End of Days

Originaltitel
End of Days
Land
Jahr
1999
Laufzeit
122 min
Regie
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Frank-Michael Helmke / 31. Mai 2010

 

 Manche Leute glauben ja, daß dieses Jahr an Silvester etwas besonderes passiert. Da gibt es solche, die glauben, daß sie am 31. Dezember die romantischste und aufregendste Nacht ihres Lebens erwartet. Diese Leute gehen am 16. Dezember in "Schnee in der Neujahrsnacht". Und dann gibt es solche, die glauben ganz einfach, daß die Welt untergeht. Diese Leute gehen in "End of days". Diese und die nicht geringe Anzahl an Schwarzenegger-Fans. Leider muß ich sowohl den einen als auch den anderen dringend vor diesem Kinobesuch abraten.

Im Jahre 1979 schaut ein Priester im Vatikan aus dem Fenster und erkennt eine Himmelskonstellation, die eine alte Prophezeiung wahr werden läßt. An diesem Tage wird die Braut des Teufels geboren, jenes Geschöpf, daß zur Jahrtausendwende das Kind des Satans empfangen soll. Der Papst erteilt kurzerhand den Auftrag, dieses Mädchen ausfindig zu machen. Kein Thema, es muß ja auch nur der ganze Globus abgesucht werden.

Zwanzig Jahre später ist der Ex-Cop und jetzige Bodyguard Jericho Cane (schon mal den Begriff "telling names" gehört?) gerade dabei, einen Wall-Street-Börsenhai (Gabriel Byrne) zu beschützen, als dieser von einem Attentäter angegriffen wird. Cane verhindert den Mordversuch, und nach der anschließenden Verfolgung stellt sich heraus, daß der Attentäter ein katholischer Priester war. Als Zuschauer weiß man in diesem Moment bereits schon, daß der attackierte Börsenhai der Teufel in Menschengestalt ist. Jetzt stellt sich nur die Frage, woher der Priester das wußte. Oder gibt es für die menschliche Hülle des Antichristen auch eine Prophezeiung?

Wie auch immer. Bei ihren Nachforschungen stoßen Cane und sein fortlaufend kalauernder Partner Chicago (Kevin Pollak) alsbald auf beunruhigende Zitate aus der Johannes-Offenbarung und finden ihren mysteriösen Attentäter wenig später an die Decke seines Krankenzimmers genagelt wieder. Dank recht auffälliger Narben auf dessen Rücken gelangen sie dann auch zu Christine York (Robin Tunney), die zur allgemeinen Überraschung seit ihrer Kindheit von merkwürdigen Visionen geplagt wird. Von führenden Kirchenvertretern bekommt Cane verklickert, was es mit diesem Mädchen und all dem Drumherum auf sich hat. Natürlich glaubt er kein Wort, denn als desillusionierter Ex-Cop von Welt verfügt er selbstverständlich über einen grausamen Schicksalsschlag in seiner Vergangenheit, der seinen Glauben vernichtet hat. Macht aber nix. Zur Rettung des Mädchens fühlt er sich dennoch verpflichtet, und so setzt er alles daran, um die arme Christine bis zum Neujahrsläuten von dem gehörnten Fürsten der Finsternis fernzuhalten. Und zur Läuterung ist es sowieso nie zu spät.

Daß die Geschichte dieses Films nicht sonderlich einfallsreich sein würde, war von vornherein klar. Die Erwartungen lagen woanders: Großartige Action-Sequenzen, epische Endzeit-Duelle zwischen Gut und Böse, dramatische Dialoge zwischen Teufel und zweifelndem Helden, Apokalypse pur. Auf all dies wartet man lange, und man wartet vergebens.

Noch nie gab es in einem Schwarzenegger-Film (außer den Komödien) so wenig Action zu bewundern, und dementsprechend lahm kommt das alles auch daher. Stattdessen wird Ösi-Arnie in eine Rolle gezwängt, die facettenreicher als alles sein soll, was er bisher "gespielt" hat. Man könnte meinen, der Autor hat zu oft "Lethal Weapon I" geguckt, denn der desillusionierte, suizidgefährdete und schwer gebeutelte Jericho Cane wirkt wie eine muskulösere Ausgabe von Martin Riggs, mit dem Unterschied, daß Mel Gibson einen qualvollen Gesichtsausdruck für inneren Schmerz parat hat. Wenn Jericho Cane an seine tote Frau und Tochter denkt, sieht das aus, als hätte er gerade wieder einen Schwinger in die Magengrube bekommen. Schwarzenegger hat sicher komödiantisches Potential in sich, dramatische Versuche sehen aber eher peinlich bis lächerlich aus. So wirkt sein Charakter nicht nur wie am Reißbrett entworfen, er ist auch überhaupt nicht ausgefüllt.

