Johanna "Paula" Jakobi (Alexandra Maria Lara) ist ein Landei der "Verlorene Träume"-Sorte: Während dem Abi noch voll von Fantasien eines abenteuerlichen Lebens in der großen weiten Welt, ist sie in ihrem Kaff Struvensiel stecken geblieben, hat den Langweiler Edgar (Peter Lohmeyer) geheiratet und arbeitet halbtags in der örtlichen Leihbücherei. Mit kaum mehr Perspektiven als einem öden Hausfrauen-Dasein fragt sich Johanna zum zehnjährigen Abi-Jubiläum, wo denn ihre Jugendträume hin sind - wie praktisch, dass sie auf der Reunion-Feier ihre Jugendliebe Max (Wotan Wilke Möhring) wieder trifft. Dessen wilden Geschichten folgt Johanna kurz entschlossen in die große böse Stadt Hamburg, und findet sich alsbald wieder im Halbdunkel der Unterwelt, mit einem korrupten Polizisten (Gottfried John) und dem rachsüchtigen Söhne-Trio eines toten Gangsterbosses hinter sich, die entweder ihr oder Max oder beiden zusammen ans Leder wollen.
Was
hier vielleicht flott und - angesichts der hochkarätigen Besetzungsliste
- vielversprechend klingt, entpuppt sich leider schnell als dröge
umgesetzte Möchtegern-Krimikomödie, bei der man das Gefühl
nicht los wird, dass Autor Martin Rauhaus ein bisschen Tarantino
spielen wollte, Regisseur Mark Schlichter aber nicht gemerkt hat,
dass das mit einer behäbigen Fernseh-Inszenierung nicht zusammen
passt. Immerhin konsequent, denn der Titel "Cowgirl" mag
auch nicht zu Hauptfigur oder Story passen.
Angesichts der knackigen Länge von 82 Minuten und einem Plot
mit viel Weglaufen und Verfolgungsjagden ist es schon erstaunlich,
wie langsam sich "Cowgirl" anfühlt - was allerdings
daran liegen kann, dass die ständige Flucht von Paula/Max vor
ihren Verfolgern über den Selbstzweck - namentlich: auf Teufel
komm raus Tempo generieren - nicht hinaus kommt und ergo scheitert,
weil sich die Geschichte nicht mitentwickelt. Auch keinen sonderlichen
Gefallen tut sich "Cowgirl" damit, seinen Zuschauern fortlaufend
unfreiwillig ablenkende Kleinigkeiten zu servieren, die einem
vernünftigen Eintauchen in den Film im Weg stehen: Da fragt
man sich des öfteren, woher Johanna eigentlich den Spitznamen
Paula hat und warum die Figur denn nicht gleich so genannt wurde,
wenn man das offensichtlich für cooler erachtete. Oder wundert
sich über den dummen Besetzungsfehler, den ohnehin überflüssigen
(weil nur blöd rumheulenden) Gangster-Sohn Kläuschen Blessing
von Sönke Möhring spielen zu lassen, der seinem Bruder
Wotan wie aus dem Gesicht geschnitten ist und ergo nicht im selben
Film auftauchen sollte - höchstens als sein Bruder. Apropos
hoch: Wer in einem der obersten Stockwerke eines Hochhauses von
seinen Verfolgern überrascht wird, flüchtet selbstverständlich
nach oben - schließlich sind die besten Fluchtwege auf dem
Dach. Oder zumindest die nächste Gelegenheit für eine
unbeholfen eingebaute Actionszene (auf die die Macher dann auch
noch über alle Maßen stolz sind). Oh weia.
Gegen die gewollte, aber nicht geglückte Cleverness des Drehbuchs
und die steife Regie kämpft Hauptdarstellerin Alexandra Maria
Lara wie gegen Windmühlen - leider vergeblich und doppelt schade,
weil Lara mit ihrer überspitzten Vorstellung als einzige in
der Lage ist, dem Film eben jene Überschuss-Energie zu verleihen,
die er in all seinen Details
versprühen sollte. Vom Rest des Ensembles gibt's auch nicht
sonderlich viel Hilfe: Gottfried John verlässt sich darauf,
dass das Herumtragen seiner bekannten Tränensäcke als
Bösewicht-Performance schon ausreicht; Wotan Wilke Möhring,
ansonsten einer unserer stillen Besten (siehe "Eierdiebe"),
wirkt ein wenig verunsichert und allein gelassen; Peter Lohmeyer
ist in der unausgegorenen Rolle als Paulas spießiger Ehemann
einfach nur verschwendet; und Ralf Richter beweist als ältester
Gangster-Sohn einmal mehr, warum er einzig mit seinen Oberproll-Rollen
wie in "Bang Boom Bang" oder
"Was nicht passt, wird passend gemacht"
in Erinnerung bleibt - weil er anderswo einfach nicht überzeugend
ist.
So ist "Cowgirl" leider nicht mehr als ein gefundenes Fressen für all jene, die deutsche Filme gerne pauschal als unfähig abstempeln, konkurrenzfähige Kino-Unterhaltung abzuliefern. Als absurde Krimi-Komödie geplant, verflacht der Film als unkomischer, lahm inszenierter Gähner, dem man mit gutem Willen höchstens noch das Prädikat "netter Versuch" geben kann. Dieses "Cowgirl" wäre besser in seinem Kuhdorf geblieben.
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