"Gut Ding will Weile haben" heißt es ja und wenn sich dieses alte Sprichwort jemand wirklich zu Herzen genommen hat, dann sind es die Köpfe hinter der langlebigsten Zeichentrickserie aller Zeiten, den "Simpsons". Seit bemerkenswerten zehn Jahren existiert bereits die Webseite "simpsonsmovie.com" und seitdem steht im Grunde fest, dass er kommen wird, der große Kinofilm zur Serie. Warum hat es nun so lange gedauert? Wenn man den Verantwortlichen glaubt in erster Linie daran, dass neben der ständigen Arbeit an der Serie einfach keine Zeit blieb, bis man vor einiger Zeit beschloss das Autorenteam zu erweitern und von nun an zweigleisig zu fahren. Um den Film kümmerten sich dabei vor allem die Drehbuchveteranen der ersten Simpsons-Stunden, was eventuell eine Erklärung dafür ist, dass ein Großteil des Fandoms seit einigen Staffeln einen kreativen Niedergang der TV-Serie beklagt. Viel Zeit und Energie wurde also in den letzten Jahren in die Produktion des Kinofilms investiert, und nun ist er also endlich da, für das Empfinden Einiger vielleicht fast schon ein wenig zu spät. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn ziemlich gut ist er geworden, der Simpsons-Film. Für die zur Verfügung stehende dreifache Laufzeit einer Fernsehfolge hat man sich natürlich eine entsprechend große Geschichte zusammengebastelt, in der Homer mal wieder Mist baut, aber diesmal so richtig, und in der es seiner Heimatstadt Springfield deshalb an den Kragen geht, und zwar existentiell. Bis es dazu kommt dauert es aber ein gutes halbes Stündchen, in dem man das Publikum bereits aufs Feinste verwöhnt hat. Mit einem schönen "Itchy und Scratchy"-Cartoon als Auftakt, gefolgt von einer köstlichen Publikumsbeschimpfung Homers. Im Folgenden demonstriert der Familienpatriarch dann bei mehreren Gelegenheiten noch einmal deutlich seine ganz speziellen Interpretationen von Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme, bis es schließlich zur Katastrophe kommt, an der die biologischen Hinterlassenschaften des neuesten Familienmitglieds einen nicht unwesentlichen Anteil haben. Stück für Stück verscherzt sich der gedankenlose Homer so nicht nur die Sympathien seiner Mitbürger und des Präsidenten Schwarzenegger, sondern schließlich auch den Rückhalt der gesamten Familie. Wird der Donut-Liebhaber die Wende zum Guten schaffen und schließlich doch noch sein Verantwortungsgefühl entdecken? Wird er, aber auf ganz spezielle Simpsons-Art natürlich, denn selbstredend mutiert diese Franchise nicht plötzlich zur moralinsauren Gutmenschenparabel, nur weil die Leinwand etwas größer ist als der Fernsehschirm. Ganz im Gegenteil macht man sich hier mit großer Freude über die bekannte amerikanische Doppelmoral lustig, indem man bei einer flotten Skateboardfahrt mit dem nackigen Bart peinlich genau dessen bestes Stück immer von einem kleinen Gegenstand im Vordergrund verdecken lässt, nur um es dann am Ende der Szene "versehentlich" doch noch ins Bild zu rücken. Diese Präsentation des winzigen Pullermanns und eine Sequenz, in der Homer und Marge mal das tun, was auch langjährige Ehepaare eben gelegentlich noch mal machen, sorgten auch prompt dafür, dass dem Film in den USA doch tatsächlich eine PG-13-Freigabe verpasst wurde und die Prüfstelle damit ihre völlige Resistenz gegenüber jeder Form von Ironie überzeugend demonstrieren konnte. Die bewährte Formel der TV-Episoden wird von solchen kleinen Spielereien mal abgesehen allerdings nur geringfügig variiert. Die Dimension der Geschichte ist sicherlich größer und zwei- bis dreimal gönnt man sich auch eine etwas aufwändigere Animationssequenz, indem man z.B. mit der Kamera durch einen wütenden Mob fährt. Da wird das Werk seiner selbstbewusst vorgetragenen "Alles in 2D"-Werbung kurzfristig nicht ganz gerecht, aber die Verführung CGI hier wenigstens mal auszuprobieren war wohl doch zu groß. Der nun also endlich vorliegende Simpsons-Film ist eines gewiss nicht, nämlich eine Überraschung. Er bricht nicht mit der Formel der Serie sondern bleibt ihr treu, konzentriert sich dabei auf die Hauptcharaktere der Familie und rückt die beliebten Nebenfiguren zumindest fast alle kurz mal ins Bild. Er bietet im Grunde das, was man sich erwarten und erhoffen konnte, nämlich erstklassigen Witz, gepaart mit intelligenten und gelegentlich auch bösen Seitenhieben auf die Gesellschaft im Allgemeinen und die amerikanische im Besonderen. Das Niveau der Fernsehserie zu ihren besten Zeiten wird problemlos erreicht, und das ist sicher Grund genug, um sehr zufrieden zu sein. |
Neuen Kommentar hinzufügen