Die Schamfrist wird immer kürzer. Während sich die Studios bei der Wiederaufbereitung alter Fernsehserien bisher noch auf die lange zurückliegenden Sechziger und Siebziger Jahre konzentrierten, sind nun also schon die Achtziger dran. Allein die Möglichkeit einen bekannten Titel verwenden zu können, sichert schließlich eine erhöhte Aufmerksamkeit, die sonst nur durch entsprechendes Marketing oder eine Starbesetzung möglich wäre. Und weil die wirklichen Klassiker so langsam schon alle vergeben sind, greift man jetzt also zu einer gerade mal zwanzig Jahre alten, höchstens semi-kultigen Serie, die in unseren Breitengeraden zudem auch immer nur ein Schattendasein fristete und längst nicht jedem geläufig ist. Da würden etwa das "A-Team" oder "Magnum" schon für ein größeres Aha-Erlebnis sorgen, aber keine Sorge, die kommen sicher auch bald dran. Nun also erstmal die Abenteuer der "Dukes of Hazzard" auf den Leinwänden des Jahres 2005. Ob das eine gute Idee ist? Höchstens für die Kassen der Produzenten, wenn es tatsächlich gelingen sollte genug Publikum mit diesem Konzept anzulocken. Für alle anderen gilt: Wer für die "Dukes" eine Kinokarte löst und sich hinterher nicht maßlos darüber ärgert, muss entweder sehr tapfer oder aber sehr schmerzfrei sein.
Irgendwo
ist das ja alles ziemlich clever durchkalkuliert. Da mit den Originaldarstellern
der Serie kein Staat zu machen ist und man ja eh eine jugendliche
Variante braucht, wird diese sehr typgenau besetzt. Für die
beiden prolligen Cousins Luke und Bo Duke, die nichts anderes im
Sinn haben als Auto fahren, Schnaps transportieren und Farmgirls
anbaggern, boten sich daher folgende zwei Herren an: Johnny Knoxville,
als Vorturner von "MTV: Jackass" an spektakuläre
und vor allem sinnlose Aktionen gewohnt, gibt den Frauenliebling
Luke, und Sean William Scotts Figur nennt sich hier nicht "Stifler"
sondern Bo, benimmt sich aber ansonsten genauso wie die Blaupause
seines hyperaktiven Unruhestifters aus den "American
Pie"-Filmen. Den alten Schnapsbrenner Onkel Jesse (Brüder
und Eltern gibt es in Hazzard County offenbar nicht) gibt Country-Legende
Wilie Nelson, und der alte Fusselbart dürfte allein schon deshalb
zugesagt haben, weil er hier auch noch ein bisschen singen darf.
Am besten zieht sich noch Burt Reynolds aus der Affäre, der
seinen aalglatten und schleimigen Bösewicht "Boss Hogg"
von vornherein als Karikatur anlegt und damit auch genau auf der
richtigen Spur ist.
Boss
Hogg will den alteingesessenen Einwohnern des Städtchens ihr
Land abnehmen und dieses platt machen, um an die darunter lagernden
viel versprechenden Bodenschätze heranzukommen. Ende der Handlung,
oder haben wir noch was vergessen? Oh ja, über Jessica Simpson
müssen wir wohl noch sprechen. Das Popsternchen debütiert
hier als Daisy Duke, eine weitere Cousine des Clans. Die hat die
Aufgabe, als wandelnder Blondinenwitz megakurze Hotpants, ein perfekt
geformtes Dekollete und ihr Zahnpasta-Lächeln in die Kamera
zu halten, um damit die Hormone der männlichen Figuren sowohl
auf als auch vor der Leinwand durcheinander zu bringen. Simpson
beschreibt ihre Rolle als fleischgewordene Barbiepuppe dann auch
allen Ernstes als "große Herausforderung, eine starke
und selbstbewusste Frau zu spielen, die ich schon lange verehre".
Die Macher des Films können sehr dankbar sein, dass es Miss
Simpson gibt, denn für diese Rolle hätte sich wohl kaum
eine andere namhafte Darstellerin finden lassen.
Der Star der Franchise soll ja den Überlieferungen zufolge
sowieso "General Lee" sein, seines Zeichens ein knallig
orangefarbener alter Dodge mit Südstaaten-Flagge auf dem Dach.
An dem ist zwar eigentlich auch nichts Besonderes, angesichts des
ihm hier gegenüberstehenden menschlichen Personals sticht er
aber in der Tat leicht heraus.
Aber
im Ernst: "Ein Duke kommt selten allein" möchte natürlich
gar nicht mehr sein als anspruchslose Unterhaltung. Aber ein Film,
der sich selbst als aufwändiges Premium-Produkt vermarktet,
darf dann doch bitte nicht so armselig daherkommen. Die Action ist
hier nicht spektakulär sondern äußerst billig inszeniert.
Die Story eben nicht nur banal sondern unspannend und uninteressant.
Die Witze zünden zu selten und richtige Brüller sind schon
gar nicht dabei, die Charaktere dazu noch wenig sympathisch.
Dass es in all diesen Belangen deutlich besser geht, hat zum Beispiel
kürzlich "Starsky & Hutch"
bewiesen, ein Film mit ganz ähnlichem Konzept und einer vergleichbaren
Ausrichtung. Weshalb das bei den "Dukes" nun so gar nichts
geworden ist, scheint nur auf den ersten Blick verwunderlich. Denn
beim zweiten entdeckt man, dass Regisseur Jay Chandrasehkar als
Kopf der Anarcho-Komikertruppe "Broken Lizard" bisher
für so debile Machwerke wie "Super Troopers - Die Superbullen"
verantwortlich war und er nun eigentlich den gleichen Müll
noch mal mit etwas namhafteren und nicht ganz so unfähigen
Darstellern inszenieren durfte. Dass das amerikanische Fachblatt
"Variety" ihn in seine Liste mit "10 Regisseuren,
die man beobachten sollte" aufgenommen hat, muss aber wohl
eher als Warnung verstanden werden.
Doch auch wenn Chandrasehkar sicher einer der Hauptverantwortlichen
für das künstlerische Desaster von "Ein Duke kommt
selten allein" ist, kommt man nicht umhin, einfach allen Beteiligten
dieser Produktion eine ziemlich schwache Leistung zu bescheinigen.
Sie haben hier weit mehr Schrott produziert als nur die bei den
Dreharbeiten beabsichtigten Blechschäden.
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