinhalten – effektiv sind sie allemal. Und auch die FSK 16-Freigabe wird in einigen Momenten bin zum Äußersten ausgereizt. Leider aber verfällt der Film mit fortschreitender Dauer immer stärker in die genretypischen Darstellungsmuster, was ihn inszenatorisch oftmals etwas vorhersehbar macht. Unterhaltsam hingegen gestaltet sich der Umgang mit der Buch- und Filmvorlage, da hier mit bekannten Erzählelementen gebrochen wird. „Friedhof der Kuscheltiere“ ist sich jederzeit des inhaltlichen Vorwissens vieler Zuschauer bewusst und spielt in manchen Momenten geschickt mit der daraus resultierenden Erwartungshaltung an den Film (Stichwort: Achillessehne).
Bei „Friedhof der Kuscheltiere“ handelt es sich um einen grundsoliden Horrorfilm, der jedoch hinsichtlich seiner wenig innovativen Horrorelemente und dem zaghaften inhaltlichen Umgang mit tiefergehenden Themen einiges an Potential liegen lässt. Positiv fallen hingegen der verspielte Umgang mit der Originalgeschichte sowie die atmosphärische Umsetzung der Buchvorlage auf. Insgesamt kann man also mit kleineren Abstrichen eine Empfehlung aussprechen. Für einen kurzweiligen und unterhaltsamen Kinoabend taugt „Friedhof der Kuscheltiere“ allemal.
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