Der ehemalige Medizinstudent Sascha (Matthias Schweighöfer) schlägt sich als Berliner Taxifahrer mehr schlecht als recht durch und reagiert geradezu schockiert, als ihm seine Freundin Lina (Anna Bederke) von ihrer Schwangerschaft berichtet. Derart durch den Wind baut Sasha prompt einen Unfall und landet im Krankenhaus, wo er sich ein Zimmer mit der freundlichen, aber auch leicht anstrengenden Rentnerin Ella (Ruth-Maria Kubitschek) teilen muss. Zunächst wenig an deren Problemen interessiert, greift Sascha jedoch ein, als die alte Dame einer seiner Meinung nach unnötigen und gefährlichen Operation unterzogen werden soll. Die fast Neunzigjährige wird daher kurzerhand entführt und in der WG untergebracht, die Sascha mit seinem leicht verschrobenen Mitbewohner Klaus (August Diehl) bewohnt. Eine Rückkehr ins Krankenhaus kommt nicht in Frage und als „Frau Ella“ ihm schließlich von ihrer eigenen unerfüllten großen Liebe erzählt, beschließen die Freunde spontan eine Reise nach Paris zu unternehmen, wo der Mann ihrer Träume jetzt leben soll. Es wird aber vor allem für den unreifen Sascha eine Reise zur Erkenntnis.
Was sich nach einem klassischen Road Trip anhört, auf dem die Hauptfigur einige Erkenntnisse über sich, ihr bisheriges Verhalten und die wirklich wichtigen Dinge des Lebens gewinnt, ist im Großen und Ganzen auch genau das. Allerdings besitzt der neue Film von Regisseur Markus Goller, der mit Matthias Schweighöfer schon beim Überraschungserfolg „Friendship!“ zusammenarbeitete, doch ein paar Elemente, die ihn trotzdem zu einer recht erfreulichen Angelegenheit machen.
Da wäre zunächst einmal die Dame zu nennen, die dem Film seinen Titel gibt. Die 82jährige Ruth-Maria Kubitschek machte in den letzten Jahren zwar in erster Linie als Autorin einiger Esoterik-Bücher von sich reden, läuft hier nun aber als Schauspielerin noch einmal zu großer Form auf und macht mit ihrer „Frau Ella“ im Verlauf eine Wandlung von der eher hilflosen und bevormundeten alten Dame zur durchaus entschlossenen und selbstbewussten Frau durch. Ihre Figur ist dabei der von Dieter Hallervorden im fast gleichzeitig angelaufenen „Sein letztes Rennen“ nicht unähnlich, allerdings spielen hier der gesellschaftskritische Aspekt und die Profitgier beim Umgang mit alten Leuten eine eher untergeordnete Rolle. Insgesamt betrachtet gibt sich der Film eine ganze Spur leichter, ohne aber komplett auf die charakterliche Entwicklung seiner drei Hauptfiguren zu verzichten.
Und das ist ein spürbarer Fortschritt, vor allem für Matthias Schweighöfer, dessen letzte Filme und eigene Regiearbeiten zwar beim Publikum durchaus punkten konnten, bei der Kritik allerdings zu Recht nur wenig Gnade fanden. Denn sowohl „What a Man“ als auch „Schlussmacher“ waren letztlich erschreckend platte Klamotten und imitierten dabei auch noch überdeutlich das Erfolgsrezept der gemeinen Til Schweiger-Komödie. Trotz einiger fraglos auch hier vorhandener Klischees (vor allem hinsichtlich der besuchten Schauplätze), hebt sich „Frau Ella“ jetzt aber spürbar von den genannten Vorgängern ab, wofür dann wohl die sichere Regie Markus Gollers verantwortlich zeichnet, der es wohlweislich nicht übertreibt mit den Slapstick-Elementen und sich zudem traut, dem Publikum mit dem frustrierten und egoistischen Sascha eine zunächst alles andere als sympathische Hauptfigur zu präsentieren.
Zwar sorgen der gelegentlich aufblitzende Witz und Charme nach Schweighöfer-Art dafür, dass in dieser Hinsicht die Schraube nicht überdreht wird, doch besonders liebenswert ist dieser junge Schnösel, der sein Medizinstudium aus moralischen Gründen geschmissen hat, seine Freundin angesichts der drohenden Verantwortung vergrault und sich auch im Krankenhaus als stets genervter Zeitgenosse gibt, nun wirklich nicht. Dabei hätte Kumpel Klaus angesichts der offensichtlichen eigenen Uncoolness und dem mangelndem Erfolg bei den Frauen schon mehr Grund zu jammern, bleibt stattdessen jedoch stets unverbesserlicher und lebensbejahender Optimist. Der ansonsten nicht gerade als Komödiendarsteller bekannte August Diehl stiehlt mit seiner Figur so manche Szene und im Zusammenspiel der beiden ungleichen und in ausgeprägter Hassliebe miteinander verbundenen Männer gelingt dann auch der eine oder andere starke Moment.
Da „Frau Ella“ zusätzlich ein paar hübsche (wenn auch eben nicht besonders frische oder originelle) Bilder von Berlin und der Reise durchs schöne Frankreich bietet, verbreitet der Film eine angenehme und positive Grundstimmung - in Sachen „Road Trip“ scheint der Herr Goller daher ein kompetenter Ansprechpartner zu sein, funktionierte doch schon sein „Friendship“! nach ähnlichem Prinzip. Hier werden die unreifen Kerle nun allerdings durch eine sehr lebenserfahrene Frau verstärkt und das Ergebnis ist in der Tat eine nette Liebesgeschichte, wenn auch diesmal eine der erfrischend anderen Art.
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