Cowgirl

Originaltitel
Cowgirl
Jahr
2004
Laufzeit
82 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 10. Februar 2011

 

Johanna "Paula" Jakobi (Alexandra Maria Lara) ist ein Landei der "Verlorene Träume"-Sorte: Während dem Abi noch voll von Fantasien eines abenteuerlichen Lebens in der großen weiten Welt, ist sie in ihrem Kaff Struvensiel stecken geblieben, hat den Langweiler Edgar (Peter Lohmeyer) geheiratet und arbeitet halbtags in der örtlichen Leihbücherei. Mit kaum mehr Perspektiven als einem öden Hausfrauen-Dasein fragt sich Johanna zum zehnjährigen Abi-Jubiläum, wo denn ihre Jugendträume hin sind - wie praktisch, dass sie auf der Reunion-Feier ihre Jugendliebe Max (Wotan Wilke Möhring) wieder trifft. Dessen wilden Geschichten folgt Johanna kurz entschlossen in die große böse Stadt Hamburg, und findet sich alsbald wieder im Halbdunkel der Unterwelt, mit einem korrupten Polizisten (Gottfried John) und dem rachsüchtigen Söhne-Trio eines toten Gangsterbosses hinter sich, die entweder ihr oder Max oder beiden zusammen ans Leder wollen.

Was hier vielleicht flott und - angesichts der hochkarätigen Besetzungsliste - vielversprechend klingt, entpuppt sich leider schnell als dröge umgesetzte Möchtegern-Krimikomödie, bei der man das Gefühl nicht los wird, dass Autor Martin Rauhaus ein bisschen Tarantino spielen wollte, Regisseur Mark Schlichter aber nicht gemerkt hat, dass das mit einer behäbigen Fernseh-Inszenierung nicht zusammen passt. Immerhin konsequent, denn der Titel "Cowgirl" mag auch nicht zu Hauptfigur oder Story passen.
Angesichts der knackigen Länge von 82 Minuten und einem Plot mit viel Weglaufen und Verfolgungsjagden ist es schon erstaunlich, wie langsam sich "Cowgirl" anfühlt - was allerdings daran liegen kann, dass die ständige Flucht von Paula/Max vor ihren Verfolgern über den Selbstzweck - namentlich: auf Teufel komm raus Tempo generieren - nicht hinaus kommt und ergo scheitert, weil sich die Geschichte nicht mitentwickelt. Auch keinen sonderlichen Gefallen tut sich "Cowgirl" damit, seinen Zuschauern fortlaufend unfreiwillig ablenkende Kleinigkeiten zu servieren, die einem vernünftigen Eintauchen in den Film im Weg stehen: Da fragt man sich des öfteren, woher Johanna eigentlich den Spitznamen Paula hat und warum die Figur denn nicht gleich so genannt wurde, wenn man das offensichtlich für cooler erachtete. Oder wundert sich über den dummen Besetzungsfehler, den ohnehin überflüssigen (weil nur blöd rumheulenden) Gangster-Sohn Kläuschen Blessing von Sönke Möhring spielen zu lassen, der seinem Bruder Wotan wie aus dem Gesicht geschnitten ist und ergo nicht im selben Film auftauchen sollte - höchstens als sein Bruder. Apropos hoch: Wer in einem der obersten Stockwerke eines Hochhauses von seinen Verfolgern überrascht wird, flüchtet selbstverständlich nach oben - schließlich sind die besten Fluchtwege auf dem Dach. Oder zumindest die nächste Gelegenheit für eine unbeholfen eingebaute Actionszene (auf die die Macher dann auch noch über alle Maßen stolz sind). Oh weia.
Gegen die gewollte, aber nicht geglückte Cleverness des Drehbuchs und die steife Regie kämpft Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara wie gegen Windmühlen - leider vergeblich und doppelt schade, weil Lara mit ihrer überspitzten Vorstellung als einzige in der Lage ist, dem Film eben jene Überschuss-Energie zu verleihen, die er in all seinen Details versprühen sollte. Vom Rest des Ensembles gibt's auch nicht sonderlich viel Hilfe: Gottfried John verlässt sich darauf, dass das Herumtragen seiner bekannten Tränensäcke als Bösewicht-Performance schon ausreicht; Wotan Wilke Möhring, ansonsten einer unserer stillen Besten (siehe "Eierdiebe"), wirkt ein wenig verunsichert und allein gelassen; Peter Lohmeyer ist in der unausgegorenen Rolle als Paulas spießiger Ehemann einfach nur verschwendet; und Ralf Richter beweist als ältester Gangster-Sohn einmal mehr, warum er einzig mit seinen Oberproll-Rollen wie in "Bang Boom Bang" oder "Was nicht passt, wird passend gemacht" in Erinnerung bleibt - weil er anderswo einfach nicht überzeugend ist.

So ist "Cowgirl" leider nicht mehr als ein gefundenes Fressen für all jene, die deutsche Filme gerne pauschal als unfähig abstempeln, konkurrenzfähige Kino-Unterhaltung abzuliefern. Als absurde Krimi-Komödie geplant, verflacht der Film als unkomischer, lahm inszenierter Gähner, dem man mit gutem Willen höchstens noch das Prädikat "netter Versuch" geben kann. Dieses "Cowgirl" wäre besser in seinem Kuhdorf geblieben.


Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.