Als Vorlage für seinen Film dienen Herbig dabei die berühmt-berüchtigten deutschen Karl May-Verfilmungen der sechziger Jahre. Und das hat Gründe: Denn erstens gelten selbst diese harmlosen und naiven Perlen teutonischen Filmschaffens mittlerweile als Kult, zweitens enthält die "Bullyparade" regelmäßig kurze Persiflagen auf "Winnetou & Old Shatterhand" und drittens wollte Michael Herbig "einfach mal einen richtig echten Western" drehen. Der für diesen Film betriebene Aufwand ist in der Tat beträchtlich: Gedreht wurde hauptsächlich an den Originalschauplätzen von Sergio Leones legendären "Spaghettiwestern" und für zahlreiche Nebenrollen verpflichtete man echte Indianer statt schöner Franzosen. Das gilt freilich nicht für die meisten Hauptfiguren, denn da hat Herbig einfach sein aus der Fernsehshow bewährtes Team versammelt. Aber Winnetou & Old Shatterhand tauchen diesmal trotzdem nur auf Familienfotos auf - für die große Leinwand kreierte man lieber eine ganz eigene Apachenfamilie, bestehend aus Häuptling Abahachi und dessen schwulem Zwillingsbruder Winnetouch (jeweils Michael Herbig) sowie dem unvermeidlichen weißen Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz). Für romantische Verwicklungen sorgt die fesche Uschi (Marie Bäumer), den schleimigen Bösewicht Santa Maria gibt Deutschlands Hollywoodexport Sky du Mont ("Eyes Wide Shut"). Abahachi und Ranger werden aufgrund einer Intrige von den Schoschonen gejagt (die in Ermangelung eines Kriegsbeils nicht davor zurückschrecken, den "Klappstuhl" auszugraben). Die beiden Flüchtlinge sind hinter Uschi her, finden Unterschlupf auf der "Puder Rosa"-Ranch von Winnetouch und alle gemeinsam jagen die in alle Winde verstreuten Teile einer Schatzkarte, die sie letztendlich zu einer riesigen Höhle führt (Ja, "Der Schatz im Silbersee" ist Michael Herbigs erklärter Lieblingsfilm).
Daß dieses Nichts von einer Geschichte funktioniert, liegt natürlich daran, daß es auf die Handlung hier nicht ankommt. Wie nicht anders zu erwarten, verfährt "Der Schuh des Manitu" nach dem Motto "mindestens alle 10 Sekunden ein Brüller". Und erfreulicherweise sitzen die Gags und sind auch tatsächlich zum Brüllen komisch. Das beginnt beim hemmungslosen urbayrischen Dialekt von Ranger, führt über den geradezu unverschämt klischeehaften Homo Winnetouch und hört beim eigentlich gar nicht so bösen Santa Maria noch lange nicht auf, der seine Bande eher wie eine Schulklasse leitet ("Jetzt geht noch mal jeder aufs Klo und dann reiten wir los"). Man sitzt im Kinosessel und weiß, daß das ganz großer Blödsinn ist, was einem da vorgesetzt wird. Daß diese Leute auf der Leinwand gar nicht erst versuchen, ernsthaft zu schauspielern, und beim Dreh wahrscheinlich die beste Zeit ihres Lebens hatten anstatt hart zu arbeiten. Man sollte so einen Schmarrn eigentlich nicht komisch finden dürfen und kann sich doch von Anfang an das Schmunzeln
einfach nicht verkneifen. Und wenn man dann sieht, wie hemmungslos sich gestandene Filmkritiker nebenan die Tränen aus den Augen wischen, ist es einem nach wenigen Minuten auch schon egal. Aus dem Schmunzeln wird ein ehrliches, herzhaftes Lachen. Man gibt allen geplanten Widerstand auf, lehnt sich zurück oder prustet los und hat einfach nur Spaß. Nein, "Der Schuh des Manitu" hat keine wirkliche Dramaturgie, die besten Freunde des Regisseurs als Darsteller und dem Film geht auch nach gut 60 Minuten etwas die Puste aus, so daß sich die letzte halbe Stunde dann doch ein wenig zieht. Aber bis dahin hat der Film erstaunlich lange Witz und Tempo gehalten und kann eigentlich sowieso nicht mit den sonst üblichen Maßstäben bewertet werden. Dem Charme dieses höheren Blödsinns kann man sich nun mal nicht entziehen. Widerstand ist zwecklos. |
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