Boston Strangler

Land
Jahr
2023
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 16. März 2023

Der "Boston Strangler" war ein Serienmörder, der Anfang der 60er Jahre die Metropole in Neu-England in Angst und Schrecken versetzte, als ihm über ein Dutzend zumeist ältere Frauen scheinbar ohne Schema zum Opfer fielen. Die Jagd auf den Täter beschreibt der gleichnamige Spielfilm nun als feministisch angehauchte Heldinnen-Geschichte aus Perspektive der Reporterin Loretta McLaughlin (Keira Knightley), welche mit dafür sorgte, die Öffentlichkeit überhaupt auf die laufende Mordserie aufmerksam zu machen und die Verfehlungen der Polizei bei den Ermittlungen aufzudecken.

Der Krimi hüllt sich dabei ins Gewand einer Emanzipationsgeschichte, denn McLaughlin arbeitet bei einer großen Bostoner Tageszeitung, darf dort aber nur über klassische Frauenthemen schreiben. Erst, als sie durch eigenmächtige Recherchen einer laufenden Mordserie auf die Schliche kommt, darf sie zusammen mit ihrer erfahrenen Kollegin Jean Cole (Carrie Coon) die weitere Berichterstattung zur Mörder-Suche übernehmen - was von ihrer Zeitung zugleich öffentlichkeitswirksam ausgeschlachtet wird: "Schaut her, bei uns berichten zwei Frauen!". Auf einmal ist Loretta stadtbekannt - und zieht dadurch mehr Aufmerksamkeit auf sich, als ihr lieb ist, denn nun weiß auch der Killer, wer sie ist...

"Boston Strangler" arbeitet sich an diversen feministischen Untertönen ab, die zu seiner Handlungszeit noch von bedrückender Relevanz waren, von Lorettas Schwierigkeiten, überhaupt ernstgenommen zu werden, bis hin zum familiären Druck, sich gefälligst in ihre Rolle als Ehefrau und Mutter zu ergeben, statt ihre Karriere zu verfolgen. Das passiert allerdings ziemlich plakativ und platt, und manchmal wünscht man sich schon eine subtilere Note oder etwas mehr Tiefe. Zumindest bis zur zweiten Hälfte des Films, denn dann wünscht man sich, überhaupt noch irgendwas zu diesem Thema zu sehen.  

Wenn die Suche nach dem Täter immer dringlicher wird und sich das Krimi-Puzzle mehr und mehr zusammenfügt, interessiert sich der Film nämlich irgendwann nur noch dafür und verliert die zuvor etablierten Nebenaspekte seiner Heldinnen-Geschichte fast vollständig aus dem Fokus. Das ist schade, weil es den Eindruck erweckt, dass man sich zuvor nur in ein Deckmäntelchen der Progressivität gehüllt hat, diese Aspekte der Geschichte den Machern dann letztlich aber doch irgendwie egal waren. 

Dabei hätte es dem Film sicher gutgetan, mehr bei seiner Heldin und ihrem persönlichen Kampf zu bleiben. Denn in der zweiten Hälfte ist "Boston Strangler" nichts weiter mehr als eine zwar ordentlich ausgeführte, aber doch recht schablonenhafte Serienmörder-Mystery-Hatz. Zugutehalten kann man dem Film, dass er dabei durchweg spannend bleibt und die schlussendliche Auflösung zu überraschen weiß (zumindest, wenn man über die Geschichte des "Boston Strangler" noch nichts weiß - es empfiehlt sich, nicht im Voraus bei Wikipedia nachzulesen, denn dann ist der Spaß dahin). Aber irgendetwas wirklich Neues oder Aufregendes hat der Film seinem Genre nicht beizutragen. Gute, historisch angehauchte Krimi-Unterhaltung für einen Sofa-Abend, mehr aber auch nicht.   

Bilder: Copyright

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