
So ist das im Leben: Schlechtes kommt in die Tonne, und Gutes verwertet man wieder. So ist das auch im Kino, jedenfalls manchmal, und "Die Mumie" ist so ein Fall.
Da gab es 1932 mal einen Gruselschinken, der hieß schon genauso, hatte auch fast die selbe Handlung. Und dann gibt es da jede Menge hübsche Filme der Neuzeit, aus denen man ganz prima abkupfern kann - "Armee der Finsternis" zum Beispiel, aber auch "From Dusk Till Dawn", "Der englische Patient", "Hi- Hi- Hilfe!" und "Indiana Jones". Wenn jemand tatsächlich so dreist vorgeht, kann eigentlich gar nichts mehr gutgehen. Stephen Sommers hat´s gemacht, und ihm gelingt dieser merkwürdige Geniestreich seltsamerweise.
Aber jetzt erstmal die Handlung (made in 1932) zum mitschreiben:
Im alten Ägypten wird der Hohe Priester Imhotep fürchterlich verflucht, weil er was mit der Frau des Pharaos hat.
Lebendig mumifiziert und begraben wird der Unglückliche in einer sagenumwobenen Stadt. Hier harrt er in seinem Sarkophag darauf, daß ihn endlich jemand wiedererweckt, auf daß er untot sein kann. Diesen Gefallen tun ihm einige Schatzsucher in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts, denn nach den sagenhaften Schätzen, die angeblich in der Nähe vom Grab des längst vergessenen Imhotep liegen, leckt sich mehr als nur ein goldgeiler Abenteurer die Finger. Mit von der Partie beim heiteren Archäologentum sind auch die drei Helden des Films, Rick O´Connell, Jonathan und Evelyn (Fraser, Hannah, Weisz), die bald alle Hände voll damit zu tun haben, den bösen Imhotep (nah dran am Antichristen: Arnold Vosloo) wieder zurück zu den Toten zu schicken. Denn der per Zufall reanimierte Dünen-Ötzi ist, wie man sich denken kann, stocksauer, so verflucht worden zu sein, und will nun nichts als Plagen über die Menschheit bringen. 3000 Jahre tot in einer Holzkiste, zusammen mit hunderten fetten Skarabäuskäfern, das ist schließlich ganz schön ärgerlich gewesen.
Was hier so fürchterlich abgedroschen klingt, macht gerade den Charme von "Die Mumie" aus. Zu keiner Zeit nimmt sich der Film ernst, immer dann, wenn man kurz davor ist, sich über ein weiteres Klischee aufzuregen, nimmt er sich selbst aufs Korn.
Ein Beispiel: Als wieder einmal eines dieser wahnsinnig unheimlichen Geräusche (Frauenschrei? Katze wird überfahren?) an den Ausgrabungsstätten ertönt, und die süße Evelyn sehr erschrickt, beruhigt sie Rick "Indiana Jones" O´Connell mit einem lässigen "Das passiert hier öfter". Na, damit kann man doch arbeiten, oder?
Die schauspielerischen Leistungen sind natürlich allesamt ein Witz, können auch nicht mehr als das sein, da den Charakteren nicht viel an Tiefe innewohnt - aber es ist bezeichnend, daß sich ein Klassemann wie John Hannah ("Vier Hochzeiten und ein Todesfall", "Sliding Doors") für so etwas hergibt. Er wird sich über das Drehbuch ebenso abgerollt haben wie das Kinopublikum über das Endprodukt auf der Leinwand, das sich in der Promo so gern als böser Horrorfilm profiliert.
Weit gefehlt. Im Grunde ist "Die Mumie" eine Komödie, und zwar eine ziemlich gute.
Wie da die Titty-Twister-Sequenz aus "From Dusk till Dawn" kopiert, übertrieben und ins völlig Lächerliche gezogen wird, das hat schon Klasse. Die Spezialeffekte, über die im Vorfeld so viel gesprochen wurde, sind tatsächlich ganz okay, keineswegs aber allzu beeindruckend oder beherrschend. Höchstens vielleicht die Make-Up FX des eingetrockneten Mumien-Imhotep, mit einem völlig genial ausgerenkten Unterkiefer. (Zitat O´Connell beim Öffnen des Sarkophags: "Der sieht so.... so...." - "SAFTIG aus!")
"Die Mumie", historisch übrigens völlig unkorrekt, arbeitet mit herrlich verrückten Filmzitaten,
einem Schnitt, der keinen Zweifel an der humoristischen Absicht Sommers` läßt, mit Spezialeffekten, die dem Lachhaften zuarbeiten und mit einem Timing, von dem sich einige ausgewiesene Komödienverursacher eine Scheibe abschneiden könnten.
Daß dabei durchaus noch eine dicke Portion Spannung aufkommt (wenn auch kein echtes Horror-Erlebnis), bleibt auch für mich ein Mysterium. Man soll es nicht glauben, aber man zittert schon ein bißchen mit.
Insgesamt ist "Die Mumie" rundum gelungen, wenn man nicht mit zuvielen oder den falschen Erwartungen im Kinosaal Platz nimmt. So stumpfsinnig, wie man auf den ersten Blick glauben könnte, ist dieser Film jedenfalls keineswegs. Thumbs up.
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