Eine Handvoll junger Amerikaner verschlägt es zum ungünstigsten Zeitpunkt nach Moskau. Die beiden IT-Tüftler Sean (Emile Hirsch) und Ben (Max Minghella) haben bereits schlechte Laune, als sie die beiden hübschen Touristinnen Natalie (Olivia Thirlby) und Anne (Rachel Taylor) in einem Nachtclub treffen, mussten sie doch gerade erfahren, dass ihr ehemaliger Geschäftspartner ihre vielversprechende Social Media App bereits an den interessierten russischen Konzern verkauft hat. Als sie bemerkenswert zufällig in genau dieser Bar wieder auf das Objekt ihres Zornes treffen, gerät der Streit aber schnell in den Hintergrund, als alle plötzlich gen Himmel schauen von wo sich golden schimmernde Wolken auf die Stadt herabsenken. Das vermeintliche Naturschauspiel verwandelt sich jedoch Minuten später in ein wahres Horrorszenario, als die fremden Wesen beginnen sämtliche Menschen zu attackieren, die ihnen begegnen. Diese lösen sich anschließend sofort in Asche oder vielmehr ins absolute Nichts auf und Panik greift um sich. Unsere tapferen Amerikaner verbarrikadieren sich samt Quoten-Russen in einer Vorratskammer. Doch als die Vorräte schließlich aufgebraucht sind, heißt es wohl oder übel den geschützten Raum zu verlassen und mal zu schauen wie sich Moskau denn seitdem so entwickelt hat.
Zugegeben, das klingt alles nicht sehr respektvoll, aber wirklich ernst kann man diese amerikanisch-russische Koproduktion halt auch beim besten Willen nicht nehmen. In den USA wurde der schräge Invasions-Trash der Presse daher vorab gar nicht erst gezeigt und selbst bei der dieser Besprechung zugrunde liegenden Vorführung entschuldigte sich der Vertreter des Studios schon mal vorsichtshalber für die zu erwartende unfreiwillige Komik, anstatt sein Produkt werbewirksam anzupreisen. Dementsprechend vorgewarnt rechnete man also mit dem Schlimmsten und vielleicht mag es auch daran liegen, dass sich dies dann doch nicht einstellte und man dem von „Wächter der Nacht“–Macher Timur Bekmambetov produzierten Werk sogar einen gewissen Spaß- und Unterhaltungswert attestieren muss.
Denn diese Hatz durch die Straßen von Moskau entpuppt sich als genauso haarsträubend wie kurzweilig. So erinnern die elektromagnetischen, golden glänzenden Invasoren samt ihrer klinisch reinen und vollkommen blutlosen Tötungsmethode zwar im ersten Moment an gewisse ebenfalls schimmernde Vampire aus einer anderen Teenager-Saga, aber effektiv und hübsch anzusehen ist das Ganze dann doch. Zwar ist ziemlich leicht zu durchschauen, warum man nach der ersten großen Attacke mittels einer recht holprigen Erzählweise einfach ein paar Tage vergehen lässt - denn unsere Helden durch eine dann menschenleere Stadt schleichen zu lassen ist natürlich wesentlich kostengünstiger zu inszenieren. Doch eine gewisse Spannung kann man den darauf folgenden Attacken und Kämpfen auch wiederum nicht absprechen, vor allem da die Gegner hier die meiste Zeit fast unsichtbar und daher noch ein Stück gefährlicher sind.
Auch wenn das Setting russisch ist, behilft man sich zwecks leichterer Identifikationsmöglichkeit fürs westliche Publikum mit ein paar Amerikanern, die es gerade nach Moskau verschlagen hat, als Hauptpersonen. Die einzelnen Protagonisten bleiben dabei jedoch durchgehend blass und klischeehaft und den beiden amerikanischen Damen würde man wohl sogar die Trophäe für die am wenigsten im Gedächtnis bleibenden Filmfiguren des Jahres verleihen, wenn man sich denn später bei der Preisverleihung noch an sie erinnern könnte.
Wobei blass und eigenschaftslos die eine, nicht unbedingt üblere Seite darstellt, wenn gegenüber eine in der zweiten Hälfte des Films auftauchende Truppe aufrechter russischer Kämpfer und Soldaten steht, die man nur als total durchgeknallt bezeichnen kann. Diese Männer mit den großen Wummen treten nicht nur den elektronischen Viechern kräftig in den Arsch, sondern lassen auch keine Dialogszene ungenutzt, um patriotische Floskeln und fortschreitend sinnfreier werdende Durchhalteparolen der Kategorie „lieber zuhause sterben, als woanders überleben“ abzusondern. Wobei das alles komplett ernst gemeint scheint und nur mit dem wohl doch noch recht unterschiedlichen Humorverständnis der verschiedenen Kulturen zu erklären ist – was dann ja irgendwo auch wieder beruhigend wäre.
Wie sich der ganze Quatsch dann auflöst, warum und wieso das Ziel der Odyssee erstens überhaupt existiert und zweitens in dieser Situation dann die Betriebsamkeit einer gemütlichen Kaffeefahrt vermittelt, könnte dann am Ende natürlich auch noch diskutiert werden. Wird es aber nicht, weil wir das Ganze – siehe oben – eben zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr ernst nehmen. Trotzdem sind wir bei der finalen Bewertung gnädig, denn es lässt sich halt nicht leugnen: Wir hatten schon Spaß. Irgendwie.
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