Birthday Girl

Jahr
2001
Laufzeit
93 min
Genre
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 16. Januar 2011
Manche überflüssige Filme sind, trotz all ihrer Mittelmäßigkeit, interessante Lektionen darüber, wie die geldgeile Filmwelt wirklich funktioniert. Ein solches Beispiel ist "Birthday Girl". Dieser Streifen ist eigentlich fast drei Jahre alt und lag eine ganze Weile in den Regalen von Miramax rum, die sich wohl ziemlich klar darüber waren, dass seine Veröffentlichung mehr Geld kosten als einbringen dürfte. Doch wie heißt es so schön, jeder hat einmal seine 15 Minuten des Ruhms, auch dieses Stück Zelluloid. Denn dank ihrer famosen Vorstellungen in "The Others" und "Moulin Rouge" ist Nicole Kidman momentan die heißeste Ware, die Hollywood zu bieten hat. Vincent Cassel und Matthieu Kassovitz sind nach ihren Erfolgen mit bzw. in "Die purpurnen Flüsse" und "Die fabelhafte Welt der Amelie" Frankreichs neueste Export-Schlager. Und so wird - schwuppdiwupp - eine eigentlich schon zurecht vergessene Möchtegern-Komödie (in der keiner der besagten Stars heute noch mitspielen würde) mit den dreien abgestaubt und mit dicker Werbekampagne in die Kinos gebracht. Um die Gunst der Stunde zu nutzen und möglichst viel Profit aus einem Produkt rauszuschlagen, von dem die Verantwortlichen eigentlich wissen, dass es Mist ist. That's Showbusiness. 

Die Hauptrolle in "Birthday Girl" spielt der bemitleidenswerte Ben Chaplin, der bereits Anfang 2001 durch die mit einem ähnlichen Schicksal behaftete Gurke "Lost Souls" wandelte. Hier spielt er den englischen Biedermann John Buckingham (keine Sonderpunkte für kreative Namensgebung), der in einem stinklangweiligen Londoner Vorort ein stinklangweiliges Leben als Bankangestellter zweiter Klasse fristet. Um ein wenig Licht in sein tristes Dasein zu bringen, bestellt er sich übers Internet eine Mailorder-Braut aus Russland. Die entpuppt sich bei ihrer Ankunft zwar als ausnehmend gutaussehend (Nicole Kidman halt), spricht aber kein Wort Englisch. Das daher im Raum stehende Kommunikationsproblem und Johns anfängliche Unzufriedenheit mit der eingekauften "Ware" wandelt sich indes bald, nachdem Nadia - so ihr Name - John's Porno-Sammlung gefunden hat und freimütig einige der dort präsentierten Praktiken mit ihm nachstellt. 
Selbstverständlich bleibt dieser neue Alltag voll sexueller Erfüllung aber nicht lange erhalten: An Nadias Geburtstag tauchen plötzlich zwei angebliche Cousins aus Russland auf (Cassel und Kassovitz, für zwei Franzosen sehr russisch), von denen zwar zumindest einer Englisch spricht, die aber mit ihren vielen Wodkaflaschen schwer wieder loszuwerden sind. Wir wollen die obligatorische Plot-Wendung einmal verschweigen, aber natürlich ist nicht alles so, wie es zunächst scheint, und John findet sich alsbald in der Rolle des flüchtigen Bankräubers wieder. 

Sollte es dieser Inhaltsangabe versehentlich gelungen sein, den Film interessant erscheinen zu lassen, so muss hier direkt ein Klarstellung folgen: Nein, interessant ist "Birthday Girl" nicht. Auch nicht komisch, oder überraschend, oder was man sich auch immer von einem Kinobesuch verspricht. Auch wenn es etwas schwer fällt, den Finger genau auf das Problem zu legen - bei diesem Streifen hapert's an allen Ecken und Enden, er ist schlichtweg lahm. 
Das ist sicher nicht die Schuld von Nicole Kidman, die als russische Einkaufsgattin eine tolle Vorstellung abliefert und so retrospektiv beweist, dass das letzte Jahr kein zufälliges Formhoch war. Aber weder sie noch ihre passabel aufspielenden männlichen Kollegen können viel retten in einem Machwerk, dem es schon von vornherein an der nötigen Puste für den langen Weg aus der Mittelmäßigkeit fehlt. 
Das Phänomen der Mailorder-Bräute mag vielleicht zunächst wie ein vielversprechendes Thema für eine Komödie aussehen, bei näherem Betrachten kommt man mit dem vorhandenen Gagpotential aber nicht mal über eine halbe Stunde. So erscheint die Handlung von "Birthday Girl" auch unbeholfen aufgebaut, mal unnötig überhastet, mal mühsam gestreckt, und hätte bei vernünftigem Pacing wohl auch nur einen halben Film ergeben. Dementsprechend vorhersehbar sind alle entscheidenden Wendungen, so dass auch hier keine Erholung von den seltsam unkomischen Komödien-Versuchen zu finden ist. Angesichts dessen, dass "Birthday Girl" eigentlich ein englischer Film ist und man aus diesem Lande die beste Komödien-Kost des Kontinents gewohnt ist, gleich eine doppelte Enttäuschung. 
Wer übrigens bei den Stichwörtern "Nicole Kidman" und "Porno nachspielen" hellhörig geworden ist, kann sich ebenfalls getrost den Gang ins Kino sparen. Kreuzbieder kommt die Inszenierung der anfänglichen Bettspiele daher, und das Intimste, was man von Frau Kidman in diesem Film zu sehen bekommt, ist ein bisschen Kotze am Straßenrand. 
Wie unkomisch "Birthday Girl" tatsächlich ist, lässt sich auch an der Tatsache ablesen, dass der amerikanische Verleih diese Komödie im Trailer als Thriller vermarkten wollte. Ein weiteres Indiz warum dieser Film getrost im Regal hätte liegen bleiben können.

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