Der Teufelsgeiger

Jahr
2013
Laufzeit
122 min
Regie
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Anna Sola / 30. Oktober 2013

David Garrett, vormals Klassik-Wunderkind, nunmehr multimedialer Crossover-Geiger, porträtiert in „Der Teufelsgeiger“ sein Vorbild, den italienischen Komponisten und Geigenvirtuosen Niccolò Paganini. Der TeufelsgeigerMit seinem extravaganten Aussehen und einer ausgeklügelten Imagekampagne, die ihm den Spitznamen „Teufelsgeiger“ einbrachte, war Paganini der erste „Rockstar“ der klassischen Musik. Garrett, der sowohl am Drehbuch als auch am Soundtrack mitarbeitete, möchte dem Virtuosen (und auch ein bisschen sich selbst) mit diesem Film ein Denkmal schaffen.

Der Film erzählt einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben Paganinis (David Garrett), dessen Talent vom Publikum zunächst nicht erkannt wird. Da kommt ihm das Angebot des geheimnisvollen Urbani (Jared Harris) gerade recht. Der verspricht Paganini, ihm zu Ruhm und Reichtum zu verhelfen, wenn dieser sich ihm verpflichtet – im Jenseits. Paganini geht den teuflischen Pakt ein und Urbani macht sich an die Arbeit, seinen Schützling zu vermarkten. Nach großen Erfolgen im restlichen Europa soll zuletzt das Londoner Publikum überzeugt werden. Das hat Paganini auch bitter nötig, da er sein Geld genauso schnell ausgibt wie er es verdient – für Frauen und Glücksspiele. Und je mehr er auf Urbani angewiesen ist, desto unbequemer wird es für Paganini...

Der Teufelsgeiger„Der Teufelsgeiger“ kommt zwar auf den ersten Blick als Biopic daher, in Wirklichkeit erfährt man über Niccolò Paganini aber recht wenig. Anstatt Paganinis hoch spannende und für das frühe 19. Jahrhundert ungewöhnliche Selbstvermarktung in den Vordergrund zu stellen, verliert sich der Film schnell in Klischees über Musik und Ruhm.

Paganinis Geschichte beginnt mit einem strengen Vater, der den geigenden Sohn schlägt, weil dieser seine eigenen Kompositionen spielt, danach sehen wir den Virtuosen hauptsächlich im Bett, im Casino, beim Opiumrauchen und gelegentlich auch mal auf der Bühne. Regisseur Bernard Rose konzentriert sich auf den fiktiven Teufelspakt, der auf Paganinis Image als Teufelsgeiger einzahlt. Dahingehend könnte man den Film mit Milos Formans „Amadeus“ vergleichen, der ebenfalls einen Mythos in den Vordergrund rückt, den der angeblichen Vergiftung Mozarts durch seinen Rivalen Salieri. Da hören die Vergleiche aber auch schon wieder auf, da „Amadeus“ sowohl von der Umsetzung als auch den Darstellern in einer ganz anderen Liga spielt.

Der TeufelsgeigerWie bei allen Musikerporträts musste auch beim „Teufelsgeiger“ die Entscheidung getroffen werden, den Fokus bei der Besetzung entweder auf die Schauspielerei oder das authentische Beherrschen eines Instruments zu legen. David Garrett ist zweifellos ein sehr talentierter Geiger, kann aber leider überhaupt nicht schauspielern. So sind die wenigen Konzertszenen Paganinis und auch seine Vorführung eines ganzen Stücks nur auf der G-Seite zwar sehr beeindruckend, aber Garrett vermag es nicht, seiner Figur außerhalb der Konzertbühne Leben einzuhauchen. Seine Dialoge kommen hölzern und platt daher, und auch sein Mimik-Repertoire ist eher begrenzt.

„Der Teufelsgeiger“ ist von der ersten bis letzten Sekunde als Starvehikel für Garrett konzipiert, was außer bei dessen Fans nicht gut ankommen wird. Das ist schade, denn Paganini bietet mehr als genug Stoff für einen faszinierenden Film. Da wünscht man sich, der Regisseur hätte lieber einen guten Charakterdarsteller gewählt und diesem Musikunterricht verpasst, wie etwa Emily Watson, die für ihre fulminante Darstellung der Cellistin Jacqueline du Pré in „Hillary und Jackie“ für einen Oscar nominiert wurde, oder natürlich Jamie Foxx, der die Klavierpassagen in „Ray“ selbst spielte und den Oscar als bester Hauptdarsteller bekam.

Der TeufelsgeigerDa kann selbst Jared Harris als mephistophelischer Urbani nichts ausrichten, obwohl er der beste Darsteller ist. Auch musikalisch setzt er sich von Paganini ab: Als Alleinstellungsmerkmal und um den übernatürlichen Charme Urbanis zu unterstreichen, wird dieser stets vom „Erlkönig“-Thema begleitet – eins der wenigen Stücke im Film, die nicht von Paganini stammen.

Für einige Lacher sorgt noch Joely Richardson als skrupellose Journalistin, aber ihre Leinwandzeit ist zu kurz, um den Film wirklich aufzuwerten, der die meiste Zeit eher langweilig dahinplätschert. Auch optisch ist der Film eine Enttäuschung. Obwohl es Locationdrehs gab, sind einige Kulissen (die Themse!) derart schlecht, dass einem selbst die gemalten Hintergründe der 50er Jahre authentisch vorkommen.

Um es kurz zu machen: Ernsthafte Klassik-Fans und Paganini-Kenner werden bei „Der Teufelsgeiger“ nicht auf ihre Kosten kommen, dafür werden David Garrett-Fans den Film vermutlich umso mehr schätzen. Selbstverständlich erscheint parallel zum Film Garretts neues Album „Garrett vs. Paganini“. Seinen Fans wird auch das gefallen.

Bilder: Copyright

1
1/10

schon der Trailer ist so schlecht das man vor Angst eine Gänsehaut bekommt ....und dann der Möchtegern Nigel Kennedy als Schauspieler ??!! furchtbar !

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