Ein todsicheres Geschäft

Originaltitel
Undertaker's Paradise
Jahr
2000
Laufzeit
89 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Collin Delbrouck / 28. Dezember 2010

Jim Lagota (Ben Gazzara) ist ein alter Mann. Früher tingelte der Jazz-Klarinist durch die Welt und hatte viel Spaß; heute macht ihm die Arthritis das Leben schwer, und die musikalische Qualität seiner Band läßt arg zu wünschen übrig. So verschlägt es ihn in das verschlafene Örtchen Aberystwyth in Wales, dem Ort mit dem höchsten Durchschnitt von Rentnern und Pensionären in Europa. Als eines Tages bei einer Show ein Gast tot zusammenbricht, macht er die Bekanntschaft mit dem jungen Deutschen Hugo Nagel (Thomas Schmauser), der im Bestattungsunternehmen des Mr. Burns (Edward Jewesbury) arbeitet. Diesem hilft er, die Leiche ins Institut zu schaffen. Nachdem er die dortigen, katastrophalen Zustände gesehen hat, entschließt er sich, Hugo dabei zu helfen, sein eigenes Beerdigungsunternehmen mit persönlicher Atmosphäre zu gründen.
Doch das alles läuft schwierig an, denn die geeigneten Räumlichkeiten sind nicht zu finden. Der Blumenhändler will zwar verkaufen, doch nicht an Hugo mit seinem geplanten Geschäft. Zum Glück für Hugo begeht der Inhaber aber Selbstmord (obwohl er vorher noch mit Freude nach Marokko gehen wollte). Problem gelöst, doch das nächste steht schon vor der Tür: wie kommt man an Leichen heran? Außerdem traut er sich nicht, seiner Freundin Natalie (Emma Catherwood) die Wahrheit über seine Tätigkeit zu sagen.
Hugo muß feststellen, dass zwischen der Polizei und seinem ehemaligen Arbeitgeber eine feste Absprache besteht, diesem alle Fälle zuzuschanzen; für Nagel scheint kein Platz zu sein, wobei auch noch die Zeit drängt, denn die Schulden wachsen ihm über den Kopf. Endlich bekommt er seinen ersten Fall: die Oma seiner Freundin ist gestorben. Diese jagt ihn, endlich die Wahrheit wissend, aus der Wohnung. Zeit für Jim, sich der Sache anzunehmen...

M.X. Obergs zweiter Film (nach „Unter der Milchstraße“, 1995) ist eine sehr ruhige Angelegenheit geworden, die ohne schnelle Schnitte oder hektische Montage ihre Geschichte erzählt. Es gelingt dem Regisseur, eine Stimmung aufzubauen, die der Abgeschiedenheit des Dörfchens und den Schrullen der Bewohner entspricht, ohne irgendwas ins Lächerliche zu ziehen. Auch gleitet er nicht ins Makabre ab, vielmehr wird eine Situation konstruiert, in der das Alter bzw. der Tod allgegenwärtig ist; durch diesen Gegensatz zwischen Lebensende und Existenzgründung entsteht der Humor des Films.
Die Leistungen der Schauspieler dürfen bei solch einer Ausgangslage nicht abfallen, und das Spiel von Thomas Schmauser (Nach fünf im Urwald) und dem Kinoaltmeister Ben Gazzara (Anatomie eines Mordes, Summer of Sam) tun dies auch nicht. Beide verstehen es, ihre Charaktere glaubhaft darzustellen, v.a. Thomas Schmausers Hugo kommt sehr sympathisch rüber.
Das Problem bei „Ein todsicheres Geschäft“ ist jedoch, dass der Film insgesamt doch etwas zu ruhig ist. Er ist zwar keine Schenkelklopfproduktion, was auch gut so ist, doch die größeren Lacher (große fehlen völlig) sind weit über den Film verstreut. So sieht man sich den Film an, wie man seinem Großvater beim Märchenerzählen zuhört. Einschlafen tut man zwar bei diesem Film nicht, doch eine Steigung des Adrenalinpegels ist auch nicht zu erwarten. Hinzu kommt noch, daß der Ausgang des Film eigentlich von Anfang an klar ist; daß bei dieser Voraussetzung auf eine Spannungskurve verzichtet wurde, erscheint nur konsequent.
Ein Film für alle, die des Hollywood-Effekt-Bombardements überdrüssig sind, und mal beschauliche eineinhalb Stunden im Kino verbringen möchten.


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