Captain America: Brave New World

Originaltitel
Captain America: Brave New World
Land
Jahr
2025
Laufzeit
118 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 12. Februar 2025

Aufgrund des nachlassenden Erfolges hat sich bekanntlich die Schlagzahl, mit der neue Marvel-Filme ins Kino gebracht werden, deutlich verlangsamt. Und eine wirklich sichere Nummer ist auch der vierte Beitrag der „Captain America“-Reihe nicht unbedingt, hat doch der bisherige Schild- und Helmträger Steve Rogers selbige an den Nagel gehängt und an seinen Kumpel Sam Wilson weitergegeben. Das Hin und Her, dass es dabei in der bei Disney+ laufenden Serie „The Falcon and the Winter Soldier“ zu sehen gab, muss man aber nicht unbedingt verfolgt haben, um sich nun in „Brave New World“ zurechtzufinden. Hilfreich ist dagegen eine gewisse Kenntnis der Vorgänge aus dem „Hulk“-Film von 2008, seinerzeit erst der zweite Beitrag überhaupt innerhalb des Marvel Cinematic Universe. Sehen wir hier doch den damaligen Gegner des Titelhelden und selbsternannten „Hulk Hunter“ General Ross nun in der Rolle des Präsidenten der USA (nach dem Tod von William Hurt jetzt verkörpert durch Harrison Ford). Der bemüht sich um Aussöhnung mit den Superhelden, doch als es bei einer Veranstaltung im Weißen Haus zu einem Terrorangriff kommt, an dem auch ein guter Freund des neuen Captain America beteiligt ist, schlägt die Stimmung schnell wieder um. Dabei steckt hinter der Aktion in Wahrheit jemand ganz Anderes. 

Während der ersten halben Stunde wird noch nicht ganz klar in welche Richtung es denn nun mit diesem Neustart gehen soll, was vor allem daran liegt, dass in diesen rund dreißig Minuten im Grunde nichts passiert. Abgesehen von ein bisschen freundlicher Nachhilfe für diejenigen, die nicht jeden Schnipsel des Marvel-Filmuniversums im Kopf haben, und ein wenig Palaver unter Freunden. Doch dann wird es langsam deutlich: Nicht in Richtung des Supersoldaten des ersten Films und auch nicht an den Massenauflauf von Helden in "Civil War", sondern an den Ausflug ins Genre des klassischen Polit-Thrillers, der vor gut einer Dekade dafür sorgte, dass wir mit dem "Winter Soldier" (hierzulande als "Return of the First Avenger" gelaufen) den wohl stärksten Beitrag der Reihe serviert bekamen. Mit einem zwar patriotischen, oft aber auch an der Obrigkeit zweifelnden Captain und einem Umfeld, das etwas geerdeter daher kam und nicht ganz so stark von Superwesen dominiert wurde.

Daran versucht „Brave New World“ nun anzuknüpfen und hey, was könnte näher an der aktuellen Realität sein als ein US-Präsident, der sich einen Ruf als aggressiver Hardliner erarbeitet hat und bei dem man sich fragt, ob er nach dem Einzug ins Weiße Haus vielleicht doch etwas versöhnlicher und umgänglicher agieren wird? 

So stellt Harrison Fords Einzug ins Marvel-Universum dann auch mehr als nur einen Gastauftritt mit überschaubarer Leinwandzeit dar, wie es noch bei Robert Redford im zweiten Film der Fall war. Man könnte sogar darüber streiten, ob Fords Präsident Ross nicht sogar die eigentliche Hauptfigur des Films ist, zumindest ist es aber diejenige mit der man sich hier in Sachen Charakterisierung und Entwicklung am Meisten beschäftigt. Auch die Motivation des Bösewichts steht in Verbindung mit dem Präsidenten, so dass für Anthony Mackie als Titelheld im Grunde nur eine eher funktionale Rolle bleibt, in der der Captain halt für die unvermeidlichen Kampf- und Actionszenen zuständig ist.

Glänzen lässt sich damit nicht so richtig und daher bleibt der neue Schildträger aktuell schon noch etwas blass im Vergleich zu seinem Vorgänger, was hier übrigens auch der Präsident so sieht. Die im Film erstmal nur kurz angedachte Idee einer Neugründung der Avengers klingt zweifelsohne spannend, diese von Sam Wilson zusammenstellen und führen zu lassen wäre aber eventuell nicht die beste Wahl.  

Wobei sich gegen die Kampfszenen, in denen es auch bewusst „konventionell“ zugeht und keine Superwesen mit Energie- oder Lichtblitzen um sich schlagen, für sich genommen wenig sagen lässt. Vergleicht man sie jedoch mit denen aus dem bereits erwähnten "Winter Soldier" muss man aber konstatieren, dass die dagegen dann doch ziemlich abstinken (Stichwort "Helicarrier"). Und problematisch wird es, wenn sich das Ganze in Richtung Finale bewegt, wo es nach der Mutation einer der zentralen Figuren schließlich doch noch zur großen Monsterklopperei kommt. Die in diesem Umfeld aber fast schon befremdlich wirkt, da damit plötzlich der Ton (zu) stark ins Comic- und Fantasyhafte driftet. Was an sich natürlich nichts Ungewöhnliches innerhalb des Marvel-Universums ist, zu diesem politischen Drama aber doch nicht so recht passen mag.

Ein stilistischer Bruch, der einfach zu krass ausfällt und die eh schon recht simpel gehaltene Story zu einem plumpen Ende führt. Und im Endergebnis einen Film ergibt, der insgesamt höchstens solide daherkommt und die aktuell etwas ratlose Marvel-Fangemeinde vermutlich nicht wirklich begeistern wird.

Bilder: Copyright

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