Das Ganze ist schon eine Art Schnellschuss: Während nach der Heim-WM 2006 jedermann wusste, dass „Wunder von Bern“-Regisseur Sönke Wortmann die deutsche Fußballnationalmannschaft während des Turniers begleitet hatte und daraus einen großen Kinofilm machen würde, war von einem solchen Projekt zur Weltmeisterschaft 2014 zunächst nichts zu hören. Doch dann gab es eine eher unvorhergesehene Entwicklung: Das deutsche Team wurde diesmal tatsächlich Weltmeister. Das erfordert dann ja fast schon eine größere mediale Auswertung und so bekommt die diesmal vom Deutschen Fußball-Bund selbst produzierte Dokumentation „Die Mannschaft“ also auch noch einen Kinostart serviert (samt mit viel PR absolvierter Premiere im Beisein von Spielern und Trainern), bevor der Film dann bereits in weniger als zwei Monaten in der ARD ausgestrahlt werden wird. So richtig lohnen tut sich der Kinobesuch nicht nur deshalb aber eher nicht.
Der Auftakt bietet ein paar besonders beeindruckende Bilder vom glanzvollen 7:1-Triumph über das Gastgeberland Brasilien, aber danach geht es dann doch streng chronologisch weiter, vom Zusammenkommen in der Heimat, über den Aufbruch ins brasilianische Trainingsquartier, die einzelnen Spiele bis zum Finale und den anschließenden Empfang in Berlin. Sämtliche Spiele werden dabei mit den Originalkommentaren der öffentlich-rechtlichen Reporter unterlegt, was sicher nicht bei jedem für Freude sorgt, aber irgendwie ja schon der Authentizität geschuldet ist. Die Spielszenen nehmen, zusammen mit dem ebenfalls sattsam bekannten und hier noch einmal in voller Länge gezeigten „Was wollen Sie eigentlich?“-Interview von Per Mertesacker, breiten Raum ein und decken bereits einen Großteil der nur 90 Minuten langen Laufzeit ab. Die übrigen Bilder sind zwar überwiegend neu, bieten aber nur in den seltensten Fällen auch einen echten Erkenntnisgewinn. Unspektakuläre Trainingseindrücke, Ansprachen von DFB-Boss Niersbach, selbst aufregende Motivationsreden wie aus der kurzen Klinsmann-Ära sind diesmal Mangelware.
So bleibt es vor allem dem mit gewissen Entertainer-Qualitäten gesegneten Spaßvogel Thomas Müller vorbehalten, mit einigen launigen Kommentaren und Aktionen für Kurzweil zu sorgen, ansonsten sind eigentlich nur noch die Bilder vom Umgang mit der einheimischen Bevölkerung im Trainingscamp Campo Bahia interessant, bei denen eine gewisse Herzlichkeit zwischen Bewohnern und Gästen spürbar wird. Insgesamt kommt „Die Mannschaft“ jedoch so nüchtern daher wie es der Titel des Films ankündigt, denn das ist doch alles sehr brav und bieder umgesetzt. Selbst den umstrittenen, aber im Grunde harmlosen „Gaucho“-Tanz am Brandenburger Tor hat man lieber weggelassen und bleibt so politisch ganz korrekt. Restlos zufrieden sein dürfen dagegen die offiziellen DFB-Sponsoren, Mercedes-Benz etwa muss noch nicht mal seine Automobile in den Fokus rücken, um ständig präsent zu sein.
Man darf sicher auch den Standpunkt vertreten, dass diese sachliche Unaufgeregtheit vielleicht ja auch eine ganz angenehme Abwechslung darstellt, zum doch deutlich stärker sich auch manipulativer Elemente bedienenden „Sommermärchen“ damals. Aber insgesamt merkt man der „Mannschaft“ die Konzeptlosigkeit einfach zu stark an, spürt, dass hier ohne größeren Plan erst mal drauf los gefilmt wurde und das dabei entstandene Material für sich allein genommen einfach nicht genug hergibt. Der sportliche Erfolg war zwar dieses Jahr eine Nummer größer als 2006, der dazugehörige Film erweist sich aber leider als ein ganzes Stückchen kleiner.
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