Traurigerweise gilt das für alle anderen auch: Cane’s Partner Chicago macht zwar eine Menge guter Witze, bleibt aber auf das übliche Sidekick-Dasein beschränkt: Mitlaufen, als guter Freund zur Seite stehen, und eben Sprüche klopfen. Und des Teufels Brutstätte Christine York wird gar nicht erst mit überflüssigen Charaktereigenschaften ausgestattet. Schließlich ist sie nur zum Beschütztwerden und Weglaufen da. Als sie gegen Ende von Cane eine Waffe verlangt, um sich auch selbst verteidigen zu können, ist der Zuschauer von so viel Eigeninitiative geradezu überrumpelt.

Die größte Enttäuschung ist allerdings Luzifer höchstselbst. Gabriel Byrne ist einer der wenigen Mimen, dem man eine facettenreiche Darstellung des Antichristen zutraut. Leider bleibt auch diese Erwartung unerfüllt. Ein diabolisches Leuchten in den Augen kann man nur bei seinem ersten Auftritt feststellen, danach hat es sich ausgeglüht. So wirkt selbst der obligatorische "Das eigentliche Ungetüm in dieser ganzen Geschichte ist doch wohl Gott"-Monolog aufgesetzt und wenig überzeugend (wer sich an Al Pacino in "Im Auftrag des Teufels" erinnert, fängt hier schon leise an zu schnarchen).

Wenn sich also so unfähige bis unmotivierte Darsteller durch ein absolut uninspiriertes Skript hangeln und dabei über 90 Minuten so gut wie keine Unterstützung von der Effekte-Front bekommen, was bleibt dann noch übrig? Richtig, gar nix. Außer vielleicht die richtige Atmosphäre, aber die will sich schon gar nicht einstellen. Auch wenn verzweifelt versucht wird, so wie "Sieben" auszusehen, ist man von diesem ausstatterischen Geniestreich doch meilenweit entfernt, und so ist auch von der pseudo-apokalyptischen Stimmung nichts zu spüren. Dieser Film soll gruselig, spannend und packend sein. Wie heißt es da in der Pressenotiz: "End of Days – ein Sturm des Schreckens, der alles hinwegfegt, was im Kino bisher zu sehen war. Eine düstere, überraschende und verstörende Vision vom Ende der Tage." Selten so gelacht.

Wir erinnern uns: Ursprünglich sollte dieser Film das Hollywood-Debüt des deutschen Videoclip-Regisseurs Marcus Nispel sein. Der wurde allerdings ganz schnell entlassen, als er völlig spinnerte Regelkataloge am Set verteilen ließ (so durfte ihn z.B. niemand direkt ansprechen, Bitten und Vorschläge wurden durch die Regieassistenz weitergeleitet). Man hätte diesen Moment besser genutzt, um das ganze Projekt abzublasen. Dann wäre Arnie’s Rückkehr auf die große Leinwand vielleicht etwas unterhaltsamer ausgefallen. Er sollte sich selber gut genug einschätzen können, was seine schauspielerischen Fähigkeiten betrifft. Also bitte, Arnold, erfreu uns mit "Terminator 3", dann können wir dir diesen Griff ins Millenium-Klo vielleicht noch einmal verzeihen. Sowas solltest du wirklich nicht mehr nötig haben. 

 


4
4/10

auf mich wirkte der Film, als würden parallel ein Schwarzenegger-Film und ein Mysterie-Thriller ablaufen - und beide behindern sich in der Entfaltung.

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8
8/10

Ich finde den Film ziemlich cool, einer der besten Arnie-Streifen. Auch sehe ich seine Darstellung als durchaus gelungen an. Ebenso wie die von Gabriel Byrne, auch wenn Al Pacino natürlich der bessere Teufel ist.
Auch das Ende gefällt mir gut.

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